Polizisten stehen vor einem Streifenwagen.

Thüringen Razzia gegen mutmaßliche Schleuser - GSG 9 im Einsatz

Stand: 04.09.2024 20:51 Uhr

Die Bundespolizei ist am Mittwoch deutschlandweit gegen Schleuserkriminalität vorgegangen. Schwerpunkt war Jena - auch die GSG 9 war im Einsatz. Eine Schleuserbande soll mindestens 140 Personen illegal nach Deutschland gebracht haben. Fünf Haftbefehle wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft vollstreckt.

Von MDR THÜRINGEN

Die Bundespolizei ist am Mittwoch deutschlandweit gegen Schleuserkriminalität vorgegangen. Nach Informationen von MDR Investigativ gab es Razzien unter anderem in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Schwerpunkt der Polizeiaktion war Jena.

Fünf Haftbefehle vollstreckt

Insgesamt seien elf Wohn- und Geschäftsräume in Jena, drei in Sondershausen sowie jeweils ein Gebäude in Nordhausen, Bad Sulza, Krefeld, Lübeck, Vaihingen an der Enz und Zeitz durchsucht worden.

Die Ermittlungen richten sich insgesamt gegen 18 Beschuldigte aus Syrien, dem Irak und Bulgarien im Alter zwischen 23 und 57 Jahren - vom Fahrer bis hin zu den Organisatoren. Sie sollen einer Schleuserorganisation mit Verbindungen ins Ausland angehören und in den Jahren 2023 und 2024 mindestens 140 Menschen über die Westbalkanroute eingeschleust haben. Ihnen wird banden- und gewerbsmäßige Einschleusung nach Deutschland vorgeworfen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden fünf Haftbefehle vollstreckt. Demnach betraf dies drei Syrer und zwei Iraker, wohnhaft in Jena, Sondershausen und Bad Sulza. Die Männer seien zwischen 23 und 57 Jahren alt. Nach MDR-Informationen hatte es dabei keine Gegenwehr gegeben. Bei den weiteren Beschuldigten handele es sich um zehn Syrer, einen Iraker, drei Bulgaren und eine Bulgarin.

In Wohnung in Jena untergebracht

Auf verschiedenen Routen ab Kroatien oder ab der Slowakei durch Tschechien und zum Teil weiter ins europäische Ausland, sollen den Angaben zufolge die Geschleusten in Kleintransportern über die Grenzen gefahren worden sein. In Jena wurden sie in einer eigens dafür eingerichteten konspirativen Wohnung untergebracht. Zur Bezahlung sollen zwei weitere Beschuldigte im Alter von 30 und 63 Jahren das sogenannte "Hawala Banking" genutzt haben.

Zum Aufklappen: Was ist Hawala-Banking?

Beim Hawala-Banking handelt es sich um ein strafbares, auf Bargeld basierendes Zahlungsverfahren auf Vertrauensbasis. Bei Hawaladaren kann Geld eingezahlt und nach Übermittlung eines Freigabecodes durch andere Hawaladare ausgezahlt werden. Der Hawaladar erhält für die Transaktion eine Provision. Ein- und Auszahlungen können an beliebigen Orten auch außerhalb der Europäischen Union vorgenommen werden.

Spezialeinheit GSG 9 im Einsatz

Die Ermittler seien der Bande auf die Spur gekommen, nachdem mehrmals Transporter auf der Westbalkanroute aufgehalten worden seien. Aus diesen Einzelfällen habe sich dann das große Ganze ergeben, so der Sprecher der Bundespolizei.

An der bundesweiten Operation seien rund 340 Polizisten beteiligt gewesen, in Jena auch die Bundespolizei-Spezialeinheit GSG 9. Nach Recherchen von MDR Investigativ gab es Informationen, nach denen einer der mutmaßlichen Täter möglicherweise bewaffnet und gewalttätig sein könnte.

In schwarz gekleidete Polizisten stehen vor einer Hauswand.

Mehr als 300 Beamten waren an der bundesweiten Aktion beteiligt.

Bei den vorausgegangenen monatelangen Ermittlungen sollen umfangreich Telefone abgehört und mutmaßliche Beschuldigte überwacht worden sein. Das Verfahren wird von der Staatsanwaltschaft Gera geführt, die in Thüringen die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Organisierte Kriminalität ist.

MDR (ahe/lke/jml)