Zwei Frauen an Lavendel-Feld, eine schaut sich die Blüten an

Sachsen-Anhalt Lavendel: Ernte in Osterburg fällt ins Wasser

Stand: 05.07.2024 07:47 Uhr

Überall in Sachsen-Anhalt stehen die Landwirte in den Startlöchern. In wenigen Tagen beginnt die Ernte von Wintergerste, Roggen & Co. Der Landesbauernverband hofft auf ähnliche Erträge wie im vergangenen Jahr. Beinahe komplett ins Wasser fällt dagegen die Lavendel-Ernte in Osterburg. Landwirtin Aileen Maasdorff schreibt den Großteil der Blüten ab – es hat einfach zu viel geregnet in den vergangenen Tagen.

Von Katharina Häckl, MDR SACHSEN-ANHALT

Der Laie genießt, schnuppert und schweigt andächtig: Auf einem Hektar stehen satte Lavendel-Pflanzen in Reihe, tauchen die Fläche in tiefes Lila. Nur die Fachfrau hat Sorgenfalten auf der Stirn: Aileen Maasdorff schreibt in diesem Jahr den größten Teil der Lavendel-Ernte ab. Der Regen hat den Blüten und Pflanzen zugesetzt. Bekommen die zu viel Nässe, beginnen sie zu schimmeln. Aus ihnen ist kein Lavendel-Öl mehr herzustellen.

In einer Hauruck-Aktion hatte Aileen Maasdorff zu Beginn der Woche die unteren Blüten-Triebe an allen Pflanzen entfernt. Die entstandenen Lavendel-Heu-Haufen sind mannshoch und wiegen etwa fünf Tonnen – alles für die Tonne. Mit der Aktion aber habe sie zumindest die Pflanzen gerettet, sagt die Landwirtin. Das sei wichtiger. Lavendel steht etwa zehn Jahre, fünf sind in Osterburg erst vergangen.

Schubkarre und Rechen liegen auf Haufen von Lavendel

Insgesamt fünf Tonnen Blütenstiele sind durch den Regen verloren.

Lavendel: Ernte nur wenige Tage möglich

Auch wenn an den Seiten alle Triebe abgeschnitten wurden: Noch tragen die Pflanzen etliche Blüten. Sie müssen in dieser Woche geerntet werden. Wenn etwa die halbe Blüte aufgegangen sei, sei das der beste Zeitpunkt, sagt Aileen Maasdorff. Dann befinde sich am meisten Lavendel-Öl darin. Früher oder später zu ernten, würde keinen Sinn ergeben: Vorige Woche seien die Blüten noch nicht so weit gewesen, in der kommenden Woche seien sie schon verblüht. Es bleibe nur ein sehr knappes Zeitfenster von wenigen Tagen für die Ernte.

Lavendel für Öl, Seifen und Gin

Für Freitag hat Maasdorff deshalb zur großen Ernte-Aktion gebeten. Überall in der Altmark sitzen ihre freiwilligen Helfer. Sie genießen den Duft des Lavendel, das Arbeiten an der frischen Luft, die fröhliche Atmosphäre. Die am Freitag geernteten Blütenstiele werden auf dem Dachboden des Pferdestalls aufgehängt und getrocknet. Aus ihnen produziert Aileen Maasdorff unter dem Namen "Mamsell" ihr beliebtes Lavendel-Öl. Auch Seifen und sogar Gin entstehen.

Frauen auf Lavendel-Feld neben einem Haufen Lavendel und einer Bank

Aileen Maasdorff im MDR-Interview.

Ernte von Lavendel ist Knochenjob

Wie sie aufgrund der massiven Verluste das Jahr bis zur nächsten Lavendel-Blüte überstehen wird, darüber macht sich Aileen Maasdorff erst nach der großen Ernte-Aktion Gedanken. Die diesjährigen Erfahrungen seien "ein gutes Learning", sagt sie. Im Winter will sie an einer Erntemaschine tüfteln und diese auch selbst bauen. Das Ernten von Lavendel ist bislang noch immer ein Knochenjob; das geht in den Rücken, zieht in Arme und Beine. Aileen Maasdorff und ihre freiwilligen Helfer werden diese Schmerzen ignorieren: Immerhin geht es darum, den Rest der Lavendel-Blüten innerhalb weniger Stunden abzuernten, in den Stall zu bringen, zu binden und zum Trocknen aufzuhängen.

Eine Prognose, wie viel Lavendel-Öl sie in diesem verregneten Ernte-Jahr produzieren kann, will Aileen Maasdorf nicht wagen. Allein aus den Lavendel-Heu-Haufen, die nun am Feldrand liegen, wäre Öl "in zweistelliger Literzahl" entstanden, sagt sie.

Reihen von blühendem Lavendel auf einem Feld

Die Anbaufläche in Osterburg ist insgesamt einen Hektar groß.

MDR (Katharina Häckl, Anne Gehn-Zeller)