Kind in Therapie

Sachsen-Anhalt Familientagesklinik für psychisch Erkrankte in Wittenberg geplant

Stand: 10.10.2024 14:47 Uhr

In Wittenberg entsteht bis 2026 eine Familientagesklinik für psychisch Kranke. Dort können acht Familien gleichzeitig behandelt werden. In Sachsen-Anhalt leiden laut einer Studie der AOK 244.000 Menschen an Depressionen.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

In Lutherstadt Wittenberg soll eine Familien-Tagesklinik für psychisch Erkrankte entstehen. Für den Neubau auf dem Gelände der Bosse Klinik stellt das Land Sachsen-Anhalt 3,6 Millionen Euro bereit. Der Fördermittelbescheid dazu ist am Donnerstag übergeben worden, dem "Welttag der seelischen Gesundheit". 2026 soll die Familientagesklinik fertig sein.

Versorgungslücke in der Region soll geschlossen werden

Das Geld stammt nach Angaben des Gesundheitsministeriums aus dem Corona-Sondervermögen. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte bei der Übergabe des Förderbescheides, psychische und psychiatrische Erkrankungen seien immer noch ein Tabu-Thema in der Gesellschaft. Behandlungsbedürftige Kinder und Familien benötigten aber besonderen Schutz. Mit dem Neubau werden laut Grimm-Benne Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Kinder und Eltern stabilisiert werden.

Nach Angaben der Bosse Klinik können dort bis zu acht Familien gleichzeitig in einer Gruppe behandelt werden. Somit hätten Eltern und Kinder, die von psychischen Erkrankungen betroffen sind, einen geschützten Raum für Heilung und langfristige Unterstützung. Bislang fehle ein derartiges Angebot in der Region Wittenberg.

Tagesklinik auch in Gardelegen

Im August 2024 war in Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel eine Tagesklinik für psychisch Erkrankte eröffnet worden. Laut dem Salus-Fachklinikum Uchtspringe wurde dafür die frühere Kinderklinik in Gardelegen umgebaut und saniert. Insgesamt stehen demnach dort 20 Plätze für erwachsene Patienten bereit, die etwa an einer Depression oder Angststörungen leiden. Weitere Tageskliniken im Norden Sachsen-Anhalts gibt es bereits in Salzwedel, Seehausen und Stendal.

Über 200.000 Menschen in Sachsen-Anhalt an Depression erkrankt

Laut einer Untersuchung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) waren 2022 in Sachsen-Anhalt 244.000 Menschen ab dem zehnten Lebensjahr an Depression erkrankt. Das seien 12,2 Prozent der Einwohner und etwas weniger als der Bundesdurchschnitt (12,5 Prozent). Demnach leiden bundesweit 9,5 Millionen Menschen an einer Depression. Vor allem in der Corona-Pandemie sei ein Anstieg der psychischen Krankheit bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 24 Jahren sowie bei Älteren über 65 zu erkennen gewesen, hieß es.

Das wissenschaftliche Institut der AOK hat für seine Studie die Daten der knapp 21 Millionen Kassenmitglieder ausgewertet. In Sachsen-Anhalt betreut die AOK rund 835.000 Versicherte. Der "Welttag der seelischen Gesundheit" ist ein Aktionstag, der unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen wird. Er soll auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam machen.

MDR (Grit Lichtblau, Karin Roxer, Norma Düsekow, Jörg Wunram, Moritz Arand)