Ein Fchhausensemble entlang einer Pflasterstraße.

Thüringen Nach langem "Dornröschenschlaf": Neue Hoffnung für Altes Gut in Dornburg

Stand: 26.08.2024 11:59 Uhr

Seit Jahrzehnten präsentiert sich das Alte Gut in Dornburg im Saale-Holzland-Kreis in bedauernswertem Zustand. Die einstigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude in dem rund eineinhalb Hektar großen Ostthüringer Gutshof sind ungenutzt, einige drohen zu verfallen. Dabei hat das Areal zwischen Markt und Schlösser-Ensemble durchaus Potential. Von den vielen Plänen wurde aber noch keiner umgesetzt. Nun aber tut sich was auf dem Gelände. Es ist vielleicht auch die letzte Chance.

Von Anke Preller, MDR THÜRINGEN

Das Alte Gut, bekannt auch als Dornburger "Domäne", bildet mit den drei Schlössern hoch über dem Saaletal ein Denkmal-Ensemble. Die Lage ist top, mitten im Sanierungsgebiet "Ortskern Dornburg" - zwischen dem sanierten Marktplatz und den drei Schlössern der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bislang aber hat das größte und momentan noch hässlichste Grundstück im Städtchen jeden Investor abgeschreckt. Auch die Universität Jena, der das Areal bis vor drei Jahren gehörte, war völlig überfordert.

Nun steht die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) im Grundbuch. Als letzter Retter in der Not will sie das Alte Gut nach und nach entwickeln. Es könnte zu einem Schmuckstück werden.

Altes Gut in Dornburg mit jahrzehntelangem Verfall

Die Dornburger "Domäne", einst herzogliches Kammergut, ging vor etwa 100 Jahren in Besitz der Universität Jena über. Als Universitätsgut diente es bis 1968 auch der landwirtschaftlichen Forschung. Nach dem Auflösen der Landwirtschaftlichen Fakultät in Jena wurde das Ensemble aus Scheunen, Stallungen, Wirtschafts- und Wohngebäuden zum Volkseigenen Gut (VEG).

1990 erfolgte die Rückübertragung des Areals an die Universität, der Verfall ging weiter. Anfang der 2000er-Jahre verließen die letzten Bewohnerinnen und Bewohner das Alte Gut. Neben ein paar Lagerräumen hat der Bauhof dort noch sein Domizil. Die meisten Objekte aber stehen seit Langem leer. Bei größeren Veranstaltungen, wie dem Dornburger Rosenfest oder der Schlössernacht, dient der große Innenhof als Parkplatz.

LEG will Trauerspiel ein Ende bereiten

Nun will die LEG dem Trauerspiel ein Ende bereiten, die wohl letzte Chance für den einst stattlichen Gutshof. Erste sichtbare Zeichen waren die Rodungen am angrenzenden Hain, der zum Alten Gut gehört. Rund 160 abgestorbene oder kranke Bäume, vor allem Eschen, hatte die LEG im Februar fällen lassen. Es war Gefahr im Verzug, so der zuständige Projektleiter Kay Salberg. Bäume drohten auf die Straße zu fallen, die den Dornburger Hang hinaufführt. Nun geht es mit Notreparaturen und Sicherungsarbeiten innerhalb des Gutshofes weiter.

Ein Bauzaun steht vor einem zerfallenem Gebäude.

Das ehemalige Milchhaus aus dem 19. Jahrhundert soll wegen Einsturzgefahr nun abgerissen werden.

Auch die über Jahre angesammelten Schrott- und Müllberge im Außenbereich kommen weg. Im Hof steht ein Bagger bereit. In dieser Woche soll der Abriss des sogenannten Milchhauses beginnen. Dessen einsturzgefährdetes Dach beunruhigte schon lange Besucher im Hof des benachbarten Alten Schlosses.

Zudem seien Arbeiten an Dach und Fassade des ehemaligen Herren- oder Pächterhauses geplant, kündigt Projektleiter Salberg an. Dieses Gebäude soll erhalten bleiben, könnte mal zu einem kleinen Hotel werden. Alles abgestimmt mit der Denkmalbehörde, mit der Stadt Dornburg-Camburg, dem Ortsteil Dornburg und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Alle zeigen sich erleichtert, dass sich endlich etwas tut.

Ideen für Nutzung: Hotel und Wohnungen

Der Ortsteilbürgermeister von Dornburg, Tristan Sammer (Freie Wählergemeinschaft Dornburg), ist froh, dass der Dornröschenschlaf des Alten Guts ein Ende zu finden scheint, es einen neuen Anlauf gibt. Auch der neue Bürgermeister von Dornburg-Camburg, Jens Tischendorf (parteilos), ist vorsichtig optimistisch.

