Sachsen-Anhalt Steffi Lemke erneut Spitzenkandidatin der Grünen in Sachsen-Anhalt
Die Grünen in Sachsen-Anhalt setzen im Bundestagswahlkampf auf Umweltministerin Steffi Lemke an der Spitze. Warum die gebürtige Dessauerin einen sehr angespannten Wahlkampf erwartet und mit welchen Themen sie trotz kriselnder Partei punkten will.
- Eine Koalition mit der Union im Bund schloss die Spitzenkandidatin auf dem Landesparteitag nicht aus.
- Steffi Lemke erklärte, die Grünen wollten weiter Verantwortung. Ziel sei eine Regierungsbeteiligung.
- Die gebürtige Dessauerin gehörte 1990 zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in der DDR.
Die Grünen ziehen in Sachsen-Anhalt mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke an der Spitze in den Bundestagswahlkampf. Auf einem Landesparteitag in Wernigerode erhielt die langjährige Bundestagsabgeordnete rund 72 Prozent der Stimmen.
Lemke teilt gegen FDP aus
Auf ihre Gegenkandidatin Antje Schulz aus dem Kreisverband Wittenberg entfielen etwa 26 Prozent der Stimmen. In ihrer Rede verwies Lemke auf ihr Engagement für die Umwelt als Ministerin in der Bundesregierung. Sie wolle dafür sorgen, dass der Klimaschutz bundesweit im Fokus bleibt.
Zudem teilte die 56-Jährige gegen die Liberalen im Bund aus. Die FDP sei aus der Verantwortung geflohen, so Lemke.
Wir wollen Lösungen und nicht weglaufen aus schwierigen Zeiten. Steffi Lemke, Spitzenkandidatin der Grünen in Sachsen-Anhalt |
Eine Koalition mit der Union im Bund schloss Lemke nicht aus. Am Rande des Landesparteitages sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT, demokratische Parteien müssten miteinander koalieren können: "Wir sollten keine Ausschlüsse in diesen so schwierigen Zeiten vornehmen, wo es um unser Land, wo es um Europa geht." Sie räumte ein, dass Parteitage auch dazu da seien, auf Konkurrenten zu schimpfen. Man solle sich aber nicht gegenseitig verletzten und im Ton den Rechtspopulisten und Rechtsextrem nacheifern.
Nach ihren Worten rechnet die Grünen-Politikerin mit einem sehr angespannten Wahlkampf. Man sei gestartet mit sehr problematischen Entscheidungen. Da sei die Flucht der FDP aus der Verantwortung gewesen, dann die tagelange Debatte über den Wahltermin. Die Bundestagswahl finde auch statt in Zeiten, wo die neu gewählte Administration in den USA ins Amt komme, und in der Ukraine laufe der russische Angriffskrieg weiter.
"Eine starke Stimme für Sachsen-Anhalt in Berlin"
Ihre Wahl mit 72 Prozent der Stimmen auf Listenplatz 1 verstehe sie als klaren Auftrag, "eine starke Stimme für Sachsen-Anhalt in Berlin" zu sein, so Lemke. Es sei aber auch ein Auftrag, in schwierigen geopolitischen Zeiten Themen wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit weiter stark nach Berlin zu tragen.
Lemke erklärte, die Grünen wollten weiter Verantwortung. "Ziel ist eine Regierungsbeteiligung". Die Grünen steckten den Kopf nicht in den Sand, sagte sie weiter. "Wir wollen Lösungen und nicht weglaufen aus schwierigen Zeiten."
Gründungsmitglied der Grünen in der DDR
Die gebürtige Dessauerin engagierte sich bereits Ende der 1980er Jahre für den Umweltschutz und gehörte 1990 zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in der DDR. 1994 zog sie erstmals in den Bundestag ein. Später war sie auch Bundesgeschäftsführerin der Grünen.
Nach dem schlechten Abschneiden bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen sowie dem Ampel-Aus gehen die Grünen angeschlagen in den verkürzten Bundestagswahlkampf. Derzeit liegen die Grünen den bundesweiten Wahlprognosen zufolge bei etwa zwölf Prozent, 2022 waren es noch über 20 Prozent.
dpa, MDR (Jochen Müller, Norma Düsekow, Daniel George), zuerst veröffentlicht am 23.11.2024