Schleswig-Holstein So ist der Zustand der Brücken in Schleswig-Holstein
Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden Mitte September löste bundesweit die Frage aus: Wie ist es um unsere Brücken bestellt? Für Schleswig-Holstein liefert eine kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion jetzt Antworten.
Viele der Brücken in Schleswig-Holstein sind in die Jahre gekommen und müssen saniert oder ersetzt werden. Das zeigt die Antwort des Verkehrsministeriums auf die kleine Anfrage des FDP-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Christopher Vogt, die NDR Schleswig-Holstein vorliegt.
Insgesamt verwaltet das Land 1.674 Brückenbauwerke für Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Beim Blick auf die Landesstraßen fällt auf, dass die Zahl der Brücken, die in einem "nicht ausreichendem" Zustand sind, in den vergangenen Jahren gestiegen ist:
- 2014: 1,7 Prozent
- 2018: 3,0 Prozent
- 2022: 3,3 Prozent
- 2024: 3,6 Prozent
Christoph Köster vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) macht klar, dass in solchen Fällen "in näherer Zukunft Handlungsbedarf besteht." Die vorgeschriebenen Richtlinien schreiben laut Köster vor, dass man in dieser Kategorie maximal zehn Prozent erreichen darf. "Das heißt also, die Brücken in Schleswig-Holstein sind eigentlich in einem guten Zustand."
Madsen: Niemand muss sich Sorgen machen
Auf Nachfrage teilt Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) mit, dass diese Brücken "unter sehr genauer Beobachtung stehen". Niemand müsse sich Sorgen machen, wenn man unterwegs sei, verspricht der Minister. Keine Brücke befinde sich derzeit in ungenügendem Zustand. Im Zehnjahresvergleich ist die Zahl der Brücken in "sehr gutem Zustand" nahezu unverändert (2014: 9,4 Prozent; 2024: 9,3 Prozent), die Zahl der Brücken in "gutem Zustand" ist zurückgegangen (2014: 15,8 Prozent; 2024: 11,4 Prozent).
Vogt: "Die Sicherheit der Brücken muss oberste Priorität haben"
Christopher Vogt, der für die FDP-Landtagsfraktion die kleine Anfrage an das Verkehrsministerium gestellt hat, mahnt an, dass es in Schleswig-Holstein sehr viele Brücken gebe, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben. "Wir sehen mit Sorge, dass bei den Landesstraßen der Teil der maroden Brücken steigt, während die Landesregierung hier Kürzungen vornimmt, die Sicherheit der Brücken muss aber oberste Priorität haben."
Viele Brücken in SH = viel zu tun
Den Befürchtungen der FDP, dass der Sparkurs der Landesregierung dafür sorgen könnte, dass marode Brücken unter Umständen länger nicht saniert werden können, widerspricht Minister Madsen: "Wenn wir ehrlich sind, sind über Jahrzehnte in Deutschland Infrastrukturen platt gespart worden. Das können wir auch von heute auf morgen nicht ändern. Wir haben ja sehr viele Brücken. Aber trotzdem ist es so, dass wir in unserem Erhaltungsprogramm natürlich planmäßig auch Brücken drin haben, die wir dann auch sanieren."
Mehrere Brücken werden intensiver überwacht
Insgesamt gibt es nach Angaben des Verkehrsministeriums jährlich etwa 30 Maßnahmen, bei denen Brücken instand gesetzt werden. Auf Grund der Altersstruktur seien aber zunehmend Ersatzneubauten von Brücken erforderlich. 14 Maßnahmen sind laut Ministerium bis 2025 geplant beziehungsweise werden schon umgesetzt. Die meisten Ersatzneubauten gibt es im Kreis Rendsburg-Eckernförde (fünf), danach folgen Ostholstein (drei) und Nordfriesland (zwei). 25 weitere sind den Angaben zufolge in Planung für die kommenden Jahre. Darunter befinden sich einige Brücken, die bereits jetzt einem regelmäßigen Prüfzyklus unterzogen werden, also intensiver überwacht werden. Dazu gehört zum Beispiel die Gottorfbrücke im Kreis Schleswig-Flensburg oder die Dreh-und Klappbrücken über die Pinnau im Kreis Pinneberg.
Laut LBV.SH wird die Zahl der Brücken, die in den kommenden Jahren erneuert werden müssen, stetig steigen. Jetzt seien es im Schnitt fünf Ersatzneubauten - in rund zehn Jahren eher 20 bis 30, so Christoph Köster.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 25.10.2024 | 17:00 Uhr