Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Journalisten stehen an den Resten eines Grabhügels der späten Bronzezeit

Sachsen-Anhalt Ein Grabraub in der Bronzezeit

Stand: 19.12.2024 08:29 Uhr

Das Gebiet der künftigen Stromtrasse Südostlink durch Sachsen-Anhalt wird aktuell untersucht. Dabei haben die Fachleute einen Grabraub in der Bronzezeit aufgedeckt. Wahrscheinlich kannten die Täter die tote Person sogar.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Bei archäologischen Untersuchungen an der künftigen Stromtrasse Südostlink haben Archäologinnen und Archäologen einen Grabraub aufgedeckt. Den Angaben zufolge plünderten Raubgräber in der Bronzezeit in einem rund 3.000 alten Hügelgrab bei Nauendorf im Saalekreis zwei Gräber. "Es ist deutlich Schritt für Schritt zu sehen, wie die Grabschänder vorgegangen sind", sagte Susanne Friederich, die das Projekt leitet.

Die Gräber seien nicht im Ganzen freigelegt worden, sondern gezielt an drei Stellen, um den Aufwand zu minimieren. Laut der Archäologin sind genau dort Schmuckelemente zu erwarten – und genau dort hätten auch die Steine gefehlt, mit denen ansonsten das gesamte Grab bedeckt gewesen sei.

Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Journalisten stehen an den Resten eines Grabhügels der späten Bronzezeit

Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt stehen an den Resten eines Grabhügels der späten Bronzezeit, der bei archäologischen Ausgrabungen vor der Errichtung der Stromtrasse SuedOstLink entdeckt wurde.

Archäologische Untersuchungen bis 2025

Aufgrund dieser Beobachtungen vermutet Friederich, dass die Plünderer die gestorbene Person kannten und Mitglied der selben Gemeinschaft waren. Sie hätten ganz genau gewusst, was sie taten. Denn zu späterer Zeit wäre der Archäologin zufolge unklar gewesen, wo die entsprechenden Bestattungen zu finden sind. Der Grabhügel habe einen einen Durchmesser von 13 Metern.

Damals habe man seine Toten ohne Eintiefung in den Boden bestattet. Stattdessen wurde demnach der Untergrund mit Steinpackungen ausgelegt, bevor der Leichnam und dann wieder Steine darüber gestapelt wurden. Mit einem zusätzlichen Grabhügel und Palisadengraben wurden die Gräber gesichert. "Solche Grabhügel wurden von weit her gesehen und man hat gewusst, dass dort wichtige Persönlichkeiten mit Beigaben bestattet sind", sagte Grabungsleiter Jonathan Schulz.

Noch bis 2025 soll der etwa 150 Kilometer lange Abschnitt der Stromtrasse, die zukünftig durch Sachsen-Anhalt gehen soll, archäologisch untersucht werden. Insgesamt soll die Trasse, die von Wolmirstedt bis in die Nähe von Landshut in Bayern reichen wird, 540 Kilometer lang sein.

dpa, MDR (Alisa Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 18.12.2024