Sachsen-Anhalt Feuerwehr Benneckenstein baut eigenes Löschfahrzeug
Anlässlich des landesweiten Tags der Feuerwehr wurden am Samstag alle Ehrenamtlichen der Freiwilligen Ortsfeuerwehren gewürdigt. Dazu gehören auch die Kamaraden der Feuerwehr in Benneckenstein. Sie haben einen schrottreifen Lkw der Bundeswehr zu einem Tank-Lösch-Fahrzeug umgebaut. Der Wagen war unter anderem beim Waldbrand am Brocken im Einsatz. Mit wenig Geld und viel Engagement haben sich die Benneckensteiner eine Alternative zu den sehr teuren Spezialfahrzeugen gebaut.
Frank Goldhammer gibt noch einmal Gas, dann tuckert die Maschine aus. Goldhammer ist Kamerad bei der Freiwilligen Feuerwehr in Benneckenstein und kommt gerade mit dem Tank-Lösch-Wagen aus dem Einsatz zurück. Der Lkw Marke Tatra 815 knackt und zischt noch ein wenig vor sich hin, dann ist Ruhe. Drei Tage lang war das Fahrzeug am Brocken, fuhr dort Massen an Wasser zur Brandstelle. Er ist der ganze Stolz der Feuerwehr Benneckenstein. Zwölf-Zylindermotor, 320 PS, 18.000 Liter Löschwasser auf der Ladefläche und alles Eigenbau, erklärt Goldhammer.
Bei den mehrtägigen Waldbränden am Brocken im September kam auch der Tank-Lösch-Wagen der Feuerwehr Benneckenstein zum Einsatz.
Als vor ein paar Jahren die trockenen Perioden begannen, erhielten die Benneckensteiner eine Anfrage von ihrer Gemeinde und auch vom Landkreis, ob sie denn eine Idee hätten, wie man Löschwasser in den Wald schaffen könnte. Im Wald sind viele Teiche ausgetrocknet oder befinden sich in schlechtem Zustand. "Die wussten, was wir für Schrauber sind", erinnert sich Goldhammer.
Zum Aufklappen: Tag der Feuerwehr
Am Samstag, dem 14. September 2024, wurde zum siebten Mal der Tag der Feuerwehr des Landes Sachsen-Anhalt begangen. Dieses Jahr richtete ihn die Stadt Quedlinburg aus. An dem Festtag soll die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren gewürdigt werden – und damit auch die der Feuerwehrkameraden in Benneckenstein im Oberharz: Sie haben ein eigenes Fahrzeug für Waldbrände gebaut. Der Wagen war auch kürzlich beim Feuer am Brocken im Einsatz.
Vom Armeefahrzeug zum Feuerwehrauto
Der Feuerwehrmann ist 52 Jahre alt und seit 35 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. Zusammen mit einigen Kameraden betreibt er den Verein Truck-Trial-Team-Oberharz. Jahrelang fuhren sie mit einem Tatra 813 8x8 Meisterschaftsrennen, wurden sogar dreimal Deutscher Meister. Sie sind begeisterte Schrauber und kennen sich mit Tatra-Lkw aus. Als vor einigen Jahren ein Betrieb im Südharz seine Flotte Tatra-Lkw versteigerte, schlugen die Benneckensteiner zu und kauften ein ehemaliges Armee-Tankfahrzeug für 2.000 Euro.
Vor dem Umbau zum Tank-Lösch-Wagen war der Tatra 815 ein Armeefahrzeug.
Jedenfalls begannen Goldhammer und seine Kamaraden den eigentlich schrottreifen Tatra aus dem Jahr 1987 herzurichten. Nach einem Jahr ist daraus ein echtes Feuerwehrauto geworden: mit Wendestrahlrohr und Sprüheinrichtung auf den Stoßstangen, um beispielsweise Waldwege zu befeuchten. Auch eine Kreiselpumpe haben sie eingebaut, damit der Tank mit Wasser befüllt oder dieses ausgepumpt werden kann. Und: Ein Martinshorn hat das Fahrzeug natürlich auch bekommen.
Früher wurde das heutige Feuerwehrauto bei der Bundeswehr als Tanker für Flugzeuge benutzt.
Selbstgebautes Löschfahrzeug im Einsatz
Seit 2019 ist der Wagen offizieller Bestandteil der Flotte der Benneckensteiner Feuerwehr. Der Lkw ist nach eigene Angaben amtlich abgenommen und jederzeit einsatzbereit. "Kein Feuerwehrfahrzeug kann so viel Wasser transportieren", sagt Goldhammer.
Kein Feuerwehrfahrzeug kann so viel Wasser transportieren! Frank Goldhammer, Freiwillige Feuerwehr Benneckenstein |
Mit wenig Geld und viel ehrenamtlichem Engagement haben die Benneckensteiner Feuerwehrmänner sich eine Alternative zu den sehr teuren Spezialfahrzeugen gebaut. "Für die wäre sowieso kein Geld vorhanden, so Goldhammer.
Der Tank-Lösch-Wagen der Feuerwehr Benneckenstein kann nach eigenen Angaben mehr Wasser transportieren als jedes andere Feuerwehrauto.
Beim Feuerwehrtag in Quedlinburg allerdings war der Löschtanker der Benneckensteiner Feuerwehr nicht zu sehen. Da der Lkw eine Art Privatfahrzeug ist, müssen die Feuerwehrkameraden den Unterhalt selbst bezahlen und wollen den Wagen schonen. "Ersatzteile haben wir viele, doch ein neuer Motor müsste langsam her", sagt Goldhammer. Etwa 6.000 Euro kostet der. Geld, das die Kameraden nun versuchen, über Sponsoren und Spenden zusammenzubekommen.
MDR (Carsten Reuß, Cynthia Seidel)
