Zwei Männer laufen über den Stahlbalken eines Kiesabbaugerätes

Sachsen-Anhalt Kieswerk Calbe: Was nach dem Abbau passieren muss

Stand: 21.07.2024 16:13 Uhr

In Calbe baut ein Unternehmen auf einer großen Fläche Kies ab. Der Rohstoff wird für Bauarbeiten aller Art benötigt und benutzt. Die Abbaufläche muss am Ende neu gestaltet werden, etwa mit einem Baggersee.

Von Susann Häfke-Rook, MDR

Wenn Thomas Sülzle zwischen den meterhohen Sand- und Kieshalden im Kieswerk unterwegs ist, erkennt er auf einen Blick, in welcher Qualität abgebaut wurde.

Der Betriebsleiter sagt: "Wir haben hier einen hervorragenden Rohstoff, man sieht ja das Körnungsverhältnis, was entscheidend ist." Der Rohstoff sei weitestgehend frei von schädlichen Bestandteilen, die in Beton zu Schäden führen könnten.

Ein Mann auf einem Baugerät.

Thomas Sülzle leitet den Kieswerkbetrieb.

Über 100 Kieswerke in Sachsen-Anhalt

Das Sand-Kies-Wassergemisch wird am Baggersee von Schwarz, einem Dorf bei Calbe/Saale, gewonnen. 300 Tonnen pro Stunde fördern Saugbagger und Schaufelrad nach oben. Gearbeitet wird im Dreischichtsystem. 

Schließlich werden diese Bodenschätze überall gebraucht: in Häusern, Straßen, Brücken. Allein in einem Kilometer Autobahn stecken rund 200.000 Tonnen Sand und Kies.

In 120 Kies- und Sandwerken in Sachsen-Anhalt wird der Massenrohstoff abgebaut. Bei Schwarz erst seit 30 Jahren. Die mächtige Lagerstätte ist typisch für den Mitteldeutschen Raum. Sie entstand vor Millionen Jahren.

Vor einer Sandwüste steht ein Schild Richtung Werk Trabitz.

Das Kieswerk befindet sich im Ortsteil Trabitz.

Mammutzähne und Urpferd-Knochen geborgen

Thomas Sülzle sagt: "Der Kies ist in der Saale-Kaltzeit geschüttet worden; das war irgendwann vor 100.000 Jahren. Der Gletscher ist dann abgeschmolzen und hat dann vor 300.000 bis 50.000 Jahren hier diese Kiesgrube für uns hinterlassen."

Und manchmal finden Mitarbeiter auch noch Zeugnisse aus dieser Zeit. Zum Beispiel Backenzähne vom Mammut, Knochen vom Urpferd und ein Eisenmeteroit war auch schon dabei.

Kiesloch muss renaturiert werden

Solch Kiesabbau ist aber immer auch ein massiver Eingriff in die Landschaft. Damit keine Mondlandschaft bleibt, kümmert sich Nadine Oertel um die Renaturierung:

"Also wir versuchen nach dem Abbau alles wieder der Natur zur Verfügung zu stellen, und so natürlich wie möglich zu gestalten", so die Landschaftsökologin.

Blick vom Ufer auf einen See

Bei Calbe ist ein Baggersee entstanden.

Baggersee Calbe: Tiere nutzen neue Wasserflächen

Nadine Oertel steht vor einer kleinen Flachwasserzone, abseits der Förderarbeiten am Baggersee.  Diese Zonen wurde extra für Amphibien angelegt, speziell für die Wechselkröte. Die besiedelt schnell den neuen Lebensraum. Das lockt auch andere Tiere an. Zum Beispiel den Flussregenpfeifer, die Brandgans und die Blauflügelige Sandschrecke.

"Unser Habitat wird angenommen, gerade von den gefährdeten Arten oder auch anderen Arten, das ist auch eine Bestätigung: Wir machen es richtig."

An anderer Stelle ist aus dem stillgelegten Baggersee im Laufe der Jahre ein Biotop entstanden. Eine für die Gegend neue Landschaft, ein neuer Lebensraum.