Ein Arbeiter an einem Werksofen.

Thüringen Für schnellere Mikrochips: Schott übernimmt Quarzschmelze in Ilmenau von QSil

Stand: 19.12.2024 18:13 Uhr

Große Mikrochip-Hersteller setzen bei der Produktion vermehrt auf Glas. Auch für die Schott AG aus Jena ist das Material extrem wichtig. Schott übernimmt deshalb die Quarzschmelze des Unternehmens QSil in Ilmenau. Es ist der größte Firmenzukauf in der 140-jährigen Schott-Geschichte.

Von MDR THÜRINGEN

Der Spezialglashersteller Schott will sein Geschäft in Thüringen ausbauen und übernimmt die Quarzschmelze Ilmenau von QSil mit allen 275 Mitarbeitern. Dies sei der größte Firmenzukauf in der 140-jährigen Schott-Geschichte, teilte der Technologiekonzern am Donnerstagvormittag auf seiner Bilanzpressekonferenz in Mainz mit. Zum Kaufpreis machte Schott keine Angaben. 

Der Abschluss der Transaktion sei für Anfang 2025 vorgesehen - vorbehaltlich der nötigen behördlicher Genehmigungen. 

Schott AG übernimmt Quarzglashersteller QSIL

Quarzglas: Nachfrage steigt

Schott sichert sich damit die Produktionsstätte von hochreinem Quarzglas. Das in Ilmenau hergestellte Hochleistungsquarzglas ist ein wichtiges Material bei der Fertigung von Mikrochips. Weltweit steigt die Nachfrage der Halbleiterindustrie.

QSil ist ein international führender Spezialist für hochreines Quarz- und Spezialglas und verfügt in Ilmenau über eine hochmoderne Produktionsstätte. Erst im vergangenen Jahr hatte QSil in Ilmenau eine 20 Millionen Euro Investition in die Schmelzanlagen und Gebäude in Angriff genommen.

Chip-Hersteller setzen vermehrt auf Glas

Für Schott ist die Übernahme ein strategischer Schritt, um sich noch stärker im Bereich der Halbleiterherstellung zu engagieren. Schott hat zuletzt auf die Mikrochip-Fertigung mit Glas gesetzt.

Gründe dafür sind bessere thermische Eigenschaften und mögliche höhere Datenübertragungsraten. Das Spezialglas ist laut Schott damit den bisher verwendeten Kunststoffen weit überlegen - was auch den künftigen KI-Anwendungen zugutekommt, die mehr Rechenpower brauchen.

Ein Laser schneidet Formen in ein dünnes Glas.

Schott will bei der Produktion für schnelle Mikrochips führend bleiben. (Symbolbild)

Am Gründungsstandort von Schott in Jena wird deshalb auch ein neues Glas für die Chip-Herstellung entwickelt. Insgesamt beschäftigt der Spezialglashersteller Schott weltweit rund 17.100 Mitarbeiter - in Jena sind es etwa 500, darunter 22 Auszubildende und Studierende. Dabei solle es auch bleiben.

Etwas weniger Gewinn bei Schott

Der Technologiekonzern Schott hat im abgelaufenen Geschäftsjahr etwas weniger Umsatz und Gewinn gemacht. Das Unternehmen erwirtschaftete nach eigenen Angaben einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 2,9 Milliarden Euro. Auch der Gewinn sank von 413 Millionen Euro im Vorjahr auf 400 Millionen Euro, wie der Konzern auf der Bilanzpressekonferenz mitteilte.

Gestiegen ist hingegen der Jahresüberschuss um 31 Millionen auf 308 Millionen Euro. Schott-Vorstandschef Frank Heinricht begründet den Anstieg mit dem Börsengang der Pharma-Sparte im Jahr 2023.

"Schott" steht auf dem Wegweiser im Gelände eines Produktionsstandortes der Schott AG.

Schott will in seine Standorte investieren.

Schott will weiter wachsen und investieren

Heinricht sprach von einem Geschäftsjahr mit vielen Herausforderungen angesichts hoher Energiekosten, des Fachkräftemangels, einer Konsumflaute und steigender Konkurrenz aus China.

Auch im laufenden Jahr halte der "Gegenwind" an. Dennoch will der Spezialglashersteller weiter profitabel wachsen und in seine Standorte weltweit investieren. Geplant seien wieder 450 Millionen Euro.

Mehr Automatisierung geplant

Angepeilt werde eine Umsatzsteigerung von zwei bis fünf Prozent. Allerdings müsse auch das Thema Produktivität an Standorten in Europa angegangen werden. Das sei keine vorsichtige Ankündigung eines Abbauprogramms. Potenzial sehe er in der Automatisierung und Digitalisierung. 

Nach elf Jahren an der Spitze des Schott-Konzerns verabschiedet sich Frank Heinricht zum Jahresende in den Ruhestand. Sein Nachfolger ab 1. Januar ist der promovierte Chemiker Torsten Derr.

MDR (pre/dst/caf)