Blick in einen Supermarkt ohne Personal

Sachsen-Anhalt Wo bleibt der Genossenschaftsladen in Letzlingen?

Stand: 13.07.2024 17:01 Uhr

Seit die Kaufhalle in Letzlingen 2018 geschlossen worden ist, sorgt das Thema Einkaufen im Dorf bei den Einwohnern immer wieder für Gesprächsstoff. Nun gab es von Ortsbürgermeister Thomas Genz gute Nachrichten. Die Chancen stehen gut, dass auf dem Marktplatz ein "Tante Enso"-Laden gebaut wird.

Von Susann Meier, MDR SACHSEN-ANHALT

Der Marktplatz in Letzlingen ist verwaist. Wo einst die Kaufhalle war, steht ein Bauzaun. 2018 wurde die PUG-Kaufhalle geschlossen und dann abgerissen. Seitdem müssen die Einwohner von Letzlingen nach Gardelegen oder Haldenleben fahren, um das einzukaufen, was sie für den täglichen Bedarf brauchen.

"Wir haben uns seit 2018 bemüht, wieder einen Nahversorger ins Dorf zu bekommen. Mit einem Tag- und Nachtmarkt aus Thüringen waren die Pläne schon gut fortgeschritten, doch dann hat der Betreiber Insolvenz angemeldet", berichtet Ortbürgermeister Thomas Genz MDR SACHSEN-ANHALT.

Mehrere Frauen und Männer unterhalten sich vor einem Bauzaun

Ortsbürgermeister Thomas Genz (rechts) spricht mit Einwohner von Letzlingen. Die Chancen stehen gut, dass auf dem  Gelände auf dem Marktplatz ein neuer Einkaufsladen gebaut wird, sagt er.

Dann sei eine Weile nichts passiert. Dank einer Einwohnerin habe der Ort im vergangenen Jahr Kontakt zu "Tante Enso" gehabt, die schon einige 24-Stunden-Supermarkt betreiben, im Prinzip ein moderner "Tante-Emma-Laden" in einer digitalisierten Welt. "Nach einer Info-Veranstaltung bei uns im Kulturhaus stand dann fest, dass die Genossenschaft auch in Letzlingen einen Laden betreiben würde", erläutert der Ortsbürgermeister.

Schwierig war die Suche nach Verkaufsräumen

Die notwendigen 300 Anteile seien ruck zuck zusammen gekommen. Doch die Suche nach Räumen habe sich schwierig gestaltet, sagt Genz. Der Plan, den Laden in einem Getränkemarkt unterzubringen, scheiterte. Räume zur Vermietung gab es nicht.

Das Geschäftsmodells für kleine Orte

Das Geschäftsmodell von Enso, einem Unternehmen aus Bremen, ist für kleinere Orte bis 3.000 Einwohner gedacht, die keinen Supermarkt haben. Finden sich mindestens 300 Einwohner im Ort, die Genossenschaftsanteile für je 100 Euro kaufen, wird in dem Ort ein "Tante-Enso-Laden" errichtet. Dort werden Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs angeboten. Kunden mit einer personalisierten Karte können sieben Tage die Woche rund um die Uhr einkaufen. Ohne Karte geht das nur zu den regulären Öffnungszeiten.

Nun scheint eine Lösung gefunden: Investoren aus Niedersachen wollen in Letzlingen einen Genossenschaftsladen für "Tante Enso" bauen. Wie Thomas Johannes MDR SACHSEN-ANHALT sagte, bauen er und sein Partner in ihrem Heimatort Eimke bereits für "Tante Enso" ein Geschäft, weil sich im Ort keine anderen Räumlichkeiten gefunden haben. Von den "Tante Enso"-Machern seien sie angesprochen worden, ob sie sich vorstellen könnten, auch in Letzlingen zu bauen.

Brache hinter einem Bauzaun

Bis 2018 stand hier eine Kaufhalle.

"Wir haben die Rahmendaten geprüft und wollen investieren. Einen Termin für die Unterzeichnung des Kaufvertrages gibt es noch nicht, aber ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr noch den Grundstein für "Tante Enso" in Letzlingen legen", sagt Johannes. Gebaut werden solle auf dem Marktplatz, wo einst die Kaufhalle gestanden habe.

Es tut sich was in Letzlingen

Die Einwohner von Letzlingen sind froh und zuversichtlich, dass sich in Sachen Einkaufsmöglichkeit nun doch etwas tut. "Was Lange währt, wird endlich gut. Mein Vertrauen, dass wir ein Geschäft bekommen, war immer da, auch wenn andere gezweifelt haben", sagt Ortsbürgermeister Genz.

"Der zentrale Standort am Marktplatz ist wichtig, damit die Menschen auch wieder einen Treffpunkt im Ort haben. Überlegungen, Räume am Ortsrand für einen Markt zu nutzen, hätten bestimmt nicht funktioniert", ergänzt Bewohner Jan Dittrich bei MDR SACHSEN-ANHALT.

Blick in einen Supermarkt ohne Personal

In den Läden kann mit einer Zugangskarte 24 Stunden an sieben Tagen eingekauft werden. Die Waren können eigenständig gescannt werden. Kameras sorgen dabei für Überwachung.

Erst am 13. Juni hat in Abtsdorf, einer Ortschaft der Lutherstadt Wittenberg, ein Tante-Enso-Laden eröffnet. Bundesweit gibt es bereits 44 dieser Geschäfte, in Sachsen-Anhalt noch in Wörlitz und Görzig.

MDR (Susann Meier, Susanne Ahrens)