Andreas Emler

Sachsen-Anhalt Der heimliche Schlossherr von Köthen

Stand: 20.07.2024 05:00 Uhr

Das Köthener Schloss gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Stadt. Eigentümer ist die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Genutzt wird das Schloss museal und kulturell. Und einer gehört fest dazu: Hausmeister Andreas Emler.

Von Grit Lichtblau, MDR SACHSEN-ANHALT

Der heimliche Schlossherr, das ist Emi. Eigentlich Andreas Emler. Ein echter Köthener. Der Name Andreas sei damals oft vorgekommen und irgendwann wurde dann aus Andreas Emi, erinnert er sich. Es soll sogar Leute geben, die seinen richtigen Vornamen gar nicht kennen.

Emi ist Hausmeister, oder Facility Manager oder einfach Mädchen für alles. Denn wenn im Schloss eine Lampe ausgewechselt, etwas repariert werden muss, wenn für Veranstaltungen Stühle aufgestellt oder Handwerker eingewiesen werden müssen oder für die Kinder ein Lagerfeuer angezündet wird, ist Emi zur Stelle.

"Ich kenne etwa 95 Prozent des Schlosses", sagt der 62-Jährige. Die restlichen fünf Prozent liegen wahrscheinlich unterirdisch, nur daher kennt der Köthener sie nicht.

Wenn ich eine alte Truhe reparieren muss, kann ich doch keine neue Kreuzschraube nehmen. Andreas "Emi" Emler, Hausmeister Schloss Köthen |

Einzigartiger Spiegelsaal als "Wohnzimmer"

Seit 36 Jahren macht er den Job nun schon, zunächst im alten Museumsbau in Köthen, seit 1996 im Schloss. Wer zu Emi will, muss hinabsteigen. Denn seine Werkstatt liegt im Keller des Schlosses.

Ein großer alter massiver Karteikartenschrank ist quasi das Herzstück. Nägel, Schrauben alles lagert hier, einige haben schon Rost angesetzt. "Wenn ich eine alte Truhe reparieren muss, kann ich doch keine neue Kreuzschraube nehmen", wirbt er lachend um Verständnis.

Und dann lädt er noch in sein "Wohnzimmer" ein. Diesmal geht es aufwärts. Fast behutsam öffnet er die große Tür und steht im einzigartigen Spiegelsaal.

Nach jahrelanger Restaurierung ist dieser 2018 wiedereröffnet worden. Auch Emi erhielt eine Einladung und war mächtig stolz: "Ich habe mich richtig in Schale geworfen mit Anzug und Fliege. Einige haben mich gar nicht erkannt, weil sie mich nur in Arbeitskluft kennen."

Andreas Emler

In seinem Element: Hausmeister Andreas "Emi" Emler in seiner Werkstatt im Keller des Schlosses.

Genug Anekdoten für Stunden

Stundenlang könnte Emi über Geschichten und kleine Anekdoten berichten. Gern erzählt er über seine tierischen Begegnungen, mit Tauben und Enten und sogar mit einer Maus, die durch den Spiegelsaal gerannt war.

Der Hausmeister hat sie mit Nutella in eine Falle gelockt. "Die Mäuse stehen total darauf, so wie ich übrigens auch", fügt er laut lachend hinzu und betont, dass es eine Lebendfalle war. "Die sind so putzig die Mäuse, und so eine Schlossmaus kann man doch nicht töten, die habe ich wieder ausgesetzt."

Emi, das Schlossgespenst

Wie in jedem ordentlichen Schloss gibt es auch in Köthen ein Schlossgespenst, das immer dann spukt und Geschichten erzählt, wenn Kinder zu Gast sind.

Als für die kleine Zeichenfigur vor zwei Jahren ein Name gesucht wurde, war der schnell gefunden: Emi sollte es heißen. Damit hat das Schloss nun einen Gespenster-Emi und einen richtigen Emi.

Der richtige Emi wird im Dezember 63 Jahre alt. Die Knochen tun inzwischen etwas weh, viele Jahre hat er als Heizer und dann als Hausmeister tonnenweise Kohle geschippt, schwere Dinge getragen. Ob er sein Schloss bald verlassen wird? Emi lässt die Frage unbeantwortet. Aber ohne ihn kann man sich das Schloss Köthen eigentlich kaum vorstellen.

MDR (Grit Lichtblau, Daniel George)