Felicitas

Sachsen-Anhalt Mit dem Rollstuhl zur Schule: Feli aus Holzhausen findet endlich eine Pflegekraft

Stand: 23.07.2024 16:01 Uhr

Für eine Viertklässlerin in Holzhausen in der Altmark gibt es Hoffnung, dass sie doch am 5. August wieder in die Schule gehen kann. Felicitas sitzt im Rollstuhl und braucht eine Schulbegleitung mit Pflege-Ausbildung. Der Kampf mit den Ämtern und die Suche nach einer geeigneten Kraft haben die Familie in den vergangenen Wochen an ihre Grenzen gebracht. Jetzt gibt es eine geeignete Hilfe für die Neunjährige.

Von Katharina Häckl, MDR SACHSEN-ANHALT

Feli ist ein waches, fröhliches Mädchen, das richtig Lust auf Schule hat. Sie braucht allerdings Begleitung, um mit einem speziellen Treppensteiger durch die Grundschule in Bismark zu kommen, aber auch für das An- und Ausziehen oder beim Wasserlassen. Feli kann nicht auf die Toilette gehen, sie muss katheterisiert werden. So etwas kann man nur mit spezieller Ausbildung.

Felicitas beim Rollstuhl-Skaten

Ihre Freizeit verbringt Felicitas gerne beim Rollstuhl-Skaten.

Felis alter Pflegedienst kündigte aus Kostengründen

Bislang legten alle beteiligten Ämter und Stellen Wert darauf, dass Feli deshalb von einer Pflegefachkraft begleitet wird. Der bisherige Pflegedienst aber hatte gekündigt, weil Land und Pflegekasse seiner Ansicht nach zu wenig für diese Fachkraft bezahlen. Jeden Monat hätte man 1.500 Euro aus eigener Tasche für das Gehalt der Fachkraft nehmen müssen, erklärte der Geschäftsführer der SAB, Jakob Sabiniarz, MDR SACHSEN-ANHALT.

Malteser haben Schulbegleitung für Feli gefunden

Doch einen neuen Pflegedienst für Feli zu finden, hat sich in den vergangenen Wochen als fast unmöglich erwiesen. Die Berichterstattung von MDR SACHSEN-ANHALT hat für Aufmerksamkeit in der Region gesorgt. Zunächst hatte das Kreis-Sozialamt in Stendal bei zahlreichen Trägern nach geeigneten Kräften gesucht. Es hieß, das Europäische Hilfswerk würde eine Pflegefachkraft extra für Felis Bedarfe weiterbilden. Allerdings hätte es für die junge Frau, die selbst ein kleines Kind hat, keine Krankenvertretung gegeben.

Felis schulisches Schicksal hätte also davon abgehangen, dass die neue Schulbegleitung und ihr Kind gesund bleiben. Zudem haben sich die Eltern bei dem Träger offenbar nicht gut behandelt gefühlt. Nun haben die Malteser offenbar eine geeignete Pflegefachkraft gefunden. Dafür war zuvor extra eine Stelle ausgeschrieben worden.

Eltern kritisieren Kommunikation mit Behörden

Felis Vater Sven Gansewig ist neben aller Erleichterung trotzdem sauer. Die Kommunikation der Ämter und Stellen mit den Eltern sei sehr schlecht, meint er. Die wichtigsten Informationen in diesem Notfall – Felis fehlende Schulbegleitung wenige Wochen vor Beginn des neuen Schuljahres – hätte die Familie durch MDR SACHSEN-ANHALT bekommen.

Wir erfragen und erbetteln uns solche Informationen. Warum werden wir nicht mit involviert in Gespräche? Das ist etwas, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Sven Gansewig, Felicitas' Vater |

"Mit den Eltern spricht keiner. Die werden auf einmal vor vollendete Tatsachen gestellt, wenn überhaupt. Wir erfragen und erbetteln uns solche Informationen. Warum werden wir nicht mit involviert in Gespräche? Das ist etwas, was ich absolut nicht nachvollziehen kann", sagt Gansewig, "Uns betrifft es – oder besser gesagt, unsere Tochter betrifft es und wir werden nicht gefragt: Wie sieht's denn aus? Wo gibt es Komplikationen? Oder: Worauf müssten wir achten?"

Einzelfallvereinbarung – aber nicht der einzige Fall in Sachsen-Anhalt

Auch die Malteser in Sachsen-Anhalt sind durch MDR SACHSEN-ANHALT auf Felis Fall aufmerksam geworden und haben schließlich eine Pflegefachkraft für das Mädchen gefunden. Nun ist wichtig, dass Feli und ihre Schulbegleiterin sich gut verstehen. Eine erfolgreiche Unterstützung könne nur gelingen, wenn sich alle miteinander wohlfühlen, betonte der Leiter der Schulbegleitung der Malteser in Sachsen-Anhalt, Elias Kupich.

Wenn die neue Pflegefachkraft, Feli und ihre Familie sich einig sind, wird Kupich zufolge eine Einzelfallvereinbarung mit dem zuständigen Sozialamt im Kreis Stendal geschlossen. Darin werde auch der pflegerische Aufwand festgelegt.

Damit, eine Unterstützung für den Schulbesuch zu benötigen, ist Feli in Sachsen-Anhalt allerdings nicht allein. Nach Angaben der Malteser sind aktuell vier weitere Stellen für eine Schulbegleitung ausgeschrieben, in Magdeburg, Osterwieck und Dessau. Landesweit steige der Bedarf.

MDR (Katharina Häckl, Marius Rudolph, Maren Wilczek)