Drag Queen Tatjana Taft nimmt am CSD in Magdeburg teil.

Sachsen-Anhalt Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für CSD Magdeburg und Zeitz

Stand: 23.08.2024 15:33 Uhr

Zum Magdeburger Christopher Street Day (CSD) am Samstag werden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Grund dafür sind Hinweise auf rechtsextreme Mobilisierungen. Änderungen am Programm sind jedoch nicht geplant. Rund 8.000 Teilnehmende werden erwartet. Auch für den CSD in Zeitz sind verstärkte Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, nachdem es im Vorjahr in Weißenfels zu rechtsextremen Übergriffen gekommen war.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Das Veranstaltungsteam des Christopher Street Days (CSD) in Magdeburg hat die Sicherheitsvorkehrungen für die Veranstaltung am Samstag verschärft. Bereits vor den rechtsextremen Gegendemonstrationen bei CSD-Veranstaltungen in Bautzen und Leipzig in den vergangenen Wochen habe es Gespräche mit den Behörden gegeben, sagte der Sprecher des Magdeburger CSD, Falko Jentsch. Auch für Magdeburg gebe es Hinweise auf Mobilisierungen aus dem rechtsextremen Spektrum.

Falko Jentsch vom CSD Sachsen-Anhalt.

Falko Jentsch aus dem Team des Magdeburger CSD hofft auf eine friedliche Veranstaltung am Samstag.

Nach Angaben der Polizei ist für Samstag eine Gegenveranstaltung zum CSD von einer Privatperson angemeldet worden. Angaben zum politischen Spektrum machte die Polizei nicht. 

Teilnehmende sollen in Gruppen anreisen

CSD-Sprecher Jentsch sagte, für die Teilnehmenden sei ein Sicherheitskorridor vom Hauptbahnhof zum Veranstaltungsort auf dem Alten Markt eingerichtet worden. Zudem werde über die sozialen Medien dazu aufgerufen, sich in Gruppen zur gemeinsamen Anreise zu verabreden.

Änderungen am Programm soll es aber nicht geben. "Wer auf dem Platz ist oder an der Demonstration teilnimmt, ist sicher", so der CSD-Organisator. Größere Aufmerksamkeit gelte den Wegen, etwa zur Demonstration oder zur Abschlussparty. Die Veranstalter rechnen nach eigenen Angaben mit rund 8.000 Teilnehmenden an der Party und der Demonstration der LGBTQ-Bewegung.

Die Polizei bestätigte eine "vierstellige Teilnehmerzahl". Laut Jentsch haben sich in diesem Jahr fast 30 bis 40 Prozent mehr Gruppen angemeldet als in den Vorjahren, darunter etwa der Weiße Ring.

Jentsch zufolge haben aber auch vereinzelt Menschen für den Magdeburger CSD abgesagt. Für viele sei die derzeitige Gesamtsituation beängstigend. Außerdem seien viele Teilnehmer sehr jung, teils erlaubten die Eltern die Anreise in diesem Jahr nicht.

Behinderungen im Straßenverkehr erwartet

Wegen der CSD-Demo und der Gegendemo müssen sich Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer in Magdeburg am Samstag auf Behinderungen im Straßenverkehr einstellen. Die Bundespolizei teilte zudem mit, sie rechne am Samstag ganztägig mit vielen Bahnreisenden sowohl am Hauptbahnhof als auch auf umliegenden Strecken.

Für Behinderungen bei An- und Abreise zum CSD könnten Bauarbeiten der Bahn sorgen. Von Freitag bis Sonntag (23. bis 25. August) werden einer Sprecherin zufolge zwei Signalbrücken neu gebaut. Deswegen würden Gleise am Hauptbahnhof Magdeburg besperrt. Betroffen sind demnach die Verbindungen Richtung Süden. Für Reisende nach Dodendorf und Köthen stünden Busse als Ersatz bereit.

Verkehrsbehinderungen auch am Sonntag in Magdeburg erwartet

Nicht nur am Samstag, auch am Sonntag dürften die Straßen in Magdeburg voll werden. Fußball-Zweitligist 1. FC Magdeburg hat ab 13:30 Uhr Schalke 04 zu Gast. Das Stadion ist mit rund 27.000 Zuschauern ausverkauft.

