Spieler des VfB Lübeck beklatschen ihre Fans nach einem Sieg

Schleswig-Holstein Eine Million Euro gesammelt: VfB Lübeck ist gerettet

Stand: 01.12.2024 17:17 Uhr

Um die Insolvenz abzuwenden, brauchte der Regionalligist VfB Lübeck binnen kürzester Zeit rund eine Million Euro. Fans, Sponsoren und andere Vereine konnten das Geld rasch aufbringen. Somit ist der Verein gerettet - aber wohl nicht außer Gefahr.

"Die Million ist quasi die Operation am offenen Herzen, wir müssen danach in die Reha-Phase gehen", kündigte Carsten Abbe, Aufsichtsratsvorsitzender des VfB Lübeck, noch während der "Rettungsaktion" an. Jetzt - nur wenige Tage nach dem Versuch, die dritte Pleite innerhalb weniger Jahre zu verhindern - ist das Ziel erreicht. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende Dieter Gudel NDR Schleswig-Holstein am Sonntagabend.

Tränen, Schweiß und Ungewissheit prägten die letzten Stunden. Schlaflose Nächte und unzählige Gespräche haben letztendlich aber dazu geführt, dass der VfB Lübeck die drohende Insolvenz abgewendet hat!"
— Der VfB Lübeck in einer Mitteilung

Über Spenden, Zusagen und Verzicht sowie einer Sonderaktion im Fanshop und einem Adventssingen mit etwa 4.000 Teilnehmern ist es dem Traditionsverein aus der Hansestadt am Sonntagabend gelungen, die benötigte Million aufzutreiben. Der Gang zum Amtsgericht ist somit abgewendet - zumindest vorerst.

Drohende dritte Insolvenz: Verein schlägt Alarm

Am Dienstag (26.11.) hatte der Verein Alarm geschlagen: Bei einer externen Prüfung sei eine Liquiditätslücke herausgekommen. Kurzfristig wandten sich Aufsichtsrat und Vorstand an Fans, Mitglieder, Sponsoren und Förderer des Vereins. "Wir sind jetzt leider sehr zeitnah auf Unterstützung angewiesen, sonst bleibt uns keine andere Wahl", schrieben sie in ihrer Mitteilung. Eine erneute Insolvenz würde die Zukunft des Vereins "massiv gefährden".

Bereits 2008 und 2013 war VfB Lübeck zahlungsunfähig.

Halbe Million schon nach zwei Tagen

Doch schon zwei Tage nach dem Spendenaufruf waren nach Vereinsangaben mehr als 600.000 Euro beim Traditionsclub angekommen - durch Spenden, Sponsorengelder und Verzichtserklärungen. Der Insolvenzantrag, der eigentlich am Donnerstag hätte gestellt werden müssen, konnte wieder in die Schublade wandern. Und die Spendenbereitschaft der Unterstützer ließ nicht nach: Noch am Donnerstagabend stieg die Summe auf 840.000 Euro.

Auch am Wochenende hielt die Welle der Solidarität an. Am Sonntagnachmittag fehlten dem Drittliga-Absteiger schließlich nur noch 14.000 Euro. Am Abend dann die Erleichterung: Die Eine-Millionen-Euro-Marke ist geknackt, die Insolvenz abgewendet.

Noah Oberbeck, Torwart beim VfB Lübeck, im Fanshop seines Vereins

VfB-Torwart Noah Oberbeck sortierte und verkaufte am Freitag Fanartikel.

Scheinbar dauerhafte Schieflage in der Vereinskasse

Während sich Spieler und Mitarbeitende nach dem Bekanntwerden der Geldlücke geschockt zeigten, gaben sich andere Stimmen aus dem Vereinskreis gegenüber NDR Schleswig-Holstein weniger überrascht.

Das Stadion in Vereinshand stelle seit langem eine erhebliche finanzielle Belastung dar - insbesondere bei den niedrigen Zuschauerzahlen in der Regionalliga und den fehlenden TV-Geldern. Das Stadion kostete in der Saison 2021/22 1,4 Millionen Euro, knapp 1,3 Millionen im Folgejahr und bis April 2024 bereits 750.000 Euro. Das geht aus einem Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Mai 2024 hervor. In einer Notiz darin hieß es damals bereits, "dass wir es als Verein allein nur schwer schaffen werden."

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 02.12.2024 | 08:30 Uhr