Karsten Slawik, 59 Jahre alt und aus Weißenfels, hat alle Verhandlungstage der beiden Prozesse gegen Björn Höcke (AfD) in Halle vor Ort verfolgt.

Sachsen-Anhalt Zuschauer verfolgt Höcke-Prozesse: "Ich bin von unserer Demokratie eindeutig überzeugt"

Stand: 02.07.2024 15:25 Uhr

AfD-Politiker Björn Höcke ist wegen der Verwendung einer NS-Parole in zwei Prozessen zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Weißenfelser Karsten Slawik war bei allen Verhandlungstagen in Halle als Zuschauer dabei. Wie er die beiden Prozesse erlebt hat und was ihn antreibt.

Von Felix Fahnert, MDR SACHSEN-ANHALT

Als Richter Jan Stengel um 14:11 Uhr zum letzten Mal das Wort ergreift, schaut Karsten Slawik im Gerichtssaal X.01 des Justizzentrums Halle gebannt nach vorn. Seine Brille hat der 59-Jährige abgesetzt, die Hände vor dem Körper zusammengeführt. Erneute Geldstrafe für Höcke – mit dem Urteil endet für den Weißenfelser Slawik am Montag auch eine besondere Erfahrung.

Der 59-Jährige hat alle Verhandlungstage, an denen AfD-Politiker Björn Höcke auf der Anklagebank saß, vor Ort mitverfolgt, als einfacher Bürger und aus Interesse am Justizsystem. "Ich bin von unserer Demokratie eindeutig überzeugt", sagt Slawik. Und auch wenn Höcke und seine Anwälte es anders sehen mögen – nach seiner Ansicht haben die Prozesse in Halle gezeigt: "Es läuft absolut fair ab."

Dutzende Stunden im Gerichtssaal verbracht

Zwei Prozesse, insgesamt sieben Tage, und damit Dutzende Stunden Lebenszeit waren es, die Slawik zuletzt im Gerichtssaal verbracht hat. Langeweile sei trotzdem nicht aufgekommen, betont der Weißenfelser. Zwar sei es "teilweise ermüdend" gewesen, sich etwa ein anderthalbstündiges Video einer AfD-Wahlkampfveranstaltung anzuschauen, weil die Inhalte mitunter "nicht erträglich" gewesen seien.

Die Arbeit von Gericht und Staatsanwaltschaft habe ihn allerdings sogar noch bestärkt, dass das System funktioniere, und dass jedem gleichermaßen ein fairer Prozess zusteht – "unabhängig von seiner Person oder der Tat", betont Slawik. So nehme sich das Gericht für Anliegen und Anträge stets Zeit – und das sei richtig so. Als Außenstehender frage man sich manchmal, warum sich Prozesse hinziehen würden, sagt der Sachsen-Anhalter. "Jetzt weiß man, warum das so lange dauert."

Slawik: "Eindeutig eine Provokation"

Dass Höcke am Montag erneut zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, findet Slawik fair. Der AfD-Politiker habe die SA-Losung bewusst gewählt, das Auftreten sei "eindeutig eine Provokation" gewesen, findet Slawik. Er betont allerdings immer wieder, dass es nur seine "Laien-Sicht" sei. Auch ein Freispruch im zweiten Prozess hätte er akzeptiert, sagt der 59-Jährige. Es sind eben Gerichte, die entscheiden.

Slawik hat rund 30 Jahre in der Logistik-Branche gearbeitet. Er sei in keiner politischen Partei, aber "demokratisch eingestellt". Zuletzt hat er sich für die Stadt Weißenfels rund ein Jahr unter anderem um die Zensus-Befragung gekümmert und dafür geworben, dass die Akzeptanz dafür bei den Menschen steigt. Das demokratische Allgemeinwohl liegt ihm also am Herzen – das hat zweifellos auch der Prozess-Marathon in Halle gezeigt.

Weißenfelser will weiter Prozesse live verfolgen

Slawik begründet das auch mit seinen Erfahrungen aus der DDR. Die sei keine Demokratie gewesen, obwohl sie sich so genannt habe. Umso glücklicher ist er, dass es jetzt anders ist. "Ich bin froh, dass ich hier so leben kann", sagt Slawik – und warnt auch davor, dass die AfD womöglich bald in Regierungsverantwortung kommen könnte.

AfD-Politiker Höcke steht wieder in Halle vor Gericht

Vom hiesigen Rechtsstaat und der Gewaltenteilung ist Slawik nun jedenfalls umso mehr überzeugt – und hat auch Gefallen daran gefunden, Gerichtsprozesse live zu verfolgen. Wenn sich die Möglichkeit ergebe, "dann will ich wieder dabei sein", sagt der Weißenfelser.

MDR (Felix Fahnert) | erstmals veröffentlicht am 01.07.2024.