Sachsen-Anhalt Zahl der Pflegefälle in Sachsen-Anhalt steigt schneller als errechnet
Der demografische Wandel führt dazu, dass Sachsen-Anhalt altert. Hinzu kommt eine höhere Lebenserwartung, verbunden mit steigendem Risiko, im Alter auf Hilfe angewiesen zu sein – also pflegebedürftig zu werden. Damit das Pflegesystem in Deutschland reagieren kann, werden für diese Entwicklung Prognosen erstellt. Nun zeigen Daten der AOK: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt deutlich schneller – vor allem in Sachsen-Anhalt.
- In Sachsen-Anhalt ist jeder zehnte Kassenpatient pflegebedürftig.
- Diese Daten der Krankenkasse AOK übersteigen deutlich die errechnete Prognose.
- Die Herausforderungen für das teure und strapazierte Pflegesystem steigen damit.
In Sachsen-Anhalt wächst die Zahl der Pflegefälle rasant. Das geht aus Daten der AOK hervor, die den Anteil der Betroffenen auf Kreisebene untersucht hat. Demnach war 2023 jeder zehnte Kassenpatient pflegebedürftig – also auf Hilfe angewiesen. Das ist ein Plus von 65 Prozent im Vergleich zu 2017.
Unter den 20 deutschen Landkreisen mit den meisten Pflegebedürftigen befinden sich demnach zwei aus Sachsen-Anhalt: Im Harz sind 12,7 Prozent der Kassenpatienten pflegebedürftig, in Dessau-Roßlau 12,5 Prozent – das ist fast jeder Achte.
Unterschiedliche Anstiege je nach Landkreis
Besonders gestiegen ist den Zahlen nach der Bedürftigen-Anteil in der Altmark, in Dessau-Roßlau und im Salzlandkreis. Dort liegt der Anstieg bei etwa 80 Prozent. Am geringsten gestiegen ist der Anteil der Pflegebedürftigen in Halle – mit gut 43 Prozent.
Der Bundesschnitt weist ein Plus von 57 Prozent aus. Laut Studie wäre entsprechend der Alterungs-Struktur nur ein Anstieg von 21 Prozent zu erwarten gewesen. Als Gründe für die Entwicklung werden das höhere Lebensalter und die Pflegereform genannt. Durch sie bekommen vor allem Demenzkranke leichter einen Pflegegrad.
Reform der Pflege gefordert
Die Pflegeversicherung wurde 1995 eingeführt. Ihr Ziel ist es, Armut durch Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Doch anders als bei der Krankenversicherung übernimmt die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten. Die Zuzahlungen aus eigener Tasche dafür steigen seit Jahren. Für Heimbewohner kommen auch noch steigende Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Da zeitgleich auch die Beiträge für die Versicherten steigen, werden politisch Reformen gefordert – unter anderem vom DRK Sachsen-Anhalt.
dpa, MDR (Norma Düsekow, André Plaul)