Sachsen-Anhalt Erlaubnis für Probebohrungen in der Karstlandschaft Südharz – Verband will klagen
Im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz soll es in Zukunft Probebohrungen nach Gips geben. Die Bohrungen sind umstritten, Umweltverbände befürchten, dass das Schutzgebiet zerstört werden könnte. Umweltschützer wollen gegen die Probebohrungen Klage einrichen.
- Die Erkundungen seien auch keine Entscheidung, tatsächlich Gips abzubauen.
- Der Bund für Umwelt und Naturschutz Sachsen-Anhalt will gegen die Erlaubnis klagen.
- Die Gipskarstlandschaft ist weltweit einmalig.
Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat Probebohrungen nach Gips im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz zugestimmt. Einer Mitteilung zufolge hatte es zuvor intensive Prüfungen gegeben, an denen mehrere Behörden und Ämter beteiligt gewesen waren.
"Die geplanten Erkundungsbohrungen sind mit dem Schutzstatus vereinbar, die geringfügigen Eingriffe [...] finden ausschließlich auf Wegeflächen statt", sagte der Mitteilung zufolge Landrat André Schröder (CDU). Die Erkundungen seien auch keine Entscheidung, in der Karstlandschaft Südharz tatsächlich Gips abzubauen.
Neben den Fachämtern des Landes hat auch das Landesverwaltungsamt die Verfahrensweise des Landkreises grundsätzlich bestätigt.
Umweltverband kündigt Klage an
Kritik gegen die beantragten Probebohrungen gab es unter anderem vom Bund für Umwelt und Naturschutz Sachsen-Anhalt (Bund). Der Bund hatte eine ablehnende Stellungnahme beim Landkreis sowie Protestbriefe aus der Bevölkerung und von Fachleuten eingereicht.
Die Landschaft sei weltweit der einzige Gipskarst mit üppiger Bewaldung. Nach Bekanntgabe der Entscheidung des Landkreises kündigte der Bund am Donnerstag juristische Schritte gegen die Genehmigung an. Der Landrat und die Umweltverwaltung des Kreises würden die Augen vor den Notwendigkeiten zum Schutz der Karstlandschaft verschließen, kritisierte Landesgeschäftsführer Christian Kunz. Es handele sich um die weltweit letzte verbliebene bewaldete Karstlandschaft.
"Verschwindet der Gips, verschwindet mit den Bio- und Geotopen dieses Gebiets ein Welterbe", sagte der Vorsitzende des Bund-Regionalverbands Westharz, Friedhart Knolle. "Höhlen, Quellen und unterirdische Fließwege sowie Lebensgemeinschaften würden für immer vernichtet."
Auch der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher hatte mögliche Probebohrungen kritisiert. Man fürchte die schleichende Zerstörung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz in Sachsen-Anhalt, hieß es zur Begründung.
Einzigartige Landschaft im Südharz
Die Gipskarstlandschaft des Südharzes gilt als ein weltweit einmaliger Naturraum, der sich über rund 100 Kilometer und auf Teile von Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen erstreckt. "Zahlreiche FFH-Gebiete, aber auch viele Steinbrüche, die bereits große Teile der Landschaft zerstört haben, prägen den Gipskarst im Südharz", so der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher.
Das sind FFH-Gebiete
Unter FFH (Flora-Fauna-Habitat) versteht man ein Gebiet, das unter besonderem Natur- und Landschaftsschutz steht.
Sachsen-Anhalt sei das einzige Bundesland, in dem der Gipskarst noch vollständig erhalten sei, schreiben die Experten weiter. "Dieses Gebiet wurde daher konsequenterweise als 'Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz' ausgewiesen – es ist das bisher weltweit einzige nennenswerte Biosphärenreservat im Sulfatkarst der Welt!"
MDR (Michael Rosebrock; Lukas Mauri, Susanne Liermann, Max Schörm)