Thüringen "Fritz Mitte" in Jena: Mit Edelfritten, Currywurst und Burger zur Restaurantkette
Am Anfang waren Currywurst und Pommes frites in einem Kiosk am Johannisplatz. Bistros in Jena und in Weimar folgten. Inzwischen ist ein feines Restaurant dazugekommen. Demnächst öffnet ein modernes Wirtshaus in Eins-a-Lage am Jenaer Markt. Alles unter dem Label "Fritz Mitte", das seit rund 20 Jahren in Jena erfolgreich ist. Während die Gastro-Szene andernorts eher über ausbleibende Kundschaft klagt, läufts hier.
Kurz nach 9 Uhr morgens ist das gediegene Lokal in der Schlossgasse, wenige Meter vom Uni-Hauptgebäude, schon gut besucht. Eigentlich hätten wir jetzt Vorlesung, gibt eine Gruppe Studenten zu. Stattdessen lassen sie sich einen "Strammen Fritz" schmecken, hausgemachtes Sauerteigbrot mit zwei Spiegeleiern und allerlei Beilagen.
Auch ein Damen-Kränzchen ein paar Tische weiter lobt das gediegene Ambiente und die tolle Speisekarte. Das morgendliche Angebot sei ausgefallener als an anderen Frühstücksspots in der Stadt und bis 14 Uhr zu ordern. So eine gemütliche Runde hatten die beiden Fritz Mitte-Geschäftsführer Stefan Lindloh und Yvonne Leichsenring wohl vor Augen, als sie ihr Konzept vom "Fine Food"-Lokal in zentraler Lage entwickelten.
Das "Fine Food"-Lokal nahe der Universität lockt mit ausgefallenem Frühstücksangebot.
Neues Lokal nächster Schritt der Unternehmer
Die Idee eines Lobby-Restaurants mit offener Küche haben sie sich anderswo in der Welt abgeguckt und vor drei Jahren dann das Lokal über zwei Etagen und mit Platz für fast 100 Gäste eröffnet. "Es entspricht im Prinzip dem Stil einer Hotellobby, wo man ganztägig sich treffen kann, Zeit vertrödeln kann, Zeitungen lesen kann, was Gutes essen kann.", so Stefan Lindloh.
Dem Küchenchef beim Zubereiten zuschauen, die offene Küche im "Fine Food"-Lokal macht‘s möglich.
Nach den "Street Food"-Lokalen mit Verkaufsfenster, seit 2010 in der Schützengasse in Weimar und seit 2015 in der Neugasse in Jena, sei das ein enormer Schritt gewesen. Ein neuer Küchendirektor, der sich zuvor in etablierten Häusern in Thüringen einen Namen machte, wurde angestellt, so Lindloh. Auf der Karte finden sich nun auch Salate, Steaks, Trüffel und feine Weine.
Entspricht im Prinzip dem Stil einer Hotellobby, wo man ganztägig sich treffen kann, Zeit vertrödeln kann, Zeitungen lesen kann, was Gutes essen kann. Stefan Lindloh | Geschäftsführer "Fritz Mitte" Jena
Trotz neuem Lokal: Handschrift soll erhalten bleiben
Die "Handschrift" von "Fritz Mitte" sollte aber erkennbar bleiben. Ohne Currywurst, Pommes und die hauseigenen witzigen Mayonnaisen geht es nicht. Damit habe schließlich alles angefangen, daher rühre auch der Name "Fritz Mitte": "Fritz" für die Edelfritten, die aus den Niederlanden kommen, und "Mitte" für die Stadtmitte.
In Anlehnung an "Berlin Mitte", sagt Lindloh, wo er mit seiner Partnerin Anfang der 2000er Jahre oft unterwegs war. Von den Currywurst-Buden dort angezogen, eröffnete er im Sommer 2006 selbst eine im traditionsreichen Kiosk am Johannisplatz. "Das war in Jena die einzige Pommes-frites-Bude, wo ich schon als Kind anstand", sagt der inzwischen 46-jährige gelernte Hotelkaufmann, der seine ersten Erfahrungen in der Gastronomie in Kitzbühel in Tirol sammelte.
Noch laufen die Bauarbeiten im nächsten Lokal, dass die Jenaer Unternehmer Ende Februar eröffnen wollen.
