Thüringen Blickfang und Insektenheimat: Was der Lavendelanbau in Thüringen bringt
Wogende Lavendelfelder. Wer in Frankreich schon einmal die lila blühenden Landschaften in der Provence gesehen hat, ist begeistert. Seit über einem Jahr gibt es nun auch in Thüringen einen Feldversuch, ob sich hier der Lavendelanbau in größerem Stil lohnen könnte. Jetzt liegen die ersten Forschungsergebnisse vor.
Wer im Sommer an Lavendelfeldern vorbeiläuft, scheucht einen bunten Schwarm Insekten auf. Mit dem Kescher waren in wissenschaftlicher Mission in diesem Jahr Meike Luderer-Pflimpfl und Jonas Buck unterwegs. Sie betreuen das Pilotprojekt im Fachbereich Gartenbau an der Fachhochschule Erfurt, das von fünf Projektpartnern und rund 300.000 Euro an Drittmitteln unterstützt wird.
Seltene Arten entdeckt
Beim Lavendelanbau auf insgesamt 6.000 Quadratmetern in den Landkreisen Altenburger Land, Gotha, Sömmerda und in Erfurt wird nicht nur untersucht, wie die Gewürzpflanze mit den klimatischen Bedingungen und den Böden in Thüringen klar kommt, sondern auch, wie es den Insekten in dem lilafarbenen Blütenmeer geht.
Fast 100 Wildbienenarten fühlen sich in den Lavendelfeldern wohl.
Die Ergebnisse des Insektenmonitorings haben die Fachleute erstaunt. Auf den Lavendelfeldern und auf den Blühflächen "haben wir 34 Tagfalterarten und 98 Wildbienenarten entdeckt und darunter 31 Bienenarten, die auf der Roten Liste stehen", sagt Meike Luderer-Pflimpfl. Sie gelten damit als gefährdet. Das allein spreche schon für den Lavendelanbau.
Blickfang fürs Unternehmen
Insgesamt sind in Thüringen 24.000 Pflanzen auf sechs Versuchsflächen gesetzt worden. Mit dabei ist die Agrargenossenschaft Nöbdenitz im Altenburger Land. "Als einer der größten Anbaubetriebe von Arzneipflanzen wollten wir das testen. Ob es mal eine Marktkultur wird, können wir noch nicht sagen. Aber die Fläche ist ein Blickfang und wirbt optisch für unseren Betrieb", sagt Landwirt Matthias Schnelle.
Die Fläche - es sind rund 1.500 Quadratmeter - komme nicht wieder weg. Ob sie erweitert wird, werden aber erst die nächsten Jahre zeigen: "Unsere Abnehmer haben eine Probe und müssen entscheiden, ob sie uns dauerhaft Lavendel abnehmen würden und zu welchem Preis. Vielleicht kann er für Arzneitees verwendet werden", sagt Landwirt Gerald Knötzsch.
Der Lavendelanbau ist eine Nische. In Nöbdenitz macht der Feldversuch ein Tausendstel der Gesamtfläche aus. "Aber das Image der Pflanze ist enorm gut. Der Zuspruch für diese Parzelle, ihre Außenwirkung hatten wir so in dem Ausmaß gar nicht erwartet", sagt Schnelle. Er ist überzeugt: Lavendel wird sich in Thüringen etablieren.
Lavendel-Ernte stimmt zufrieden
Thüringenweit wurden auf den Versuchsflächen zwischen 110 und 215 Kilo Lavendel geerntet. Das ist nach Angaben der Fachhochschule ein gutes Resultat. "In diesem Sommer war es relativ nass und dafür ist die Menge recht ordentlich", bringt es Meike Luderer-Pflimpfl auf ein erstes Fazit. "Der Lavendel liebt es ja eher trocken. Und die Pflanzen sind auch noch klein. Der Ertrag wird sich also noch steigern. Aber die Pflanze wächst gut auf den Thüringer Böden, obwohl wir der Erde noch nicht mal extra Sand beigemischt haben."
Der Lavendel-Ertrag soll sich noch steigern lassen können, aber bisher sind die Fachleute zufrieden. (Symbolbild)
Der Ölgehalt lag demnach zwischen 0,56 und 0,86 Prozent, "was leider von den angestrebten Ölgehalten weit entfernt ist", sagt Meike Luderer-Pflimpfl. Das liege zum einen an der Sorte, aber womöglich auch an den Witterungsbedingungen dieses Jahr. Ein kleiner Teil der Ernte wurde in der Fachhochschule zu Lavendelöl destilliert. Noch bis zum Sommer läuft das Lavendel-Pilotprojekt in Thüringen.
MDR (kir,lou)