Eine Frau kontrolliert eine Tasse in einer Porzellanfabrik

Thüringen 180. Firmenjubiläum: Kahla-Porzellan feiert im Stillen

Stand: 21.12.2024 05:00 Uhr

Vier Jahre ist die letzte Insolvenz bei Kahla-Porzellan jetzt her. Zum Glück fand sich damals ein Investor für das Traditionsunternehmen. Zwei Jahre später stiegen die Gaspreise und machten den Neustart schwieriger als gedacht. 180 Jahre Kahla-Porzellan mussten in diesem Jahr also kleiner ausfallen.

Von Andreas Dreißel, MDR THÜRINGEN

Die Mitarbeiterinnen am Dekorband haben alle Hände voll zu tun. Stapelweise warten hier Tassen auf ihr Klebedekor. Eigene Formen und hochwertige Werbeartikel wechseln sich ab. Bei der Arbeit ist eine ruhige Hand und Fingerspitzengefühl gefragt.

Viele Mitarbeiterinnen hier sind schon lange Porzelliner in Kahla. Am Band sitzen Aber auch junge Frauen aus vier verschiedenen Nationen. Und einer der aktuell vier Auszubildenden im Unternehmen.

Neuer Investor, aber noch kein sicheres Fahrwasser

Trotz der vielen Aufträge haben die Kahlaer die letzte Insolvenz vor vier Jahren nicht vergessen. Damals stand das Werk auf der Kippe. Daniel Jeschonowski sprang als Investor ein und kaufte das Unternehmen, das vor 180 Jahren in Kahla gegründet wurde. Auch im Jubiläumsjahr ist das Werk noch nicht in sicherem Fahrwasser angekommen.

"Tatsächlich sind wir sehr gut ins Jahr gestartet", sagt Daniel Jeschonowski. "Das erste Quartal lief fabelhaft. Im zweiten Quartal haben wir aber gemerkt: die Kunden sind verunsichert." Bei Vielen säße das Geld nicht mehr so locker, so der Chef. Das hätte sich im Sommer auch mit einer Umsatzdelle und Kurzarbeit bemerkbar gemacht.

Ein Mann mit weißem Hemd steht neben Porzellan-Schalen

Daniel Jeschonowski sprang als Investor bei Kahla-Porzellan vor vier Jahren ein und ist zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre.

Internethandel wird auch für Traditionsunternehmen wichtiger

Im dritten Quartal konnten die Porzelliner zum Glück wieder mehr verkaufen. Vor allem bei Geschirr-Sets und Einzelteilen für Privathaushalte läuft es laut Unternehmen gut. Im Bereich Gastrogeschirr klemmt die Konjunktur aber weiter. Deshalb haben die Kahlaer auch ihr Verkaufsteam aufgestockt.

Immer wichtiger werden laut Daniel Jeschonowski die Umsätze im Internet. Hier laufen nicht nur die modernen Designs. Auch das klassische Zwiebelmuster ist immer noch gefragt. "Ich habe das heute erst in der Produktion gesehen", sagt Jeschonowskki. "Ein Set, was im Onlineshop gerade ausverkauft ist."

Ein Geschirrservies von Kahla-Porzellan mit dem klassischen Zwiebel-Muster

Das klassische Zwiebelmuster ist nach wie vor gefragt.

Hohe Energiepreise machen Unternehmen zu schaffen

Sorgen machen dem Unternehmenschef weiterhin die hohen Energiepreise. Über 1,5 Millionen Kilowattstunden Gas verbrauchen die Öfen jeden Monat. Vor zwei Jahren mussten die Kahlaer darum kämpfen, überhaupt einen neuen Liefervertrag zu bekommen. Allerdings zu horrenden Preisen. Damals ging Daniel Jeschonowski nicht davon aus, dass die Thüringer Porzellanindustrie überleben würde.

Zum Glück hat sich die Situation seitdem gebessert. "Die Gaskosten sind jetzt ungefähr doppelt so hoch wie vor dem Beginn der Ukraine-Krieges", sagt Jeschonowski. "Aber zum Glück nicht zehn Mal so hoch. Vor zwei Jahren sah die Situation für uns noch deutlich bedrohlicher aus." Der Betrieb setzt schon viele Jahre auf langfristige Verträge, um Spitzen abzufangen.

Geschäftsführer setzt weiter auf eigene Mitarbeiter

Auch die Mitarbeiter sehen Kahla-Porzellan jetzt besser aufgestellt als früher. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich erhöht und aktuell sind in der Produktion mehrere Stellen ausgeschrieben. Das Werk verzichtet trotz Auf und Ab beim Umsatz nach eigenen Angaben bis heute auf Leiharbeiter und bietet auch den Auszubildenden nach der Prüfung einen Arbeitsplatz an.

Junge Mitarbeiter arbeiten in einer Fabrik

Junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen bei Kahla-Porzellan das Unternehmen in die Zukunft führen.

Im nächsten Jahr will Kahla Porzellan mit einer Dekoroffensive durchstarten. Außerdem konnten sie einige Lizenzpartner gewinnen, beispielsweise aus dem Medienbereich. Damit will das Unternehmen auch für Kinder attraktiv werden.

Daniel Jeschonowski hat den Kauf von Kahla Porzellan nicht bereut. Auch wenn es in den vier Jahren die eine oder andere falsche Entscheidung gab – er schaut positiv in die Zukunft des Werkes. 180 Jahre Porzellangeschichte in Kahla gehen weiter.

MDR (jw)