TV-Sendung machte Imbiss bekannt
Der Kiosk hatte kaum geöffnet, da suchte ein privater TV-Sender "Deutschlands Superwurst". Der Jenaer Imbiss landete auf Platz 2. Schon am nächsten Tag, erinnert sich Lindloh, stand dort eine Riesenschlange. Als der Johannisplatz saniert wurde und der Kiosk deswegen verschwinden musste, ging es im benachbarten "Achteck" weiter.
Das Geschäft boomte. Lindloh und Leichsenring wurden immer mutiger. Während der Corona-Jahre verabschiedeten sie sich von den bis dahin parallel geführten zwei Modeläden, konnten sich nun ganz auf die Gastronomie und neue Konzepte konzentrieren.
Das "Achteck" am Jenaer Johannisplatz ist als Frittenbude der etwas anderen Art nicht nur bei Studierenden beliebt.
Achtsam mit Mitarbeitern umgehen
Mut gehört zum Geschäft. Das sei Stück für Stück gewachsen, mit einem Team, das die Vision der beiden auch mittrage, wie Yvonne Leichsenring betont. Gutes Personal für die Gastronomie zu finden, sei nicht einfach, es zu halten noch schwieriger. "Der ganze Trick dabei ist, dass wirklich auch wie eine Familie zu gestalten. Da auch offen und ehrlich die Leute mit einzubeziehen.", sagt Leichsenring.
Man müsse mit den Leuten achtsam umgehen, auch auf deren Familienleben Rücksicht nehmen und Arbeitsverträge individuell gestalten. Diese Wertschätzung und der familiäre Umgang miteinander zahlten sich aus und sprächen sich rum, sind die beiden Chefs überzeugt. Inzwischen ist die "Fritz Mitte"-Familie auf rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen, weitere sollen noch dazukommen.
Currywurst kommt aus Thüringen
Im "Headquarter", wie Lindloh die Firmenzentrale in der Mühlenstraße nennt, befindet sich auch das zentrale Lager mit bis zu 50 Tonnen Pommes frites in Tiefkühl-Containern. Von dort aus gehen sie in die "Fritz Mitte"-Filialen. Die Currywurst nach selbst entwickelter Rezeptur kommt längst nicht mehr aus Berlin, sondern aus Thüringen. Regional ist erste Wahl, das gilt auch für das neueste Projekt der inhabergeführten Restaurantkette.
Der ganze Trick dabei ist, dass wirklich auch wie eine Familie zu gestalten. Da auch offen und ehrlich die Leute mit einzubeziehen. Yvonne Leichsenring | Geschäftsführerin "Fritz Mitte" Jena
Neues Wirtshaus soll im Februar eröffnen
Im ehemaligen Café "Markt 11", das seit über einem Jahr geschlossen ist, entsteht ein supermodernes ganz gemütliches neues "Fritz Mitte"-Wirtshaus, kündigt Stefan Lindloh an. Dort wolle das Team die deutsche und alpenländische Küche hochleben lassen. "Das sind also alles Gerichte, die man kennt vom Namen her, die man auch aussprechen kann. Die man aber trotzdem modern interpretiert dann hier wiederfinden wird.", so Lindloh.
Das neue "Fritz Mitte"-Wirtshaus am Markt wird noch eingerichtet. Ende Februar sollen sich dort die Türen öffnen.
"Fritz Mitte - Farm to table", das bedeute frisches Obst und Gemüse komme direkt von den Markthändlern und regionalen Produzenten auf den Tisch. Auf einem großen Grill mitten im Gastraum sollen sich Biohühner drehen. Preis- und familienfreundlich soll es sein, mit großen Tischen, größeren Portionen, einer Kinderspielecke und einem Wickelraum.
Noch laufen Bau- und Vorbereitungsarbeiten. Ende Februar, schätzt Lindloh, wird das "Fritz Mitte"- Wirtshaus am Markt öffnen. Um diese Zeit laufe die Gastronomie am schwächsten, meint er. Von da ab könne es also nur bergauf gehen.
Das sind also alles Gerichte, die man kennt vom Namen her, die man auch aussprechen kann. Die man aber trotzdem modern interpretiert dann hier wiederfinden wird. Stefan Lindloh | Geschäftsführer "Fritz Mitte" Jena
MDR (jw)