Gewalt- und Radikalisierungsexperte Hans Goldenbaum

Sachsen-Anhalt Beratungsstelle: Angriffe auf Migranten in Magdeburg nehmen zu

Stand: 21.12.2024 22:10 Uhr

Nach dem Attentat in Magdeburg meldet die Fach- und Beratungsstelle für Gewalt- und Radikalisierungsprävention "Salam" Sachsen-Anhalt eine deutliche Zunahme von Übergriffen auf Menschen mit ausländischem Aussehen im Stadtgebiet von Magdeburg. Geflüchtete berichten von körperlichen Angriffen. Menschen würden geschubst, beleidigt oder angespuckt.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

In Magdeburg haben am Tag nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt offenbar mehrere gewaltsame Übergriffe gegen Migranten stattgefunden. Das berichtet die Fach- und Beratungsstelle für Gewalt und Radikalisierungsprävention "Salam". Migrantinnen und Migranten haben demnach von extrem feindseliger Stimmung in der Stadt und verbalen und körperlichen Angriffen berichtet. Dabei handelt es sich um Aussagen der Beratungsstelle.

So seien vermeintliche Migrantinnen und Migranten, die als muslimisch eingestuft wurden, auf der Straße als "Terroristen", "Verbrecher" und "Pack" beschimpft, bespuckt und geschubst worden. Zudem sei es zu körperlichen Angriffen. In einem Fall sei ein Mensch von vier Personen angegriffen und geschlagen worden, in einem anderen gegen ein Auto getreten worden. Er habe über in zehn Jahren in Magdeburg noch nie so eine bedrohliche Stimmung erlebt, wir ein Student zitiert. Berichte der Polizei liegen nicht vor.

Rechtsextreme Rhetorik trägt zu Gewalt bei

Die Beratungsstelle macht unter anderem migrations- und islamfeindliche Rhetorik aus rechtsextremen Kreisen für die Angriffe verantwortlich. Diese trügen zu einer Gewaltdynamik in der Öffentlichkeit bei. Dass diese Rhetorik für den Täter selbst eine zentrale Rolle gespielt habe, werde dabei ausgeblendet oder geleugnet. Der Täter sei selbst eine bekannte rechtsextreme Figur gewesen, die verschiedenen Verschwörungstheorien angehangen habe. Er habe mehrfach verkündet, sich gegen "die Islamisierung Deutschlands" wehren zu wollen.

Rechtsextreme Einzeltäter hätten sich in der Vergangenheit schon mehrfach im Internet radikalisiert und zu Gewalttaten motivieren lassen. Ähnliches sei beispielsweise beim Attentäter von Hanau zu beobachten gewesen.

MDR (Leonard Schubert)