Die Grundschule in Schobüll von außen

Schleswig-Holstein Lässt die Stadt Husum die Grundschule Schobüll verfallen?

Stand: 12.12.2024 07:52 Uhr

Mit der Eingemeindung wurde beschlossen, dass Husum die Grundschule in Schobüll erhalten muss. Nun vermuten Einwohner, dass die Grundschule absichtlich nicht saniert wird - um sie schließen zu können.

Von Andreas Rackow

Droht in absehbarer Zeit der Grundschule das Aus? Diese Befürchtung haben zumindest mehrere Schobüller. Schobüll (Kreis Nordfriesland) war bis Ende 2006 eine eigenständige Gemeinde. Etwa 1.600 Menschen leben in der kleinen Ortschaft an der Nordsee. Aktuell besuchen 94 Kinder die kleine Grundschule, die früher "Bornschool" hieß. Inzwischen ist sie eine Außenstelle der Husumer "Klaus-Groth-Schule". Das Gebäude aus den 1960er Jahren muss dringend saniert werden. Statt einer Kernsanierung will die Stadt nach dem jüngsten Rathaus-Beschluss lediglich für die Instandhaltung sorgen.

Keine Sanierung: Lässt die Stadt die Schule absichtlich verfallen?

Jochen Petersen hat drei Kinder, seine jüngste Tochter besucht die zweite Klasse der Grundschule. Seine Vermutung: Die Stadt Husum lässt das Gebäude durch mangelhafte Sanierungsarbeiten vergammeln. Bei Starkregen dringe Feuchtigkeit ein, das Dach müsse dringend erneuert werden, das Mauerwerk habe Risse und die Energiekosten seien viel zu hoch, so Petersen. Husums Bürgermeister Martin Kindl (CDU) versteht die Aufregung nicht. Natürlich könne er keine Garantie für den Bestand der Schule geben, aber ein Ablaufdatum gebe es anderseits auch nicht, so Kindl, der seit September 2023 auf dem Chefsessel im Husum Rathaus sitzt. Eine Kernsanierung würde laut Kindl Kosten im zweistelligen Millionenbereich verursachen.

Husums Bürgermeister Martin Kindl

Husums Bürgermeister Martin Kindl (CDU) wehrt sich gegen die Vorwürfe

Schulgelände angeblich über einen Makler zum Verkauf angeboten

Schobüll wird wegen seiner Lage direkt am Wasser immer mal wieder - halb im Scherz - als "Husums Blankenese" bezeichnet. Tatsächlich stehen hier in der Nähe der Nordsee einige schicke Häuser. Die Baugrundstücke sind begehrt. Der Schobüller Stefan Hennigsen hat im Juni dieses Jahres im Internet eine für ihm ominös erscheinende Anzeige entdeckt. Er hat einen Screenshot gemacht. Wurde hier wirklich das Schulgelände als Investitionsobjekt angeboten? Bürgermeister Kindl macht deutlich, dass die Stadt mit dieser angeblichen Anzeige nichts zu tun hat: "Wir planen nichts dergleichen." Die Anzeige ist inzwischen verschwunden.

Auf einem Protesplakat steht "Schule sollte als letztes schließen".

Die Schobüller wünschen sich den Erhalt der kleinen Grundschule

Schobüller Freibad wurde 2024 abgerissen

Im 2006 geschlossenen Eingemeindungsvertrag wurde der Erhalt der Schule und des Freibades zugesichert. "Die Stadt ließ trotz des Protests aus Schobüll Anfang des Jahres die Bagger anrollen", ärgert sich Stefan Henningsen. Sein Vorwurf: Die Stadt habe das Freibad absichtlich verfallen lassen. Jetzt wird dort ein Feriendorf geplant. Henningsen und seine Mitstreiter fürchten, dass auch die Schobüller Grundschule irgendwann einfach als "abgängig" und nicht mehr wirtschaftlich eingestuft werden könnte. Bürgermeister Kindl will den Vergleich dagegen nicht gelten lassen. Schobüll hat sich nach seinen Angaben freiwillig eingemeinden lassen, weil die damalige Gemeinde ihre Infrastruktur schlicht nicht mehr halten konnte. Sein Angebot an die Schöbüller: "Lasst uns miteinander reden."

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 12.12.2024 | 08:00 Uhr