Vor einer Einfahrt hängt rot-weißes Flatterband mit der Aufschrift -Polizei-

Sachsen-Anhalt 400 tote Schafe in Magdeburg: Frau durfte keine Tiere halten

Stand: 09.01.2025 13:34 Uhr

Nach dem Fund hunderter toter sowie noch lebender verwahrloster Schafe in Magdeburg sind am Mittwoch Details zur 62-jährigen Halterin bekannt geworden. Gegen die Besitzerin war schon vor mehr als vier Jahren ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen worden. Sie hatte im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Pferde und Mulis gehalten – und stark vernachlässigt.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Im Fall der toten Schafe in Magdeburg sind neue Einzelheiten zur Halterin der Tiere bekannt geworden. Wie der Landkreis Anhalt-Bitterfeld MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch mitteilte, wurde gegen die Frau bereits im Oktober 2020 ein Haltungs- und Betreuungsverbot für Tiere jeglicher Art ausgesprochen.

Tiere hatten Schmerzen

Grund war demnach, dass in Gollbogen, einem Ortsteil von Zerbst, bei einer amtlichen Kontrolle stark vernachlässigte Pferde, Mulis und ein Rind entdeckt worden waren. Aus Sicht des dortigen Veterinäramts hatte die Frau ihre Pflichten als Tierhalterin erheblich vernachlässigt. Sie soll sich den Angaben nach nicht genug um ihre Tiere gekümmert haben. Sie seien auch nicht ausreichend von einem Tierarzt versorgt worden. Dadurch hätten Pferde, Mulis und das Rind stark gelitten und Schmerzen erdulden müssen.

Hunderte tote und verwahrloste Tiere in Magdeburg entdeckt

Meldungen wegen Frau auch in Magdeburg

In Magdeburg galt das Haltungs- und Betreuungsverbot des Kreises Anhalt-Bitterfeld aber nicht. Wie Magdeburgs Sozialbeigeordneter Ingo Gottschalk MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch sagte, waren aber auch die Behörden der Landeshauptstadt mehrmals in Kontakt mit der Schafhalterin. Demnach waren Vertreter des Gesundheits- und Veterinäramts über Jahre mehrfach vor Ort. Es habe aber keine "Untersagung der Haltung an sich" gegeben. Man habe keine weitere Grundlage als das eigentliche Tierschutzgesetz.

Die Stadt hatte zuvor bestätigt, dass es in der Vergangenheit Hinweise von mehreren Bürgern zu der Schafhalterin gegeben hat. Am Sonntag waren bei ihr etwa 400 Schafe auf einem Grundstück im Osten Magdeburgs tot aufgefunden worden. Die Todesursache der Tiere steht laut Gottschalk noch nicht fest. "Das ist natürlich für uns auch ein Vorfall nicht üblichen Ausmaßes. Das ist etwas, was wir jetzt im Rahmen der Ermittlung der Polizei sicherlich noch feststellen werden und auch mit der Untersuchung der toten Tiere." Ermittelt wird laut Polizei gegen eine 62-jährige Frau aus Gommern im Jerichower Land.

Das ist natürlich für uns auch ein Vorfall nicht üblichen Ausmaßes. Ingo Gottschalk | Sozialbeigeordneter der Stadt Magdeburg

Rund 600 noch lebende Tiere hat inzwischen das Veterinäramt der Stadt übernommen. Sie sollen auf dem Gelände bleiben und dort Wasser und Heu bekommen. Pferde und Esel wurden laut Gottschalk auf Koppeln untergebracht. 13 Hunde, die ebenfalls auf dem Gelände waren, kamen im Tierheim und privat unter. Ein Hund sei wegen seines aggressiven Verhaltens erschossen worden.

Halterin arbeitete für Landesbetrieb

Wie jetzt außerdem bekannt wurde, bestand zwischen der Schafhalterin und dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) bis vor kurzem ein Vertrag zur Deichpflege. Die Frau beweidete demnach mit ihren Tieren Deichflächen bei Schönebeck. Am 13. Dezember 2024 habe das zuständige Wirtschaftsministerium jedoch darüber informiert, dass der Frau die Betriebserlaubnis entzogen und vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld ein Haltungs- und Betreuungsverbot für Tiere ausgesprochen worden sei. So teilte es der LHW am Mittwoch MDR SACHSEN-ANHALT mit.

Danach habe man umgehend (am 20. Dezember) den Vertrag zur Deichpflege im Flussbereich Schönebeck schriftlich gekündigt, "da nicht mehr von der notwendigen Verlässlichkeit und Fachkompetenz ausgegangen werden kann", so der LHW. "Wir gehen im Weiteren davon aus, dass das für Tierhaltung zuständige Landwirtschaftsministerium sowie das zuständige Veterinäramt Schlussfolgerungen zieht, um zukünftig solche Fälle zu verhindern."

MDR (Max Hensch, Norma Düsekow, Karin Roxer, Luise Kotulla, Daniel Salpius) | Erstmals veröffentlicht am 08.01.2025