Polizei plant mehr Kräfte für CSD in Zeitz

Auch im Burgenlandkreis bereitet sich die Polizei auf einen reibungslosen CSD-Verlauf in Zeitz am 31. August vor. Wie ein Sprecher in Weißenfels MDR SACHSEN-ANHALT sagte, stehen in diesem Jahr ausreichend Kräfte zur Verfügung. Das Sicherheitskonzept sei nach den Vorfällen im vergangenen Jahr angepasst worden. Details zur Stärke der Einsatzkräfte nannte der Sprecher aus "einsatztaktischen Gründen" nicht.

Auch das Veranstaltungsteam spricht im Vorfeld von einem "deutlich konstruktiveren Austausch mit den Sicherheitsbehörden". Sprecher Eric Stehr sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass nach den "Fehleinschätzung seitens der Behörden" im vergangenen Jahr frühzeitig Sicherheitsgespräche geführt wurden. "Auch wir arbeiten in diesem Jahr koordinierter und zielgerichteter", betont Stehr. Unter anderem seien neben Ordnerinnen und Ordnern und der Polizei auch der Queer-Beauftragte der Landespolizei sowie Landtagsabgeordnete als Beobachterinnen und Berater vor Ort.

Rechtsextreme Gegendemo geplant

Laut Stehr gibt es für den Tag des CSD auch eine angemeldete Gegendemonstration der rechtsextremen Kleinstpartei Dritter Weg sowie die Mobilisierung weiterer rechtsextremer Gruppierungen wie der Partei "Die Heimat" und deren Jugendorganisation. Des Weiteren wurde in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli die Pride-Fahne am Rathaus in Zeitz gestohlen. "Wir haben Anzeige erstattet, die Ermittlungen laufen", sagt der CSD-Sprecher. Aufgrund der angekündigten Störungen werde es in diesem Jahr eine Zubringerdemonstration vom Marktplatz geben, die am Bahnhof in Zeitz starten soll.

Im vergangenen Jahr war es am Rande des CSD in Weißenfels zu mehreren rechtsextremen Übergriffen gekommen. Die Polizei musste eilig Kräfte nachordern und räumte im Nachhinein Fehler ein. Der zweite Christopher Street Day im Burgenlandkreis am 31. August in Zeitz steht unter dem Motto: "Zeit(z) für Veränderung: Queer im Revier".

Halle: CSD-Team fordert mehr Polizeikräfte

In Halle rücken vor dem Hintergrund der Bilder aus Bautzen und Leipzig ebenfalls die Sicherheitsvorkehrungen noch mehr in den Fokus. Wie CSD-Sprecher Martin Thiele MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, will sich das Orga-Team für eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen sowie eine weitere Erhöhung der Anzahl der Einsatzkräfte im Vergleich zum Vorjahr aussprechen.

"Auch im Hinblick auf den queerfeindlichen Übergriff im Nachgang des Straßenfestes im vergangenen Jahr haben wir die Zusammenarbeit und Kommunikation mit der Polizei intensiviert und dabei die Ansprechpersonen für queere Belange bei der Polizei mit ins Boot geholt", ergänzte Thiele.

Bisher seien in Halle noch keine Aufrufe von Seiten rechter Kräfte bekannt geworden. "Unabhängig davon bereiten wir uns jedoch auf mögliche Störaktionen, Gegenveranstaltungen und Angriffe vor", bekräftigt Thiele. Dabei arbeite der CSD eng mit Polizei und Versammlungsbehörde, aber auch mit zivilgesellschaftlichen Netzwerken wie dem Bündnis gegen Rechts in Halle zusammen.

Anstehende CSD-Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt 2024

CSD Magdeburg am 24.08.2024 CSD Burgenlandkreis in Zeitz am 31.08.2024 CSD Halle am 14.09.2024 CSD Stendal am 28.09.2024 CAMPUSpride auf dem Campus der Otto-von-Guericke-Universität und Campus der Hochschule H² am 17.10.2024

Stendal: Gute Zusammenarbeit mit Polizei

Auch in Stendal läuft die Zusammenarbeit mit der Polizei laut CSD-Sprecher Jentsch "vorbildlich". "Wir freuen uns über die positiven Signale, die wir von dieser Seite zum Schutz des CSD erhalten haben", heißt es auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT.

Konkrete und endgültige Planungen werde es aber erst nach den CSDs in Magdeburg, Zeitz und Halle geben. Aufgrund der Erfahrungen mit den CSDs in Köthen, Wernigerode und anderen Städten gebe es auch in Stendal entsprechende Befürchtungen innerhalb der Organisationsgruppen. Der CSD in Stendal soll am 28. September stattfinden.

epd, dpa, MDR (Attila Dabrowski, Moritz Arand, Kalina Bunk)