Kiels Andreas Wolff ballt die Faust.

Schleswig-Holstein DHB-Pokal: THW Kiel fährt zum ersten Mal zum Final Four nach Köln

Stand: 19.12.2024 22:42 Uhr

Der THW Kiel steht im Final Four des DHB-Pokals. Die "Zebras" besiegten den VfL Gummersbach im Viertelfinale am Donnerstagabend mit 36:33 (20:20) und nehmen erstmals an der Endrunde teil, seit diese in Köln stattfindet.

Von Tobias Knaack

Unter lauten "THW, THW, THW"-Rufen der Fans in der Kieler Arena holte das Team ein Spruchband raus, auf dem in Anlehnung an einen rheinischen Karnevalshit "Köln 2025 - Da simmer dabei" stand. Die Mannschaft von Trainer Filip Jicha benötigte vor eigenem Publikum nach einem ganz schwachen Start allerdings eine deutliche Leistungssteigerung, um den Traum von der Final-Four-Teilnahme wahrzumachen.

Über weite Teile des ersten Durchgangs hatten die Kieler zu fahrig und fehlerbehaftet agiert. Im zweiten Abschnitt waren es dann die Routiniers Andreas Wolff im Tor (13 Paraden) und Domagoj Duvnjak im Angriff, die die Partie zugunsten des THW entschieden. Bester Werfer bei den Norddeutschen war Emil Madsen mit acht Treffern.

Wiencek "überglücklich, dass wir nach Köln kommen"

Patrick Wiencek sprach nach einer Begegnung, in der "beide Mannschaften unglaublich viel Tempo gemacht haben", insbesondere Wolff und Duvnjak, "der gefühlt immer durchspielen muss", ein Sonderlob aus: "Beeindruckend, wie sie das machen." Vor allem aber war der Kreisläufer "überglücklich, dass wir jetzt endlich mal nach Köln kommen".

Zuletzt hatten die "Zebras" den "Pott" 2022 an die Förde geholt - bei der letztmaligen Austragung des Finalturniers in Hamburg. In den beiden folgenden Jahren waren die Kieler nur Zuschauer, als in Köln der Champion ausgespielt wurde. Nun soll der nächste Titel für den THW her. Das Finale in der Domstadt findet am 13. April statt. Dafür aber müssen im Halbfinale tags zuvor die Rhein-Neckar Löwen aus dem Weg geräumt werden. Das ergab die Auslosung in Kassel nach Melsungens Sieg über die SG Flensburg-Handewitt.

THW verschläft den Start in die Begegnung

Den Start in die Partie hatten die Kieler komplett verpennt - erst in der sechsten Minute gelang Eric Johansson der erste THW-Treffer zum 1:4. Bis dahin hatten die "Zebras" schon einen vollkommen freien Wurf vom Kreis (Wiencek, 4.) sowie einen Siebenmeter (Bence Imre, 5.) verlegt.

Johanssons Tor war der Auftakt eines 3:0-Laufs der Gastgeber - Lukas Zerbe traf in Überzahl ins leere Tor (8.). Besser im Spiel blieben aber zunächst die Gäste. Beinahe jeden Kieler Treffer konterten die Gummersbacher mit einer schnellen Mitte. Nationalspieler Julian Köster hämmerte den Ball gerade einmal neun Sekunden nach einem Tor seines DHB-Teamkollegen Rune Dahmke in die Maschen (8:5, 11.).

Kiel kommt besser ins Spiel

Das Jicha-Team agierte insgesamt aber auch extrem fahrig: in der Deckung zu passiv, zu langsam im Rückzug, zu ungenau in der Offensive. Einzig Nationaltorhüter Wolff war es zu verdanken, dass der Rückstand zunächst bei drei Treffern blieb. Beim Stand von 6:10 aber nahm Jicha eine Auszeit und forderte von seiner Mannschaft mehr Geschwindigkeit - gedanklich wie körperlich (14.).

THW Kiel - VfL Gummersbach 36:33 (20:20)

Tore THW Kiel: Madsen (8), Johansson (7), Imre (5/4 Siebenmeter), Wiencek (4), Zerbe (4), Skipagotu (4), Duvnjak (3), Dahmke (1)
Tore VfL Gummersbach: Horzen (6), Vidarsson (5), Häseler (5), Köster (4), Schluroff (4), Einarsson (3), Kodrin (2), Blohme (2), Vujovic (1), Pregler (1)
Zuschauer: 7.510

Und allmählich fanden die "Zebras" besser in die Partie, auch weil sie zwischenzeitlich die schnelle Mitte der Gäste besser unterbanden und sie ins Positionsspiel zwangen. Imre glich per Siebenmeter aus (13:13, 20.), nur Sekunden später traf Wiencek ins leere Tor zur ersten THW-Führung des Abends - 14:13 (21.). Absetzen aber konnten sich die Schleswig-Holsteiner nicht, zu fehlerbehaftet blieb ihr Spiel. Mit 20:20 ging es nach einer temporeichen und rastlosen ersten Hälfte in die Pause.

Gummersbach gehen die Kräfte aus

In Durchgang zwei starteten die Gastgeber in doppelter Überzahl. Die nutzten sie zu ihrer ersten Zwei-Tore-Führung. Johansson wackelte einen Gegenspieler aus und traf zum 22:20 (32.). Die Begegnung bot nun nicht mehr ganz den Hochgeschwindigkeits-Handball der ersten 30 Minuten, auch weil es dem THW in der Deckung immer besser gelang, den Gästen das Tempo in ihren Angriffen zu nehmen - mit mehr Bewegung und vor allem deutlich mehr Physis. 26:24 stand es nach 40 Minuten.

Mitte des zweiten Durchgangs ging den Gummersbachern zunehmend die Kraft aus. Sie mussten dem hohen Tempo der ersten 45 Minuten mehr und mehr Tribut zollen. Nur noch selten konnten sie sich an den Kreis durchspielen, oft zwang das Jicha-Team die Gäste in Würfe aus dem Rückraum.

Wolff und Duvnjak entscheiden die Partie

Und kamen sie durch, nahm Wolff ihnen immer wieder Würfe weg - wie Miro Schluroff in der 46. Minute. Als Duvnjak Sekunden später die erste Drei-Tore-Führung des THW erzielte (29:26), stand die Kieler Arena Kopf.

Der VfL stemmte sich zwar mit aller Macht gegen die Niederlage, die Norddeutschen aber ließen sie nicht mehr in die Partie. Duvnjak stellte fünf Minuten vor dem Ende der Begegnung auf 34:30 und die Feierlichkeiten an der Förde nahmen ihren Lauf.

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 19.12.2024 | 21:17 Uhr