Die Trümmer eines historischen Gebäudes im Museumsdorf Unewatt nach einem Großbrand.

Schleswig-Holstein Zerstörte Reetdachhäuser in Langballig: Polizei sucht Zeugen

Stand: 01.07.2024 15:17 Uhr

Bei einem Großfeuer im Landschaftsmuseum Angeln/Unewatt konnte das historische Marxenhaus von 1626 nicht mehr gerettet werden. Auch an anderen Orten in der Gegend brannte es. Die Polizei bittet nun um Hinweise.

Nach dem Brand im Landschaftsmuseum Angeln/Unewatt und weiteren Bränden in der Gemeinde Langballig (Kreis Schleswig-Flensburg) sucht die Polzei nun Zeugen. Es geht um brennende Strohballen, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (27. Juni) auch eine Scheune auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Brand setzten. Außerdem wurden am Freitagmorgen (28. Juni) drei Altkleidercontainer in der Hauptstraße in Langballig durch ein Feuer beschädigt.

Marxenhaus von 1626 zerstört

Am Samstagmorgen (29. Juni) brach dann gegen 1.20 Uhr ein Feuer im Landschaftsmuseum aus. Der Großbrand zerstörte zwei historische Reetdachhäuser Museums, darunter das historische Marxenhaus von 1626.

Blick auf ein abgebranntes Reetdachhaus in Langballig.

Das Feuer hat alles zerstört: Am Tag nach dem Brand wird das Ausmaß der Zerstörung sichtbar.

Als die Einsatzkräfte alarmiert wurden brannte das etwa 400 Jahre alte Marxen-Bauernhaus bereits. Die Flammen griffen auch auf das Hauptgebäude des Museums über, das etwa 200 Jahre alt war.

Zwölf freiwillige Feuerwehren vor Ort

"Während des Einsatzes hat die Feuerwehr das Gebäude betreten und Kunst- und Kulturgegenstände und Unterlagen herausgeholt. Das musste aber abgebrochen werden, weil es zu gefährlich geworden ist", berichtete Jan Ströhmer vom Kreisfeuerwehrverband. Insgesamt waren zeitweise zwölf freiwillige Feuerwehren mit rund 200 Feuerwehrleuten vor Ort. Auch der Bürgermeister des Ortes, Kurt Brodersen, half beim Löschen. Sieben Feuerwehrleute wurden bei dem Einsatz nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein verletzt.

Marxenhaus in sich zusammengestürzt

Das Marxenhaus brannte komplett ab und stürzte anschließend komplett in sich zusammen. Die Grundmauern des Hauptgebäudes des Museums sind den Angaben zufolge noch erhalten. Die Ausstellungsstücke des Marxenhauses sind vollständig zerstört. Feuerwehrleute konnten trotzdem einige Exponate und Unterlagen retten.

Der Verlust des Marxenhofs löst tiefe Betroffenheit aus. Wir verlieren mit ihm ein unschätzbares kulturelles Zeugnis aus unserer Region, das in dieser Form unwiederbringlich ist."
— Wolfgang Buschmann, Landrat Kreis Schleswig-Flensburg

Sowohl der Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg, Wolfgang Buschmann (parteilos), als auch der Leiter der Kulturstiftung des Kreises, Dirk Wenzel, reagierten betroffen. "Mit dem Marxenhof haben wir innerhalb weniger Stunden 400 Jahre prägende Geschichte unseres Landstriches verloren. Der kulturhistorische Verlust - insbesondere für die nachfolgenden Generationen - ist enorm", sagte Wenzel.

Museumsort soll wieder zugänglich werden

Laut Buschmann soll der Museumsort auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Er hofft, dass der Eingangsbereich neugestaltet wird. Es sei allerdings noch zu früh, etwas Konkretes zu sagen. Vorerst bleibt das Landschaftsmuseum Unewatt geschlossen.

Großfeuer zerstört Marxenhaus in Langballig

Polizei Flensburg bittet um Hinweise

Wer Hinweise zu den Feuern hat, den bittet die Polizei in Flensburg sich unter der Telefonnummer (04 61) 48 40 oder per E-Mail an flensburg.k2@polizei.landsh.de zu melden.

Marxenhaus zeigte Wohnverhältnisse der alten Höfe

Das historische Marxen-Bauernhaus stand nach Angaben des Kreises Schleswig-Flensburg ursprünglich in der Gemeinde Süderbrarup. Dort wurde es 1979 abgebaut, eingelagert und 1993 in Unewatt wieder aufgebaut. Dort wurde es Teil des Landschaftsmuseums Unewatt. Neben dem Marxenhaus, das das Leben und die Wohnverhältnisse der alten Höfe darstellte, gab es hier auch die Marxenscheune, in der auch die Verwaltung des Landschaftsmuseums untergebracht war. Das Landschaftsmuseum galt als wichtiger Ort für die plattdeutsche Sprache. Hier fanden unter anderem Lesungen und Kulturabende statt.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 29.06.2024 | 15:00 Uhr