Ein Boxerhund liegt auf einer Wiese.

Sachsen-Anhalt Einmal Boxer, immer Boxer: Boxerklub Halle feiert besonderes Jubiläum

Stand: 29.12.2024 16:00 Uhr

Zahlreiche Menschen in Halle haben ihr Herz an Boxerhunde verloren – und sich deshalb in einem Verein zusammengefunden. Das jüngste Vereinsmitglied ist drei Jahre alt, das älteste 71. In diesem Jahr hat der Boxerklub Halle sein 100-jähriges Bestehen gefeiert.

Von Anja Nititzki, MDR SACHSEN-ANHALT

"Hopp!", ruft Babette Reuß und ihr Boxer springt wie auf Knopfdruck über ein Hindernis. Keine Sekunde vor und keine Sekunde nach ihrem Kommando. Bommel von Joelenes Soul, kurz Bommel und sein Frauchen sind im Boxerklub Halle mit 34 Gleichgesinnten auf dem Hundesportplatz auf den Passendorfer Wiesen in Halle zum Training.

Liebeserklärung an den Boxer

Warum muss es ein Boxer sein? Auf diese Frage antwortet Hundefreundin Babette Reuß mit einer Liebeserklärung an ihren Hund: "Als wir Bommel geholt haben, waren meine Kinder noch im Haus. Es musste also ein Hund sein, der kinderlieb ist." Boxer seien geradezu verschrien dafür, dass sie Kinder lieben. Außerdem seien sie hochintelligent, bräuchten ständig Aufgaben und wollen beschäftigt werden.

Training beim Boxerklub Halle

Babette Reuß liebt ihren Bommel.

"Da reicht es nicht, nur zwei Mal in der Woche zum Training auf den Hundesportplatz zu gehen. Ich als Frauchen bin jeden Tag gefordert. Sie sind sehr aktive Hunde. Mal drei Tage in der Woche auf dem Sofa chillen, das geht nicht. Da sagt der Boxer: Los steht auf. Wir gehen raus, jetzt wird gespielt", so Reuß. Nur wenn sie ausgepowert seien, können die Hunde in Ruhe schmusen und ruhig auf dem Sofa liegen. "Sie sind lieb und verträglich gegenüber Mensch und Tier", schwärmt die Hunde-Mama.

Eine Familie mit zwei Hunden.

Boxer gelten als kinderfreundlich. Das jüngste Mitglied im Boxerklub ist drei Jahre als.

100 Jahre Geschichte

Der Boxerklub Halle wurde 1924 gegründet. 100 Jahre sind eine lange Zeit. Mit 71 Jahren ist Heinz Baumbach der Älteste im Klub, seit 53 Jahren ist er Mitglied. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur noch zehn Mitlieder. Das Futter war knapp. Zu DDR-Zeiten wuchs die Mitgliederzahl wieder. Damals hieß der Verein: Sektion Dienst - und Gebrauchshundewesen.

Heinz Baumbach war damals schon Mitglied und zeigt stolz seinen vergilbten Mitgliedsausweis. "Damals in der DDR gab es viele gemischte Hundesportgruppen. Wir waren aber ein reiner Boxerverein. Darauf haben wir Wert gelegt, keine Schäferhunde oder andere Rassen! Bei uns waren nur Boxer erlaubt. Das war das Exotische und das haben wir uns so erhalten bis heute!"

Am Jubiläum sollten alle Boxerfreunde in Deutschland teilhaben. So hat der Boxerklub Halle im Oktober die Deutschen Meisterschaften für Fährtenhunde ausgerichtet. Teilnehmen durften ausschließlich Boxer.

Sitz, Platz, Hopp – Grundlagentraining

Die Grundlage für solche Meisterschaften ist eine solide Grundausbildung für den Hund. Die bekommen die Hunde im Boxerklub. Bis ein Tier auf alle Kommandos hört und alle Lektionen sicher beherrscht, dauert es etwa drei Jahre. Für Hund und Frauchen ist das Training sehr bereichernd. Der Boxer ist wissbegierig und süchtig nach Lob, sagt Babette Reuß, die auch einen Lehrgang zur Ausbildungswartin macht.

Lob erfährt er in Form von Liebkosungen, freundlichen Worten oder Leckerlies. So hat sie es geschafft, dass ihr Bommel "Sitz" macht und auch sitzen bleibt, wenn sie davongeht. Erst auf ihr Zeichen folgt er ihr nach und macht ebenso zuverlässig "Platz". "Es ist die Arbeit mit dem Boxer, die ich liebe. Ich kann ihm etwas beibringen. Er gibt mit etwas zurück, indem er die Aufgaben löst, die ich ihm gestellt habe. Für den Hund ist es ein Spiel. Er macht das gerne."

Einen Mann hält einen springenden Hund an der Leine. Davor steht ein weiterer Mann mit einem Schutzhandschuh.

"Schutzdienst" darf nur der Ausbildungswart mit den Hunden trainieren.

Nach jeder Übungseinheit braucht ihr Bommel eine Pause. Er muss sich schließlich permanent konzentrieren. Das kostet Kraft. Während er in Ruhe im extra für ihn umgebauten Familienauto von Babette Reuß chillt, übt Rüde "Oskar Scheeks vom Bruchsee" den sogenannten Schutzdienst. Im Boxerklub gibt es einen Ausbildungswart. Nur der darf diese Übung machen. Dabei geht es zu wie in der Natur, erklärt die zukünftige Ausbildungswartin Babette Reuß. "Solange der Hund jagt, soll er bellen. Wenn er den Hasen geschnappt hat, schweigt er." Der gepolsterte Arm des Ausbildungswarts stellt den Hasen dar.

Die Königsdisziplin für den Boxer

Die Fährtensuche ist die Königsdisziplin der Boxerfreunde. Babette Reuß tritt eine Fährte auf einer Ackerfläche in der Nähe des Trainingsplatzes. Boxer Bommel soll sie verfolgen. Der Hund erschnüffelt aber nicht die persönliche Duftmarke seines Frauchens, sondern folgt Spuren der Bodenverletzung. "Wenn ich die Fährte lege, dann erzeuge ich beim Treten Bodenverletzungen. Das heißt, es werden Pflanzen zerdrückt, der Boden aufgewühlt, Bakterien verwirbelt. Dieser Spur folgt der Hund."

Und am Ende der Fährte liegt natürlich ein Leckerli für Bommel bereit, der seine Aufgabe mit Bravour meistert. Preisgekrönte vierbeinige Vereinsmitglieder wie der Rüde Dargas, schaffen es sogar einer Fährte auf Feldwegen oder Asphalt zu folgen.

MDR (Anja Nititzki)