Blick auf die Ferkelzuchtanlage Kleindemsin

Sachsen-Anhalt Kleindemsin: Mehrere Kontrollen nach Vorwurf der Ferkel-Quälerei

Stand: 23.10.2024 15:35 Uhr

Schweine, die getreten und geschlagen worden sein sollen – dieser Vorwurf war vor einigen Monaten gegen eine Ferkelzucht in Kleindemsin im Jerichower Land laut geworden. Zuletzt wurden die Zustände vor Ort mehrfach kontrolliert. Gravierende Mängel wurden dabei nicht bemerkt. Seitdem die mutmaßlichen Vergehen bekannt wurden, sind dennoch mehrere Mitarbeitende entlassen worden.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

In der Ferkelzucht-Anlage in Kleindemsin im Jerichower Land sind bei Kontrollen zuletzt keine Fälle von Tierquälerei festgestellt worden. Das hat Landrat Steffen Burchhardt (SPD) MDR SACHSEN-ANHALT mitgeteilt. Man habe die Anlage im Oktober und auch schon im September unangekündigt kontrolliert. Dabei wurden demnach kleinere Fehler, aber keine gravierenden Mängel festgestellt. Burchhardt zufolge wird es noch eine Kontrolle geben.

Der Landrat sagte weiter, die im Juni erhobenen Vorwürfe seien gravierend. Entsprechendes Videomaterial liege bei der Staatsanwaltschaft. Die Vorwürfe würden sich an einzelne Personen richten, nicht aber an den gesamten Betrieb. Es sei nicht erkennbar, dass Mitarbeiter angewiesen worden seien, Tiere zu quälen.

Ein Mann hält ein Ferkel kopfüber an den Beinen und zieht an dessen Schwanz.

Das ARD-Magazin Kontraste hatte Aufnahmen mutmaßlicher Tierquälerei veröffentlicht.

Letzte Kontrolle des Betriebs hatte 2020 stattgefunden

Anfang Juli hatte der Landkreis bekannt gegeben, nichts von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz gewusst zu haben. Es fehle ausreichend Personal, um die Zucht-Betriebe ständig zu kontrollieren. Die letzte Kontrolle in Kleindemsin hatte demnach 2020 stattgefunden. Dabei seien Mängel bei der Haltung, Behandlung und Versorgung von kranken oder verletzten Tieren festgestellt worden. Seitdem habe es aufgrund der Coronapandemie jedoch keine weiteren Überprüfungen gegeben.

Betreiber: Mitarbeitende zum Teil entlassen, neue eingestellt

Seit Januar 2024 wird die Anlage von der Firma Geestferkel betrieben. Sie hatte den Zucht-Betrieb von der Firma Demva übernommen. Wie Geestferkel-Geschäftsführer Jörn Ahlers MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, wurden inzwischen sechs Mitarbeitende entlassen. Darunter seien auch mutmaßliche Tierquäler gewesen. "Wer kein Herz für unsere Tiere hat, hat in unserem Unternehmen nichts verloren."

Zudem sind laut Ahlers 15 neue Mitarbeitende eingestellt worden. Darunter ist den Angaben nach auch ein neuer Betriebsleiter. Es seien ein neues Management sowie ein neues Handbuch eingeführt worden.

Rund 20.000 Tiere in Ferkelzucht im Jerichower Land

In der Ferkelzucht-Anlage in Kleindemsin gibt es nach Angaben des Betreibers etwa 6.000 Sauen und bis zu 15.000 Ferkel. Das ARD-Magazin Kontraste hatte im Juni verdeckte Filmaufnahmen von der Tierschutzorganisation "Animal Equality" gezeigt, die ein Insider u.a. im Jahr 2023 in der Ferkelzucht-Anlage in Kleindemsin aufgezeichnet hatte. Darauf war zu sehen, wie Mitarbeiter Ferkel auf den Boden werfen, treten und schlagen. Ein Tier wurde mit schwarzer Farbe angemalt.

MDR (Michel Holzberger, Kalina Bunk)