Der Eingangsbereich der FSG, davor ein paar Arbeiter:innen.

Schleswig-Holstein Flensburger Werft FSG: Stillstand und kein Lohn

Stand: 08.10.2024 13:59 Uhr

Bis Dienstag hatten 80 Beschäftigte der Flensburger Werft noch keinen Lohn auf ihrem Konto. Beim letzten verbleibenden Auftrag, dem Bau einer Fähre, ruht laut Betriebsrat die Produktion.

Von Peer-Axel Kroeske

Verspätete Lohnzahlungen sind die Werftbeschäftigten von FSG in Flensburg und Nobiskrug in Rendsburg inzwischen gewohnt, aber so lange hat es noch nie gedauert. 80 Mitarbeiter, darunter auch Auszubildende, warteten auch am 8. Oktober noch auf ihren September-Lohn, berichtete der Betriebsrat. Die versammelte Belegschaft stellte deshalb am Vormittag das örtliche Management im Verwaltungsgebäude zur Rede.

Gesperrtes Konto als Ursache?

Eine Stunde lang diskutierte die Belegschaft im Treppenhaus mit dem designierten Geschäftsführer Robert Fischer von Mollard. Diesen hatte Eigentümer und Investor Lars Windhorst im Juni vorgestellt. Offiziell hat er die Aufgabe aber noch immer nicht übernommen. Der Austausch brachte keine neuen Erkenntnisse, stellte anschließend Betriebsrat Jan Brandt fest. Allerdings habe ihn Investor Windhorst angerufen: Angeblich sei ein Konto gesperrt gewesen. Die Löhne sollen kommen, habe er versprochen.

Lars Windhorst

Warum Investor Lars Windhorst die Werft ohne Arbeit ausbluten lässt, bleibt unklar.

Betriebsrat: An der Searoad-Fähre wird nicht mehr gearbeitet

In Rendsburg hatte der Betriebsrat bereits berichtet, dass die Produktion weitgehend ruht. Das gilt nun offenbar auch für Flensburg. Auf die Frage nach Fortschritten beim letzten verbleibenden Auftrag, dem Bau einer Fähre für die australische Reederei Searoad, sagte Brandt: "Da ist Stillstand." Erst gut ein Drittel sei fertiggestellt: "Das liegt in der Halle. Und auf dem Schiff, an dem Projekt, wird nicht gearbeitet." Für Material und TÜV sei kein Geld da, vermuten seine Kollegen. Die Auslieferung der Fähre mit LNG-Antrieb war nach Angaben von Searoad Ende 2023 geplant. Der vereinbarte Kaufpreis liegt bei mehr als 100 Millionen Euro.

Fachkräfte verlassen die Werft

Im letzten Quartal hätten zudem 30 Beschäftigte eigenständig gekündigt. An beiden Standorten arbeiten insgesamt nur noch gut 500 Menschen. Der Betriebsrat befürchtet, dass die geschrumpfte Belegschaft bald nicht mehr in der Lage sei, Schiffe zu konstruieren und zu bauen.

Der Betriebsrat der FSG und einige Kollegen stehen vor dem Tor der Flensburger Werft.

Fühlen sich im Regen stehen gelassen: Betriebsrat und Beschäftigte der FSG.

Keine Infos über Sozialabgaben

Über die Lage bei den Sozialabgaben ist nichts bekannt. "Wir versuchen, über den Wirtschaftsausschuss Informationen zu bekommen, aber da ist uns sämtliche Einsicht verwährt," beklagt Brandt. Dabei bezieht er sich auf das interne Gremium der FSG, in dem auch Mitglieder des Betriebsrats sitzen. "Normalerweise ist es so, dass der Wirtschaftsausschuss alles zu wissen hat, was auch die Geschäftsführung weiß und überall beteiligt werden muss. Wir versuchen das jetzt über den rechtlichen Weg," kündigte der Betriebsratsvorsitzende an.

Tennor unter Druck

Rätselraten herrscht weiterhin darüber, warum Investor Lars Windhorst die Werft zwar am Leben erhält, aber letztlich ohne Arbeit ausbluten lässt. Er selbst hatte im Juni erklärt, dass sein Firmengeflecht der Tennor-Holding hohe Zahlungsverpflichtungen bedienen müsse. Dabei geht es offenbar auch um Milliardenbeträge, die die französische Investmentfirma H2O investiert hatte. Immer wieder hatte Windhorst betont, die Durststrecke sei in Kürze überwunden. Deshalb sei auch ein Verkauf der Werften für ihn kein Thema.

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Nachrichten für Schleswig-Holstein | 08.10.2024 | 13:00 Uhr