Auf einem Banner steht: "Kriegsindustrie blockieren".

Schleswig-Holstein Kiel: Verletzte bei Demonstration gegen Rüstungsindustrie

Stand: 07.09.2024 10:57 Uhr

Das Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" campt seit einigen Tagen in Kiel. Es hatte Aktionen gegen die Rüstungsindustrie angekündigt. Bei einer Demonstration kam es in der Nacht zu Freitag zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Im Rahmen eines Protestcamps gegen die Rüstungsindustrie sind in Kiel in der Nacht zu Freitag mehrere Hundert Aktivisten auf die Straße gegangen. Dabei ist es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Beide Seiten sprechen von Verletzten. Laut Polizei wurden zwei Beamte verletzt.

Von Verletzten auf Seiten der Demonstranten weiß die Polizei nach eigenen Angaben nichts. Das Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" spricht in einer Pressemitteilung von vielen Verletzten bis hin zu Schwerverletzten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Darstellung der Polizei: Angriff ging von Demonstranten aus

Nach Darstellung eines Polizeisprechers waren etwa 300 Personen an dem Demonstrationszug vom Kieler Werftpark in Richtung Westufer der Stadt beteiligt. Die Aktivisten sprechen von 500 beteiligten Menschen. Laut Polizei stoppten die eingesetzten Beamten die Demonstranten in Höhe der Gablenzbrücke, um mit ihnen über die Route zu sprechen. Daraufhin habe ein Teil der Demonstranten die Polizisten "unvermittelt" angegriffen.

Die Beamten hätten die Angreifer "teils unter Einsatz einfacher körperlicher Gewalt" zurückgedrängt, so ein Polizeisprecher. Im Laufe des Einsatzes seien zwei Polizisten verletzt worden. Einer von ihnen war nach Angaben des Sprechers mit einer Holzlatte angegriffen worden. Er habe seinen Dienst in der Folge beenden müssen.

Laut Polizei haben die Beamten mit dem Einsatz von Reizgas und Schlagstöcken auf Angriffe der Demonstranten reagiert. Von verletzten Demonstranten habe man keine Kenntnis. Der Rettungsdienst sei nicht im Einsatz gewesen.

Darstellung von "Rheinmetall entwaffnen": Massive Polizeigewalt

Das Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" stellt die Ereignisse im Rahmen des Demonstrationszugs anders dar. Man sei schon kurz nach dem Verlassen des Camps im Werftpark mit "massiver Polizeigewalt" angegangen worden. Die Polizei habe willkürlich Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt, heißt es auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein.

An der Gablenzbrücke hätten Polizeibeamte den friedlichen Protestaufzug mit unverhältnismäßiger Polizeigewalt gestoppt. Drei Personen seien dabei schwer und Dutzende weitere leicht verletzt worden, so das Bündnis in einer Stellungnahme am Sonnabend. Eine Person habe in Folge der schweren Verletzungen im Gesicht operiert werden müssen.

"Das Bündnis "Rheinmetall Entwaffnen" fordert Konsequenzen, eine Aufklärung der Polizeigewalt und kritisiert die faktisch falsche Darstellung der Ereignisse durch die Polizei.

Bündnis-Teilnehmer ziehen bis zu Marine-Kaserne im Stadtteil Wik

Das Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" spricht trotzdem von einem erfolgreichen Aktionstag. Die Aktivisten waren bis zur Theodor-Steltzer-Kaserne der Marine im Kieler Stadtteil Wik gezogen. Die Teilnehmer campen seit Dienstag angemeldet am Ostufer der Kieler Förde. Sie hatten angekündigt, mit Aktionen ein Zeichen gegen die in der Landeshauptstadt vertretenen Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, German Naval Yards und ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) setzen zu wollen und - so wörtlich - "ihre Produktion von Kriegsgerät zu blockieren".

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 06.09.2024 | 16:00 Uhr