Thüringens BSW-Chefin Katja Wolf steht vor einem Wahlplakat auf dem Bundeschefin Wagenknecht zu sehen ist

Thüringen Mehrheit findet: BSW soll sich in Thüringen etablieren und nicht im Bundestag

Stand: 12.03.2025 08:52 Uhr

Wie soll sich das Bündnis Sahra Wagenknecht in Zukunft aufstellen? Bei der Bundestagswahl erlebte die junge Partei eine Klatsche - in Thüringen regiert sie mit. Das neue MDRfragt-Meinungsbild.

Von Franziska Höhnl, MDRfragt-Redaktion

Sollte sich das Bündnis Sahra Wagenknecht dauerhaft in der Parteienlandschaft etablieren? In einer aktuellen Ausgabe des MDR-eigenen Meinungsbarometers MDRfragt gibt es unter den Befragten aus Thüringen eher den Wunsch, dass sich das BSW auf Landesebene etabliert.

BSW soll sich etablieren – Wunsch für…

BSW soll sich etablieren – Wunsch für…

Mit Blick auf eine langfristige Präsenz im Bundestag herrscht hingegen eher Uneinigkeit und Skepsis. Das ergab ein nicht-repräsentatives, aber aussagekräftiges Stimmungsbild unter mehr als 6.000 Befragten im Freistaat.

Konkret gab die Hälfte der Befragten an, es wäre gut, wenn das BSW zur dauerhaften politischen Kraft in Thüringen wird (50 Prozent). Rund jede und jeder Dritte (37 Prozent) fände das hingegen schlecht. Damit sind die Befürworter hier deutlich in der Überzahl.

Kritischer Blick auf Bundes-Engagement

Anders sieht es aus, wenn es darum geht, ob das BSW sich im Bundestag dauerhaft etablieren sollte. Da fällt das Meinungsbild aus Thüringen kritischer aus, denn Befürworter (45 Prozent) und Skeptiker (41 Prozent) liegen in dieser Frage quasi gleich auf.

Auf Landesebene hat das BSW tatsächlich einige gute Antworten. Aber die Bundespolitik sehe ich mit der Haltung der Partei eher kritisch. Tina, 32, Weimarer Land | in der Befragung

Zudem ist die Thüringer MDRfragt-Gemeinschaft eher pessimistisch, was die bundespolitische Zukunft angeht: Nur eine Minderheit (34 Prozent) der Befragten glaubt, dass das BSW ein Comeback auf Bundesebene schafft und eine politische Zukunft hat. Die Mehrheit (59 Prozent) zweifelt daran, dass das gelingt.

Hat BSW Zukunft auf Bundeseben? Stimmungsbild aus Thüringen

Hat BSW Zukunft auf Bundeseben? Stimmungsbild aus Thüringen

Über die politische Zukunft des BSW geht es am Mittwochabend auch im MDR-Programm: Bei Fakt Ist! aus Erfurt diskutieren Bürgerinnen und Bürger mit Gästen aus Politik und Wissenschaft zum Thema "Friede, Freude, Katzenjammer - wie weiter beim BSW?". Zu sehen ab 20:15 Uhr im Livestream bei mdr.de und im MDR-Fernsehen.

BSW in Thüringen direkt im Landtag

Das Bündnis Sahra Wagenknecht hatte sich vor rund einem Jahr gegründet und bei den Wahlen zum Europa-Parlament sowie bei den Landtagswahlen in mehreren ostdeutschen Bundesländern aus dem Stand den Sprung in die Parlamente geschafft. In Thüringen wurde die junge Partei um Landeschefin Katja Wolf mit 15,8 Prozent der Stimmen aus dem Stand drittstärkste Kraft. Das BSW wurde zudem Teil der neuen Landesregierung des Ministerpräsidenten und CDU-Politikers Mario Voigt und der SPD.

Ministerpräsident Mario Voigt (CDU), rechts und Kattja Wolf (BSW), Thüringer Finanzministerin und stellv. Ministerpräsidentin, links

Katja Wolf vom BSW und Thüringer Finanzministerin sitzt neben Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) auf der Regierungsbank im Landtag.

Diese Brombeer-Koalition wird von den Befragten immer wieder als Argument für oder gegen das BSW als dauerhafte politische Kraft genannt. Ein wiederkehrendes Argument aus der MDRfragt-Gemeinschaft: Das BSW sei eine neue Kraft mit guten Ideen für Thüringen und bringe diese pragmatisch und mit konkreten Projekten ein. Andere Befragte werfen dem Landes-BSW hingegen vor, die eigenen Ziele und Ideen verraten zu haben, um mitregieren zu können.

Frau Wolf ist nicht so verbissen wie Frau Sahra Wagenknecht, weil sie pragmatisch mitregiert. Sabine, 60, Landkreis Schmalkalden-Meiningen | in der Befragung

Dass sich im MDRfragt-Stimmungsbild mehr Befragte wünschen, dass sich das BSW auf Landesebene statt auf Bundesebene etabliert, lässt sich auch mit einigen Argumenten aus den Kommentaren erhellen: So bemängeln Befragte immer wieder die außenpolitische Haltung des BSW als zu russland-unkritisch oder zu unversöhnlich. Doch es gibt auch einige Befragte, die genau diese kompromisslosen Forderungen des BSW zum Ukraine-Krieg schätzen.

Einerseits finde ich es gut, dass eine neue politische Partei Wähler anspricht, die eine starke Sozialpolitik wollen. Andererseits ist das BSW in ihren Forderungen viel zu populistisch und stellt eine Bedrohung dar - in Bezug auf die Sicherheit Europas und Deutschlands, wegen ihrer Haltung zum Ukraine-Krieg und zu Russland. Jakob, 22, Landkreis Gotha | in der Befragung

Bei den vorgezogenen Bundestagswahlen hatte das Bündnis Sahra Wagenknecht laut vorläufigen Ergebnissen der Bundeswahlleiterin den Einzug in den Bundestag mit 4,97 Prozent knapp verfehlt.

Wie funktioniert MDRfragt genau?
An dem aktuellen Stimmungsbild von MDRfragt zur Zukunft des BSW haben sich Anfang März 6.179 Menschen aus Thüringen beteiligt. Das Meinungsbarometer ist nicht repräsentativ, aber aussagekräftig für die Stimmungen im MDR-Sendegebiet. Alles zur Methodik, den Mitmachmöglichkeiten und den Ergebnissen gibt es am Ende dieses Artikels. Um mögliche Verzerrungen durch die Zusammensetzung der Befragten zu verringern, werden die Befragungsergebnisse nach bewährten wissenschaftlichen Methoden gewichtet. Zudem erlauben die Begründungen und Kommentare der Befragten, die Stimmungstendenzen einzuordnen.

Hinweis der Redaktion: Wir haben aktuell mehrere Artikel zum Bündnis Sahra Wagenknecht veröffentlicht. Um eine sinnvolle Diskussion zu ermöglichen, ist nur der Beitrag "Bundesverband vs. Thüringen: Was der BSW-interne Streit bedeutet" zum Kommentieren freigegeben.

MDR (dst)