Schleswig-Holstein Kollege Hund: Ein Büro-Alltag mit Vierbeinern in Schenefeld
Bürohunde können für eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz sorgen - sofern nicht nur Frauchen oder Herrchen Tierliebhaber sind. Ein Besuch in Schenefeld bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein.
Im Büro von Melanie Strunk wirkt auf den ersten Blick alles recht gewöhnlich. Ein hölzerner Schreibtisch steht am Fenster, auf den Regalen stapeln sich neben Familienbildern und Pflanzen bunte Ordner mit Unterlagen.
Die Buchhalterin der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) scannt Rechnungen ein und stempelt Dokumente ab. Doch wer etwas genauer hinschaut - und hinhört -, bemerkt eine kleine Fellnase unter dem Schreibtisch: Hündin "Sissy" nagt genüsslich an einem Leckerli.
Corona-Pandemie befeuert Bürohund-Idee
Seit knapp zwei Jahren ist der kleine Chihuahua-Mix fester Bestandteil des Teams beim VHH in Schenefeld (Kreis Pinneberg). Normalerweise gesellt sich zu "Sissy" noch ein zweiter Hund, den Strunk an diesem Tag aber bewusst zu Hause gelassen hat. "Sie fremdelt ein wenig", erklärt sie.
Die Idee, ihre beiden Hunde mit ins Büro zu nehmen, entstand für Strunk während der Corona-Pandemie. Denn durch das zwischenzeitliche Homeoffice gewöhnten sich ihre Tiere so sehr an die Anwesenheit des Frauchens, dass eine Rückkehr ins Büro nur mit Vierbeinern denkbar war.
Tägliche Streicheleinheiten von Kollegen
"Meine Chefin hat dann schnell das Okay gegeben - seitdem kommt 'Sissy' zweimal die Woche mit", so Strunk. Und das geschieht sehr zur Freude ihrer Kolleginnen und Kollegen: In regelmäßigen Abständen bekommt die schwarz-weiß gefleckte Hundedame Besuch, Streicheleinheiten und kleine Aufmerksamkeiten.
Janeth Timm ist von der kleinen Hündin besonders angetan, kommt sogar zwei- bis dreimal täglich vorbei. "Ich selbst habe keine Tiere", sagt sie, "umso schöner, dass es bei der Arbeit welche gibt." Die restlichen Tage in der Woche arbeitet Melanie Strunk weiterhin im Homeoffice.
Kein Gehorsamkeitstest in Schenefeld
"Sissy" ist eine von etwa sechs Hündinnen und Hunden, die beim VHH regelmäßig ins Schenefelder Büro kommen. Für Marketingleiterin Susanne Rieschick-Dziabas ist das Mitnehmen von Vierbeinern eine Selbstverständlichkeit. "Das war schon immer so", erklärt sie.
Einen Gehorsamkeitstest oder ähnliches müssen die Fellnasen demnach zwar nicht absolvieren, gutes Benehmen und ruhiges Verhalten sind aber sehr gern gesehen. Außerdem achtet das Unternehmen darauf, dass auch die Kolleginnen und Kollegen mit der Anwesenheit der tierischen Genossen einverstanden sind.
"Sissy" ist eine von etwa sechs Hündinnen und Hunden, die bei den VHH regelmäßig ins Schenefelder Büro kommen.
Rücksicht bei Allergien oder Angst vor Hunden
"Wenn jemand Angst oder eine Allergie hat, nehmen wir darauf Rücksicht", sagt Rieschick-Dziabas. Bedeutet: Die Büros werden dann personell anders besetzt, und es werden Alternativen angeboten. Sie selbst sei zwar keine Hundenärrin, bemerke aber durchaus die positiven Aspekte der vierbeinigen Kollegen im Büroalltag.
Bundesverband Bürohund: Weniger Stress durch Tiere
Laut Bundesverband Bürohund können Hunde das Klima im Büro positiv verändern: Weniger Stress, mehr Bewegung am Arbeitsplatz und ein besseres Miteinander - all das können demnach Vorteile von tierischen Kollegen sein.
"Das Konzept muss jedoch zum Wohle aller umgesetzt werden", so Markus Beyer, Gründer des Bundesverbandes. Er mahnt zu gegenseitiger Rücksichtnahme und einem artgerechten Umgang mit Hunden - auch im Büro.
TÜV Nord: Angebot für Büro-Hunde ist freiwillig
Außerdem haben Mitarbeitende laut TÜV Nord nicht automatisch einen Anspruch darauf, einen eigenen Hund mit ins Büro zu bringen. Das Angebot für Hunde im Büro sei für Arbeitgeber freiwillig und nicht verpflichtend, so der TÜV.
Immer mehr Stellenausschreibungen geben Möglichkeit
Zwar setzen laut Bundesverband Bürohunde seit der Corona-Pandemie mehr Unternehmen auf die Anwesenheit von Hunden im Arbeitsalltag, das sei jedoch vor allem eine subjektive Wahrnehmung und ließe sich nicht mit offiziellen Zahlen belegen.
Eine Stellenmarkt-Auswertung der Berliner Personalmarktforschung "Index Research" zeigt aber, dass der Begriff "Bürohund" allein zwischen Januar und Juli 2024 in rund 9.100 Stellenausschreibungen auftauchte. Das entspricht nach Angaben der Marktforscher einer Steigerung von fast 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Beim VHH ist laut Marketingleitung aktuell aber kein Trend zum Bürohund zu erkennen.
"Sissy" hält das Frauchen auch fit
Für Melanie Strunk erleichtert die Anwesenheit von Hündin "Sissy" nicht nur den Arbeitsalltag, sondern auch die allgemeine Tagesplanung. "Wenn ich sie nicht mitnehmen könnte, bräuchte ich eine Alternative", sagt die Buchhalterin.
Und: "Sissy" hält fit. Denn nach diversen Kuschel- und Streicheleinheiten ist Zeit für das Gassi-Gehen, gemeinsam mit Kollegin Gabi und deren Schweizer Schäferhund.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 09.12.2024 | 19:30 Uhr