Ein Holzofen in einem Wohnzimmer in Betrieb.

Schleswig-Holstein Frist für alte Kaminöfen endet - Tipps vom Schornsteinfeger

Stand: 04.10.2024 20:32 Uhr

Noch nicht mal drei Monate, dann endet die Frist für alte Kaminöfen. Betroffen sind jetzt alle Öfen mit Baujahr 1995 bis 2010, die die geforderten Grenzwerte für Kohlenmonoxid und Staub nicht einhalten.

Ab 2025 dürfen in Schleswig-Holstein viele Kamine nicht mehr genutzt werden - wenn sie nicht nachgerüstet wurden. Mehr als 51.000 Öfen im Land sind von der Austausch- bzw. Nachrüstungspflicht betroffen, heißt es vom Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger (Stand Januar 2024). Grund dafür ist das Immissionschutzgesetz. Viele Kundinnen und Kunden melden sich erst auf den letzten Drücker. Deshalb sei viel zu tun für ihn und seine Kollegen, meint der Schornsteinfeger und Landesinnungsmeister Gerhard Möller.

Schornsteinfeger: Neuere Modelle sind deutlich effizienter

Heute ist er bei Familie Balfanz in Ahrensbök (Kreis Ostholstein), und nimmt einen neuen Kamin ab. Der bisherige Ofen wäre zwar noch okay gewesen, meint Rainer Balfanz, aber nach einem Beratungsgespräch war klar, dass auf Grund der Richtlinie ein neues Modell her muss. Ältere Öfen haben eher wie ein Bunsenbrenner funktioniert, mit Zuluft von unten, erklärt Schornsteinfeger Möller. Jetzt gibt es zwei Luftführungen und auch im Inneren wird die Hitze besser gehalten. "Man kommt mit weniger Holz auf die gleiche Temperatur", so Möller.

Ein Schornsteinfeger hockt neben einem Kaminofen.

Landesinnungsmeister Gerhard Möller nimmt einen neuen Ofen in Betrieb.

2.000 Euro hat Familie Balfanz in den neuen Ofen investiert, die Zugänge waren noch vorhanden. Und auf einen Kamin zu verzichten war keine Alternative, so Rainer Balfanz: "Es ist schon eine angenehmere Wärme als mit der Heizung, und abends drauf gucken, das tut einfach gut."

Für welche Öfen gilt die Pflicht?

Handlungsbedarf besteht, wenn ein Ofen vor 2010 eingebaut wurde und die geforderten Grenzwerte nicht einhält. Für Öfen, die älter als 30 Jahre sind, endete die Frist bereits 2021. Das Baujahr findet sich meist auf dem Typenschild auf der Rückseite des Ofens. Außerdem können Besitzer ihr Ofenmodell in der Onlinedatenbank des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) überprüfen. Dort muss man einfach das Modell eingeben, worauf dann die aktuellen Abgaswerte angezeigt werden.

  • maximal 4,0 Gramm Kohlenmonoxid je Kubikmeter Abgas
  • maximal 0,15 Gramm Feinstaub je Kubikmeter Abgast

Austauschen oder Nachrüsten - so hoch sind die Kosten

Wer mit einem Filter nachrüsten möchte, kann das nur noch bis Ende des Jahres machen. Diese Option eignet sich vor allem für fest eingebaute Öfen, so Möller. Die Kosten liegen je nach Ofen-Typ bei mehreren hundert bis mehreren tausend Euro. Den Ofen direkt auszutauschen lohne sich oft, weil neuere Modelle meist sparsamer und wirkungsvoller sind.

Die Nachfrage sei groß und viele Kunden seien verunsichert wegen der neuen Richtlinie, berichtet Ofenbauer Christian Fahrenkrug aus Kiel. Ziel sei es, erstmal die vorhandene Feuerstelle zu retten. Gerade bei Kachelöfen aus den 1970er Jahren tausche man oft nur die Heizeinsätze aus. Ein Großteil der Kunden hätte aber nicht fest verbaute Kamine, die dann oft komplett ersetzt werden müssten. Gefragt seien jetzt vor allem Kaminöfen, die Wärme auch über Nacht speichern können. Preislich müsse man bei einfacheren Modellen mit zwei bis zu 3.000 Euro rechnen, nach oben gebe es keine Grenzen, so Fahrenkrug.

Niemand muss frieren

Von der Pflicht ausgenommen sind Öfen, die einen Raum alleine beheizen sowie offene Kamine, Kochherde und bestimmte historische Öfen. Aktuell müssen Kunden bis zu vier Wochen auf einen Beratungstermin mit dem Schornsteinfeger warten - dazu kommt die Wartezeit auf Handwerker, die einen neuen Kamin dann einbauen. Wer jedoch einfach mit seinem alten Ofen weiterheizt, der muss mit einem Ordnungsgeld rechnen. Familie Balfanz in Ahrensbök hat rechtzeitig gehandelt. Dort lodern jetzt die Flammen im neuen Kamin.