Schild vor Wohnungsbaustelle

Sachsen-Anhalt Ermittlungen gegen Ex-Geschäftsführer der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft

Stand: 17.07.2024 17:03 Uhr

Im Streit um die Rückforderung von Fördergeldern von der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft ermittelt nun wieder die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Es geht um rund 220.000 Euro. Im Fokus der Ermittler: der ehemalige Geschäftsführer.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG), Daniel Jircik, wird wegen möglichen Betrugs ermittelt. Das hat die Stendaler Staatsanwaltschaft MDR SACHSEN-ANHALT bestätigt. Der Mann war Ende vergangenen Jahres fristlos entlassen worden.

Rückforderung von Fördergeldern

In dem Fall geht es – nach derzeitigem Wissenstand – vor allem um den Bau von Fahrstuhlanlagen im Jahr 2019. Die Landesinvestitionsbank Sachsen-Anhalt hatte 220.000 Euro Fördermittel zurückgefordert, weil das Bauvorhaben vor der Bewilligung der Gelder begonnen worden war.

Ein erstes Strafverfahren wegen Betrugs war Anfang des Jahres eingestellt worden. Nun wird wieder ermittelt, wie Staatsanwalt Thomas Kramer mitteilte. Es gebe zwei neue Strafanzeigen: eine anonyme und eine von der Landesinvestitionsbank.

Der kommissarische Chef der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft, Axel Kleefeldt, bestätigte MDR SACHSEN-ANHALT, dass die Polizei zahlreiche Unterlagen abgeholt habe. Zu einer möglichen Anklage gegen den Ex-Geschäftsführer will sich die Staatsanwaltschaft Stendal derzeit nicht äußern.

Jircik wehrt sich gegen Kündigung

Der 54-jährige Daniel Jircik geht unterdessen gegen seine Kündigung als Geschäftsführer vor. "Das Verfahren läuft noch", sagte er MDR SACHSEN-ANHALT auf Nachfrage. Im September gebe es vor dem Landgericht Stendal den nächsten Termin. Dass nun auch noch einmal strafrechtlich gegen ihn ermittelt wird, könne er nur hinnehmen. "Die Förderproblematik ist sehr komplex, bei fehlerhaften Informationen und Angaben ist man da schnell im strafrechtlichen Bereich", sagt Jircik. 

Derweil tritt Jircik ab 1. August eine neue Tätigkeit bei der GSG Oldenburg Bau- und Wohngesellschaft mbH an. Er wird dort dann ab 1. Januar 2025 Generalbevollmächtigter des Unternehmens. In der niedersächsischen Stadt sind die rechtlichen Auseinandersetzungen von Jircik in der alten Heimat bekannt. Doch bereits im April hatte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) als Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens Daniel Jircik als kommenden Chef vorgestellt.       

Petition zur Wiedereinsetzung in den alten Job

Jircik hatte bereits im Februar eine Unterstützung von ganz anderer Seite bekommen. Der SWG-Mieter Steffen Roske hatte insgesamt 980 Unterschriften für eine Petition zur Wiedereinsetzung des Geschäftsführers gesammelt. Roske hatte im Stadtrat die Unterschriften an den SWG-Aufsichtsratsvorsitzenden und Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos) übergeben.  

Im Übrigen war Daniel Jircik im Juni auch für die Wählervereinigung Pro Altmark zur Kreistagswahl angetreten und hatte mit 730 Stimmen den Einzug in den Kreistag nur knapp verpasst. Das Mandat wäre für ihn in seiner neuen Position allerdings wohl kaum ausfüllbar gewesen. Er hatte sich aufstellen lassen, als seine beruflichen Perspektiven noch nicht klar waren. 

MDR (Bernd-Volker Brahms, Mario Köhne)