Thüringen Stadtrat gibt Okay: Warum Erfurt ihr Vorkaufsrecht für die frühere Reichsbahndirektion nutzt
Die Stadt Erfurt nutzt ihr Vorkaufsrecht für die frühere Reichsbahndirektion. Zusammen mit dem Bahnhallenquartier dahinter soll das Gelände am Hauptbahnhof Teil eines umfassenden Stadtentwicklungsprojekts werden. Der Stadtrat hat am Mittwochabend den Plänen zugestimmt.
Die ehemalige Reichsbahndirektion in Erfurt soll von der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) gekauft werden. Der Erfurter Stadtrat hat am Mittwoch beschlossen, dass die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht zugunsten der LEG Gebrauch machen will. Die LEG kann die Reichsbahndirektion dann für rund 12,6 Millionen Euro kaufen.
Ein entsprechender Vertrag war im Vorfeld mit der LEG bereits ausgehandelt worden. Das Vorkaufsrecht muss bis 11. Januar genutzt werden, dann verstreicht die Frist. Die Stadt hätte die ehemalige Reichsbahndirektion schon seit längerem im Blick, sagt Stadtentwicklungsdezernent Tobias Knoblich.
Durch das Vorkaufsrecht der Stadt kann die LEG den Gebäudekomplex für den marktgerechten Preis von 12,6 Millionen Euro kaufen. Im vergangenen Jahr war das Gebäude im Internet noch für 17,2 Millionen Euro gehandelt worden. Aber was soll mit dem Gebäude passieren?
Erweiterung des Bahnhallenquartiers
Schon seit über 20 Jahren gibt es den Plan, das Bahnhallenquartier am Erfurter Hauptbahnhof zu entwickeln. Es handelt sich um das ehemalige Königliche Bahnbetriebswerk nördlich der Eisenbahn- und westlich der Straßenbahngleise. Seit August dieses Jahres ist das Gelände im Besitz der LEG - durch den Kauf der ehemaligen Reichsbahndirektion soll das Gebiet erweitert werden.
Im November hatte der Stadtrat neue Sanierungsziele für das Gelände beschlossen. Demnach soll die Reichsbahndirektion als Durchgang zu den Bahnhallen genutzt und "aufgebrochen" werden, wie Dezernent Knoblich erklärt. Bis spätestens 11. Januar kommenden Jahres muss die Stadt das Vorkaufsrecht genutzt haben.
Ein Projekt für das kommende Jahrzehnt
Die LEG selbst wollte sich im Vorfeld wegen des schwebenden Kaufverfahrens nicht zur Reichsbahndirektion äußern. Aber für das Bahnhallenquartier gibt es bereits Pläne. Laut LEG-Sprecher Holger Wiemers soll zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht werden. "Wir schauen also, was ist einsturzgefährdet, was kann gerettet werden. Wir wollen möglichst viel von der historischen Bausubstanz erhalten", so Wiemers.
Die ehemalige Reichsbahndirektion am Hauptbahnhof: Für das Bahnhallenquartier gibt es bereits Pläne.
Außerdem soll Wildwuchs entfernt und "aufgeräumt" werden. Die anschließende Gebäudesicherung wird laut Wiemers mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wie das Gelände dann künftig genutzt werden soll, ist noch offen. Stadt und LEG wollen bei der Entwicklung eng zusammenarbeiten. "Wir wollen natürlich auch eine Bürgerbeteiligung machen", sagt Dezernent Knoblich. Vor 2030 werden laut LEG aber wohl keine Bagger rollen.
Die Reichsbahndirektion soll das verbindende Element, der Weg zu den Bahnhallen werden. Wie das Gebiet künftig aussehen wird, ist ein Projekt für das kommende Jahrzehnt.
MDR (Dominik Knauft)