Sachsen-Anhalt Arme Kinder häufiger krank: Netzwerk fordert verpflichtende Arztbesuche
In Sachsen-Anhalt war 2023 jedes vierte Kind von Armut bedroht. Das überparteiliche Netzwerk gegen Kinderarmut hat am Montag politische Lösungsansätze diskutiert. Neben verpflichtenden medizinischen Vorsorgeuntersuchungen fordern die Partner flächendeckende Schulsozialarbeit.
- Armut wirkt sich bei Kindern und Jugendlichen oft auch negativ auf die Gesundheit aus. Vorsorgeuntersuchungen könnten helfen.
- Jedes vierte Kind in Sachsen-Anhalt ist von Armut bedroht.
- Netzwerk gegen Kinderarmut fordert außerdem flächendeckende Schulsozialarbeit.
Das Netzwerk gegen Kinderarmut in Sachsen-Anhalt hat sich für verpflichtende medizinische Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen ausgeprochen. Roland Achtzehn vom Verband der Kinder- und Jugendärzte und Mitglied im Netzwerk sagte am Montag in Magdeburg, dass Kinder aus armen Verhältnissen oft durch sprachliche und motorische Defizite auffielen und allgemein häufiger krank seien.
Mit verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen könne die gesundheitliche Entwicklung der betroffenen Kinder und Jugendlichen verbessert werden, mögliche Kindeswohlgefährdungen würden früher erkannt, so Achtzehn. In anderen Bundesländern gebe es hierfür bereits Modelle.
Jedes vierte Kind von Armut bedroht
Laut sachsen-anhaltischem Kinder- und Jugendring war 2023 jeder vierte Minderjährige (24,8 Prozent) von Armut bedroht. Sachsen-Anhalt liegt damit deutlich über dem Bundesschnitt von 20,7 Prozent. Das geht aus dem Mikrozensus hervor.
Das überparteiliche Netzwerk gegen Kinderarmut gibt es seit 2017. Zum Netzwerk gehören unter anderem Parteien, Krankenkassen, Medizinverbände und Kirchen. Für die Schwerpunkte Bildung, Partizipation und Gesundheit haben die Partner am Montag in Magdeburg über politische Lösungsansätze diskutiert.
Netzwerk fordert flächendeckende Schulsozialarbeit
Neben Vorsorgeuntersuchungen drängt das Netzwerk außerdem auf eine flächendeckende Einführung von Schulsozialarbeit. Diese solle in allen Schulen angeboten und langfristig finanziert werden, heißt es in einem neuen Positionspapier. Laut Aktionsbündnis Schulsozialarbeit wird derzeit nur an 480 der rund 860 allgemeinbildenden Schulen im Land Schulsozialarbeit angeboten.
Um die Finanzierung wird in Sachsen-Anhalt immer wieder gerungen. Aufgrund befristeter Fördermaßnahmen standen Stellen zuletzt regelmäßig auf der Kippe. Das Netzwerk spricht sich zudem dafür aus, auch für Kindertagesstätten eine Kitasozialarbeit aufzubauen. "Frühzeitige Interventionen können Entwicklungsverzögerungen und sozialen Benachteiligungen entgegenwirken", heißt es in dem Papier.
Zahngesundheit im Bildungsprogramm verankert
Zu den Erfolgen des Netzwerks zählt Eva von Angern aus dem Sprecherrat, dass es zuletzt etwa gelungen sei, bei der Überarbeitung des Kita-Bildungsprogramms das Thema Zahngesundheit zu verankern. In Kitas müsse nun wieder verpflichtend Zähne geputzt werden. Dafür habe man lange gekämpft, so von Angern. Die Politikerin sitzt auch im Landtag und ist dort Fraktionschefin der Linken.
Aktuell setzt sich das Bündnis auf Landesebene zudem dafür ein, dass das sogenannte Kindschaftsrecht in Bezug auf das Kindeswohl weiterentwickelt wird. So sollen etwa die Beteiligungsrechte von Kindern bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, gestärkt werden.
MDR (Daniel Salpius), dpa