Peter Gehlmann steht in der Tür seines Museums

Sachsen-Anhalt "Das ist meine Welt": Rentner in Hüttenrode hat eigenes Sport-Museum

Stand: 25.09.2024 21:08 Uhr

Der Hüttenröder Peter Gehlmann ist 83 Jahre alt und sammelt in seinem Museum alles rund um die Geschichte des Sports in seinem Heimatdorf im Harz, ein Orts-Besuch.

Von Lucas Riemer, MDR SACHSEN-ANHALT

Wimpel und Trikots hängen an den Wänden in "Peters Sportmuseum" im 900-Seelen-Dorf Hüttenrode. Pokale stehen auf Tischen und Regalen, an der Eingangstür kündet ein Poster von der Friedensfahrt 1981. Peter heißt mit Nachnamen Gehlmann und ist hier der selbst ernannte "Verwalter und Gestalter".

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Welchen Tabellenplatz die Hüttenröder Fußballer 1969 in der Liga belegt haben oder wer in den 1990er-Jahren das große Volleyball-Turnier im Ort gewonnen hat, das alles weiß Peter Gehlmann oder kann es in seinem Archiv nachschlagen. Denn als Orts-Chronist in Hüttenrode hat es Gehlmann vor allem der Sport angetan. "Ich sammle seit vielen Jahren alles, was den Sport und das Leben im Dorf betrifft und bin froh, dass es nicht umkommt", sagt der 83-Jährige.

Was anfangs ein privates Hobby war, mündete schließlich in einem ganzen Museum, untergebracht in zwei Bungalows neben dem Hüttenröder Sportplatz, auf und neben dem Gehlmann einen Großteil seines Lebens verbracht hat.

Blick in das Sportmuseum Hüttenrode

Blick in das Hüttenröder Sportmuseum.

Vom Fußballmanager zum Sammler

1964 kam Gehlmann als junger Lehrer nach Hüttenrode. Eigentlich wollte er in eine größere Stadt, doch als frischer Absolvent sollte er seinen Dienst nach Willen der DDR auf dem Dorf beginnen, sagte er. Vier Orte gab man Gehlmann zur Wahl. Der kaufte sich eine Zeitung, guckte, welches der Dörfer den besten Fußballverein hatte und wählte so Hüttenrode aus.

Viele Jahre lang managte er danach die Fußballer des SV "Glück auf" und begann während dieser Zeit, alle möglichen Devotionalien zu sammeln. Über die Jahrzehnte kamen so Hunderte Ausstellungsstücke zusammen, von Trikots über Wimpel, Zeitungsausschnitte und Poster bis hin zu Pokalen. "Das ist mein Leben, meine Welt. Als ich noch gut laufen konnte, bin ich jeden Tag hergekommen. Jetzt komme ich noch mindestens zweimal in der Woche und freue mich, dass wir das alles gesammelt haben", sagt Gehlmann.

MDR SACHSEN-ANHALT schenkt im Herbst vielen Dörfern im Land einen Platz im Radio. So kann Ihr Dorf dabei sein:

Sogar eine Chronik aller Ergebnisse der Hüttenröder Fußballmannschaften seit 1945 hat er geschrieben. Sie hat fast 1.800 Seiten. Fortgeschrieben wird sie jedoch nicht, denn seit 2011 hat Hüttenrode keine eigene Fußballmannschaft mehr. Wie in vielen Dörfern fehlte es auch in dem kleinen Harz-Ort an genügend Nachwuchs.

Täve Schur war auch schon da

An Aufgaben mangelt es Gehlmann deswegen aber nicht. Neben dem Fußball gilt seine Sammelleidenschaft auch dem Wintersport und dem Volleyball. Schon seit den 1970er-Jahren findet auf dem Hüttenröder Sportplatz gleich neben dem Museum ein großes Volleyball-Turnier statt, an dem inzwischen jedes Jahr 72 Mannschaften teilnehmen. Früher kümmerte sich Gehlmann selbst um die Organisation des Turniers, inzwischen hat sein Sohn dieses Amt übernommen. Doch Andenken sammeln, übernimmt weiterhin Gehlmann Senior.

Ausstellungsstücke im Sportmuseum Hüttenrode

In dem Museum werden Hunderte Ausstellungsstücke gezeigt.

"Ich wünsche mir, dass ich das noch eine ganze Zeit machen kann und dass es jemanden gibt, der das aufrechterhält, wenn ich sage, ich kann doch nicht mehr", sagt Peter Gehlmann. Besonders freut ihn, dass immer wieder Touristen in das kleine Museum am Rande des Sportplatzes kommen und sich für seine Sammlung interessieren. Sogar Radsport-Legende Täve Schur war schon da, berichtet Gehlmann.

MDR SACHSEN-ANHALT war im Zuge der Aktion "Ein Dorf macht Radio" zu Besuch in Hüttenrode. Eine Übersicht über alle Bewerber-Dörfer finden Sie hier:

Wer hinein wolle, müsse ihn anrufen oder einfach auf gut Glück vorbeikommen, sagt der Rentner. Denn noch immer verbringt er viele Stunden in der Woche in den beiden Bungalows am Rande des Hüttenröder Sportplatzes – um all die Erinnerungen an die kleinen und großen Geschichten, die sich dort einst zugetragen haben, für die Nachwelt zu bewahren.

MDR (Lucas Riemer)