Detlef Kränzel (3. von links) ist der erste Hanse-Beauftragte in Osterburg.

Sachsen-Anhalt Osterburg bekommt Deutschlands einzigen Hansebeauftragten

Stand: 16.07.2024 17:58 Uhr

Die Altmark ist eine besondere Hanseregion und hat eine hohen Dichte an Hansestädten. Nun legt sich die Einheitsgemeinde Osterburg einen ständigen ehrenamtlichen Hansebeauftragten zu. Sie ist damit die einzige Kommune in Deutschland, die das tut – und will diese bedeutsame Epoche touristisch besser vermarkten. Der Stadtrat muss der Idee aber noch zustimmen.

Von Katharina Häckl, MDR SACHSEN-ANHALT

Gleich acht Hansestädte liegen in der Altmark, alle mit eigener Tradition: In Salzwedel erkennt man die Hanse-Spuren an den hunderten Fachwerkhäusern der früher reichen Handwerker, die innerhalb des Hansebundes Handel trieben, und an den Flüsschen durch die Stadt.

Auf Kähnen wurden die Waren damals zum nächsten Hafen gebracht. In Stendals Rathaus zeugt die prächtige Wandschnitzerei im Festsaal vom Reichtum der Hansezeit, hier vor allem dem der legendären Tuchmachergilde. Gardelegen wirbt mit seiner Bierbrauer-Tradition, Seehausen mit hanseatischer Architektur. Dass Osterburg Hansestadt war und ist, wird erst auf den zweiten Blick klar: Wenn man sich zum Beispiel die Nikolaikirche genauer betrachtet oder das Taufbecken in dem Gotteshaus.

Traditionelle Kluft wird zur künftigen Arbeitsuniform

Trotz dieses weltweiten Alleinstellungsmerkmals aber hätten es die altmärkischen Hansestädte bislang nicht geschafft, diese spannende, reiche Zeit touristisch ausreichend zu vermarkten. Das sagt selbstkritisch der künftige Hansebeauftragte Osterburgs, Detlef Kränzel.

Er selbst arbeitet seit langen Jahren und bis heute im Altmärkischen Hansebund als Vertreter Osterburgs mit, organisiert ebenso lange die Fahrten der Osterburger zu den jeweiligen Internationalen Hansetagen. Dort machen die Osterburger Furore, unter anderem weil sie in Hansekluft auftreten. Auch Detlef Kränzel lässt sich das nie nehmen. Er wirft sich in einen Wams aus dickem blauen Samt, setzt sich die blaue Samtmütze mit der breiten Krempe auf und verwandelt sich so in einen typischen Hansekaufmann.

Osterburg aus der Vogelperspektive

Die Stadt Osterburg will sich touristisch verstärkt mit ihrem Wirken als Hansestadt befassen.

Bald wird diese Kluft so etwas wie eine Uniform für Kränzel sein. Wenn er, der jetzt Hauptamtsleiter der Einheitsgemeinde Osterburg ist, Ende September in den Ruhestand geht, soll er Osterburgs erster offizieller Hansebeauftragter sein, ehrenamtlich. Die Einheitsgemeinde, Kränzel selbst und auch der Altmärkische Regional- und Tourismusverband ART versprechen sich viel davon.

Bislang nämlich musste Detlef Kränzel die Arbeit für die Hanse und im Altmärkischen Hansebund neben seiner Arbeit als Amtsleiter erledigen. Ab Oktober ist sie dann seine Hauptaufgabe. Erst dann kann er das Netzwerk, das er sich über die Jahre gesponnen hat, wirklich ausnutzen, sich auf unterschiedliche Themenschwerpunkte und Aktionen fokussieren, für Osterburg vielleicht sogar eigene entwickeln.

Touristen und Einheimische sollen Hansetraditionen besser kennenlernen

Bislang habe die altmärkische Hansetradition ein Schattendasein geführt, sagt Detlef Kränzel kritisch. Vor allem in der alltäglichen Wissensvermittlung und Werbung sei die reiche Zeit nicht ausreichend gewürdigt worden. Eine neue Aktion des Altmärkischen Regional- und Tourismusverbandes kommt dem ersten offiziellen Hansebeauftragten da sehr gelegen: Entwickelt worden ist eine spannende Hanserallye für Kinder und junge Familien. Dabei wird jede der acht altmärkischen Hansestädte durch eine zeittypische Figur vertreten, die den Rallyeteilnehmern Rätsel aufgibt. Osterburg zum Beispiel hat Schnürand, den Seiler. Der vermisst seine Seildrehmaschine. Durch das Lösen von Rätseln an mehreren Standorten in der Stadt können die Kinder herausfinden, wo die Maschine versteckt ist.

Das sei Hanse zum Mitmachen und Anfassen, schwärmt Detlef Kränzel. So würden schon junge Generationen in dem Wissen aufwachsen, welche reiche Tradition ihre Heimat hat. Es sei wichtig, sagt der künftige Hansebeauftragte Osterburgs, dass nicht nur Gäste der Region über die Hansebesonderheiten informiert würden, sondern auch die Einheimischen.

Stadtrat muss noch zustimmen

Die Idee zu dem Ehrenamt des Hansebeauftragten stammt von Osterburgs Bürgermeister Nico Schulz (Freie Wähler). Der Stadtrat muss dem Vorhaben im September noch zustimmen. Das Modell eines ehrenamtlichen offiziellen Hansebeauftragten wird vor allem in den englischen Hansestädten gepflegt. Sonst läuft das Thema Hanse, wie bislang in Osterburg auch, in Kultur- oder Hauptämtern mit, ohne dass der Fokus darauf liegt.

Der nächste Internationale Hansetag findet Anfang Juni 2025 in Visby, Schweden, statt. Deutschland bekommt 2027 einen Internationalen Hansetag. Er wird in Braunschweig ausgerichtet.

MDR (Katharina Häckl)