Thüringen Aus nach 30 Jahren: Autozulieferer Vitesco stellt Produktion in Mühlhausen ein
Nach mehr als 30 Jahren haben sich die Mitarbeiter des Automobilzulieferers Vitesco von ihrem Betrieb in Mühlhausen verabschiedet. Die noch verbliebenen Mitarbeiter sollen in einer Transfergesellschaft weiterqualifiziert werden.
Nach mehr als 30 Jahren hat der Automobilzuliefer Vitesco am Freitag für immer seine Produktion in Mühlhausen eingestellt. Von den einst knapp 200 Mitarbeitern sind nach MDR-Informationen 70 übriggeblieben. Die letzte Schicht endete Freitagmittag. Danach nahm die Belegschaft bei einem gemeinsamen Mittagsessen Abschied.
Viele sind von Anfang an dabei. Fast alle werden in einer Transfergesellschaft aufgefangen. Fünf wechseln in den hessischen Stammsitz in Bebra. Viele machen Altersteilzeit oder haben sich einen anderen Job gesucht.
Drosselklappen für Schiffs- und Automotoren
Unvergessen bleibt der Arbeitskampf vor drei Jahren mit Streiks, Demos und einem Sozialtarifvertrag. Danach wurde die Produktionshalle am Schadeberg nach und nach leergeräumt. Die beiden letzten Anlagen haben am Mittwoch die letzten Drosselklappen für Schiffs- und Automotoren hergestellt. Weil dafür der Bedarf bei VW, PSA und Renault drastisch zurückgegangen ist, muss Vitesco in Mühlhausen dicht machen.
Es war ein Abschied in Raten. Die Vitesco-Mitarbeiter wissen schon seit zwei Jahren, dass Ende 2024 Schluss ist. Auch ein Investor für den Standort hatte sich gemeldet. Der bekam aber bei der Abstimmung nicht die nötige Mehrheit der Belegschaft.
Die Mitarbeiter von Vitesco hatten 2022 mit einer Demo gegen die Schließung des Standorts protestiert. (Archivbild)
Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht
Von den 70 Mitarbeitern, die bis zuletzt noch da waren, gehen um die 60 in eine Transfergesellschaft. Das ist Teil des Sozialtarifvertrages, den sich die Belegschaft erkämpft hat. Vor drei Jahren gab es Warnstreiks und Demos gegen eine Schließung schon Ende 2022.
Dass es den Standort bis heute gegeben hat, ist von den Vitesco-Mitarbeitern gemeinsam mit der IG Metall erkämpft worden. Allerdings müssten die Mitarbeiter immer noch um ihre Abfindungen kämpfen, sagt Jenny Rotter von der IG Metall. Da werde um jeden Cent gestritten, was dem Zusammenhalt nicht gut tue. Viele seien aber auch bereits in Rente gegangen oder machen Altersteilzeit.
Jenny Rotter von der IG Metall sieht den Kampf um die Abfindungen kritisch.
Mitarbeiter sollen sich weiterqualifizieren
Die noch verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden noch ein Jahr lang in einer Transfergesellschaft weiterbeschäftigt. Das dient dazu, dass sich die Mitarbeiter qualifizieren können.
Die meisten von ihnen sind keine Metaller sondern Quereinsteiger. Darum sollen sie in der Transfergesellschaft fit gemacht werden, um bessere Chancen auf einen Job zu bekommen.
Das Produktionsgelände in Mühlhausen wirkte schon am Freitag relativ verwaist.
MDR (cg/jw)