Menschen stehen neben einem Bus

Thüringen Letzte Flüchtlinge verlassen Halle in Hermsdorf - Notunterkunft geschlossen

Stand: 14.06.2024 13:21 Uhr

Am Freitag haben die letzten Bewohner die Notunterkunft für Flüchtlinge in Hermsdorf verlassen. Zuvor hatte es immer wieder Kritik an den Zuständen in der Halle gegeben. Eine Wiederinbetriebnahme ist nur im "extremen Notfall" geplant.

Von MDR THÜRINGEN

Die umstrittene Notunterkunft für Flüchtlinge in Hermsdorf im Saale-Holzland-Kreis ist geschlossen. Nach Angaben des Thüringer Innenministeriums wurde die Unterbringung von Flüchtlingen in der einstigen Logistikhalle am Freitag beendet und der Betrieb der Einrichtung damit eingestellt. Die letzten 27 Bewohner hatten die Unterkunft am Freitagmorgen verlassen und waren mit dem Bus in den Landkreis Sömmerda gebracht worden.

Halle als Unterkunft nur "im extremen Notfall"

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte: "Eins ist klar: Wir wollen hier keine Menschen mehr unterbringen." Eine Wiederinbetriebnahme sei nur "im extremen Notfall" denkbar. Die Halle werde jetzt gereinigt und für etwaige Katastrophenfälle vom Land vorgehalten - beispielsweise zur kurzfristigen Unterbringung bei Naturkatastrophen. Die Flüchtlinge, die bisher dort gelebt hatten, wurden auf die Einrichtungen in Eisenberg, Gera und Jena verteilt.

Eins ist klar: Wir wollen hier keine Menschen mehr unterbringen. Georg Maier | Thüringer Innenminister

Das Land hatte die Halle im April 2022 als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Zum ersten Mal waren darin im Januar 2023 Menschen untergebracht worden. Im November 2023 hatten dann dort mehr als 700 Geflüchtete aus mehreren Nationen gelebt. Ursprünglich hatte die Landesregierung geplant, Menschen dort nur in Ausnahmefällen und nur für wenige Tage unterzubringen.

Bis zu acht Flüchtlinge auf 22 Quadratmetern in Hermsdorf

Flüchtlinge, die dort lebten, hatten kaum Privatsphäre. Die hygienischen Zustände waren schlecht. Weil aber zeitweise sehr viele Flüchtlinge nach Thüringen kamen, wurden in dieser Halle deutlich mehr Menschen für einen längeren Zeitraum als beabsichtigt untergebracht.

Bis zu acht Personen hätten auf etwa 22 Quadratmetern leben müssen, sagte der für die Sozialbetreuung in der Halle zuständige Abteilungsleiter des Deutschen Roten Kreuz Gera, Ronny Boost. Die einzelnen Bereiche waren nur durch Bauzäune voneinander abgetrennt. Dass aufgrund der Vielzahl der dort lebenden Menschen zwischenzeitlich die verfügbaren Steckdosen knapp geworden waren, habe ebenso zu Konflikten geführt wie die Ausstattung der Toiletten. "Die Halle ist niemals für das alles gedacht gewesen", sagte Boost.

Kritik an Zuständen in der Halle

Die Linke-Landtagsabgeordnete und Flüchtlingspolitikerin Katharina König-Preuss hatte die Unterkunft in der Vergangenheit als "Halle des Elends" bezeichnet. Auch die Grünen, deren Minister und Ministerin lange Zeit für den Migrationsbereich zuständig waren, hatten die Zustände in der Halle kritisiert.

Anfang März war eine Petition an den Petitionsausschuss des Landtages gerichtet worden, mit der die Schließung "des Lagers und eine zügige Umverteilung der Menschen in eine menschenwürdige Wohnsituation" gefordert worden war. Nach Angaben der Initiatoren dieser Eingabe hatten etwa 2.100 Menschen diese Petition unterzeichnet.

Landesweit gibt es nach Angaben des Präsidenten des Thüringer Landesverwaltungsamtes, Frank Roßner, etwa 2.000 Plätze in der Erstaufnahme des Freistaats. Davon sind nach Angaben Maiers derzeit etwa 1.400 Plätze mit Flüchtlingen belegt. Die meisten von ihnen sind in der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl untergebracht, wo derzeit etwa 920 Menschen leben.

MDR (cfr)/dpa