Elbe-Gierseilfähre Prettin, 2016

Sachsen-Anhalt Hochwasser: Experten erwarten "keine dramatische Lage in Sachsen-Anhalt"

Stand: 16.09.2024 13:40 Uhr

Starkregen in Osteuropa lässt die Wasserstände der Elbe stark steigen. Nach aktuellen Prognosen wird entlang der Elbe in Sachsen-Anhalt maximal Hochwasser-Alarmstufe zwei von vier erwartet. Die Elbfähren Coswig, Prettin und Pretzsch sind seit Sonntag außer Betrieb.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

In Sachsen-Anhalt erwartet der Landesbetrieb für Hochwasserschutz keine dramatische Hochwasserlage. Das sagte die Direktorin des Landesbetriebs, Martina Große-Sudhues, MDR SACHSEN-ANHALT am Montagmorgen. "Stand jetzt werden wir in dieser Woche entlang der Elbe die Alarmstufe 1 erreichen." An einigen Stellen könne das Elbewasser noch weiter ansteigen: "Wir sehen derzeit aber keine Dramatik wie in Tschechien und Österreich. Dort stehen ganze Dörfer unter Wasser, mehrere Menschen starben oder werden vermisst."

Wenn wir die Scheitelhöhe kennen, können wir genauer berechnen, wie viel Wasser über die Elbe nach Sachsen-Anhalt kommt. Martina Große-Sudhues | Direktorin des Landesbetriebs für Hochwasserschutz

Scheitel des Hochwassers für Mittwoch erwartet

Die Experten des Landesbetriebs für Hochwasserschutz schauen derzeit vor allem nach Ústí nad Labem in Tschechien. "Wir erwarten dort für Mittwoch den Scheitel des Hochwassers", sagte Große-Sudhues. "Wenn wir die Scheitelhöhe kennen, können wir genauer berechnen, wie viel Wasser über die Elbe nach Sachsen-Anhalt kommt."

Derzeit geht die Hochwasserexpertin nicht davon aus, dass das Pretziener Wehr gezogen werden muss. Das Wehr war zuletzt während des Winterhochwassers der Elbe 2023/24 zum Schutz der Landeshauptstadt Magdeburg geöffnet worden.

Wir werden genau beobachten, wie viel Wasser noch nach Sachsen-Anhalt kommt. Martina Große-Sudhues | Direktorin des Landesbetriebs für Hochwasserschutz

Schwarze Elster und Mulde bisher ruhig

Nach den Worten von Große-Sudhues zeichnet sich auch an der Schwarzen Elster im Süden von Sachsen-Anhalt keine beunruhigende Hochwasserlage ab. "Auch die Mulde verhält sich bisher ruhig." In den kommenden Tagen wollen die Mitarbeiter des Landesbetriebs für Hochwasserschutz trotzdem ihren Blick aufmerksam nach Sachsen richten.

"Wir werden genau beobachten, wie viel Wasser noch nach Sachsen-Anhalt kommt." An einigen Stellen, vor allem entlang der Elbe, sei mit der Hochwasser-Alarmstufe 2 zu rechnen", sagte Große-Sudhues MDR SACHSEN-ANHALT. "Bei dieser Hochwasserstufe kann es zu überfluteten Feldern und leichten Verkehrsbehinderungen kommen."

Aktuelle Informationen zur Hochwassergefahr in Sachsen-Anhalt

Derzeit werden den Angaben nach starke Wasserstandsanstiege im tschechischen Einzugsgebiet von Elbe und Moldau beobachtet. Das geht aus einer Vorhersage der Landeshochwasserzentrale von Sonntagnachmittag (Stand: 13 Uhr) hervor. Der Wasserstand an der Elbe steigt weiter. Am Pegel Dresden soll Montagnachmittag der Richtwert der Alarmstufe 3 überschritten werden.

Es sei auch an den unterliegenden sachsen-anhaltischen Pegel mit Überschreitungen von Meldegrenzen und Alarmstufen im Laufe der nächsten Woche zu rechnen, heißt es in der Mitteilung. Eine Überschreitung der Meldegrenze am Pegel Wittenberg ist demnach in den frühen Morgenstunden am Dienstag zu erwarten, am Pegel Dessau-Leopoldshafen soll das in der Nacht zum Mittwoch passieren.

Für die Pegel Aken und Barby im Landkreis Anhalt-Bitterfeld wird das Erreichen der Alarmstufe 1 am Donnerstag erwartet. Tendenz sei weiter steigend. Zum Ende der Woche könnte das den Experten zufolge auch in Niegripp nahe Magdeburg und in Tangermünde der Fall sein.

Elbfähren stellen Betrieb ein

Zur Hochwasserlage in den Flussgebieten in Sachsen-Anhalt informiert der Landesbetrieb für Hochwasserschutz regelmäßig.

In Sachsen-Anhalt sind die Elbfähren Coswig, Pretzsch und Prettin im Kreis Wittenberg wegen Hochwassers seit Sonntag außer Betrieb.

Elbe-Gierseilfähre Prettin, 2016

Wegen höherer Wasserstände fahren einge Elbfähren zurzeit nicht über die Elbe.

Hochwasserwarnungen und Handlungsempfehlungen

Den Angaben der Zentrale zufolge würde das Erreichen der Alarmstufe 1 bedeuten, dass die Elbe stellenweise ausufern kann, jedoch nur in kleinerem Ausmaß. Zwar gelte dann, wachsamer zu sein, allerdings besteht für Anlieger noch keine Gefahr.

Blick auf Wasserstände von Elbe und Saale

Das Länderübergreifende Hochwasser Portal spricht für die Saale seit Freitagnachmittag eine Hochwasser-Vorwarnung aus. Für den Elbestrom in Sachsen-Anhalt gilt seit Sonntagfrüh eine mittlere Hochwasserwarnung. Das Portal empfiehlt, sich in beiden Flussregionen über die aktuelle Wetter- und Hochwasserentwicklung zu informieren. Für die Elbregion rät es außerdem dazu, Autos aus den hochwassergefährdeten Bereichen zu entfernen und sich selbst nicht in der Nähe des Flusses aufzuhalten.

Hochwassergefahr in Europa

Weite Teile Osteuropas kämpfen nach tagelangem Starkregen gegen Hochwasser und Überschwemmungen an. Beim Hochwasser in Tschechien hat es den ersten bestätigten Todesfall gegeben. Nach Angaben der Polizei ertrank ein Mensch in einem Fluss. Zudem würden mindestens sieben Menschen vermisst. Unter ihnen seien drei Insassen eines Autos, das im Altvatergebirge in einen Fluss gestürzt sei. Kritisch ist die Lage auch in der Slowakei, in Polen, Rumänien und in Österreich.

dpa, MDR (Cynthia Seidel, Johanna Dauer, Susanne Ahrens, Stephan Schulz)