Thüringen Alle 80 Minuten ein Opfer häuslicher Gewalt
In Thüringen wurden im vergangenen Jahr erneut mehr Fälle von häuslicher Gewalt gezählt. Opfer sind meist Frauen oder Mädchen.
Alle 80 Minuten ist im vergangenen Jahr ein Mensch in Thüringen Opfer häuslicher Gewalt geworden. Das ergibt das sogenannte Lagebild "Häusliche Gewalt", das von der Thüringer Polizei am Montag veröffentlicht wurde. Dafür wertete die Polizei ihre Kriminalstatistik speziell aus. Das Ergebnis: 2023 gab es mehr als 6.551 Opfer, die Gewalt durch ihre Partner oder Familienangehörige erfuhren. Das sind 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, aber 22,1 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2019.
Opfer meist Frauen oder Mädchen
Häusliche Gewalt beinhaltet den Angaben zufolge alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt und umfasst innerfamiliäre sowie partnerschaftliche Gewalt. Häusliche Gewalt liegt auch dann vor, wenn sie von Partnern oder Familienangehörigen ausgeht, mit denen die Opfer nicht zusammenleben.
Fast zwei Drittel wurden Opfer von Partnerschaftsgewalt, ein gutes Drittel wurde Opfer von innerfamiliärer Gewalt. Die Tat ging dabei am häufigsten vom eigenen Partner aus (57,5 Prozent), aber auch von den eigenen Kindern (33,3 Prozent) oder Eltern (27,8 Prozent). In beiden Bereichen waren die Opfer meist Frauen oder Mädchen.
Erst am Wochenende ist in Gera ein häuslicher Streit eskaliert. Eine 40-Jährige wurde dabei mit einem Messer so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus musste. Tatverdächtig ist ihr Partner. Der 44-Jährige wurde vorübergehend festgenommen.
Polizei geht von hoher Dunkelziffer aus
Die Thüringer Polizei geht davon aus, dass die Dunkelziffer höher ist als die durch die Kriminalstatistik erfassten Straftaten. Die Behörde wies darauf hin, dass sie auf Anzeigen durch wachsame Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist, die hinschauen, hinhören und bei Gefahr die 110 wählen, um Geschädigte und ihre Kinder zu schützen.
Die Thüringer Landesregierung hatte im Juni einen Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sowie häuslicher Gewalt beschlossen. Der Plan legt nach Angaben der Gleichstellungsbeauftragten Gabi Ohler 130 Maßnahmen fest, die bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden sollen. Dabei seien alle Ministerien und die Staatskanzlei eingebunden.
MDR (sar), dpa