Große Erwartungen, sagt er, knüpften sich einmal an den Masterplan, der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen erstellt wurde. Dort waren Nachnutzungsmöglichkeiten beschrieben, wodurch es der Masterplan zum IBA-Kandidaten schaffte. "Wir sind aber leider über den Status des Kandidaten nicht hinausgekommen", so Tischendorf. Die kühnen Ideen und Pläne für das große Gelände verliefen im Sande.

Es fanden sich keine Investoren für den Bau Dutzender Wohnungen, eines neuen Kindergartens und erst recht nicht für eine Seilbahn, die vom Bahnhof im Saaletal hoch auf den Dornburger Berg führen sollte.

In dem Masterplan waren Nachnutzungsmöglichkeiten beschrieben. Dadurch hat es der Masterplan zum IBA-Kandidaten geschafft. Wir sind aber leider über den Status des Kandidaten nicht hinausgekommen. Jens Tischendorf (parteilos), Bürgermeister der Stadt Dornburg-Camburg |

Das war zu groß gedacht damals, findet auch LEG-Projektleiter Salberg. Der Masterplan sei mittlerweile sechs Jahre alt und bedürfe einer Überprüfung. "Da sind wir dabei, gemeinsam mit dem Ortsteil Dornburg, mit der Stadt und auch mit dem Nachbarn, der Stiftung Schlösser und Gärten", so Dalberg.

Blick auf ein zerfalles mit Grün zugewachsenes Gebäude.

Aus dem einstigen Herren-oder Pächterhaus könnte einmal ein Hotel werden.

Nachgedacht werde durchaus über eine Wohnnutzung, etwa der langen Stall- und Scheunenzeile. Dazu müssten die imposanten Fachwerkgebäude grundsaniert werden. Die Bausubstanz lasse das zu. Gleiches gelte für das ehemalige Pächterhaus und das Gesindehaus. Der Grundgedanke dabei: Erhalten, was erhaltenswert ist, und es nach und nach entwickeln.

Das sei der entscheidende Unterschied zu früher, so Tischendorf. Während der Masterplan das Alte Gut im Ganzen im Blick hatte und entwickeln wollte, schätze er den Ansatz der LEG als realistischer ein. Dem pflichtet auch Tristan Sammer bei. Wichtig sei, "dass wir in kleinen Schritten vorangehen und erstmal einen Anfang machen. Nicht nur drüber reden und Papierseiten füllen, sondern Taten folgen lassen."

Der Masterplan ist mittlerweile sechs Jahre alt und bedarf einer Überprüfung. Da sind wir dabei. Kay Salberg, Projektleiter der LEG für das Alte Gut Dornburg |

Höhe der Kosten reine Spekulation - Projekt für mehr als zehn Jahre

Die Abriss- und Sicherungsarbeiten markieren den Neustart. Doch es braucht einen langen Atem, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Projektleiter Salberg rechnet mit einem Zeitraum von zehn bis fünfzehn Jahren, um das gesamte Areal zu entwickeln. Über die Kosten ließe sich derzeit nur spekulieren, sagt er. Auch Fanny Rödenbeck, die Schlossverwalterin der Dornburger Schlösser, beobachtet mit Wohlwollen, dass sich am Alten Gut endlich etwas tut. Auch sie wünscht sich, dass möglichst viel alte Bausubstanz erhalten werden kann.

Besonders dringlich sei es, Übernachtungsmöglichkeiten für das Kongresszentrum im Alten Schloss zu schaffen, um den Tagungsbetrieb dort zu beleben. Für mehrtägige Veranstaltungen müsse derzeit immer ein Pendelverkehr nach Jena eingerichtet werden. Auch für die vielen Hochzeitsgesellschaften im Sommer wäre ein kleiner Hotelbetrieb vor Ort lukrativ.

Bauberatung im Gutshof - links Jens Tischendorf, Bürgermeister der Stadt Dornburg-Camburg, in der Mitte LEG-Projektleiter Kay Salberg und der ehemalige Ortsteilbürgermeister von Dornburg, Klaus Sammer

Bauberatung im Gutshof - Jens Tischendorf, Bürgermeister der Stadt Dornburg-Camburg (links), in der Mitte LEG-Projektleiter Kay Salberg und der ehemalige Ortsteilbürgermeister von Dornburg, Klaus Sammer.

Hoffest mit ersten Ideen im September

Erste Ideen zur Zukunft des Alten Gutshofs sollen zum Hoffest am 7. September vorgestellt und diskutiert werden. Ein Team junger Architekten lädt an diesem Tag ab 14 Uhr in ein temporäres Hof-Café zu Führungen über das Gelände und zum Gedankenaustausch ein. Das Hoffest, das Teil des Kulturjahres 2024 im Saale-Holzland-Kreis ist, soll am Abend mit Live-Musik ausklingen. Alle sind eingeladen, die sich für diesen besonderen Ort interessieren und sich für den Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles einsetzen wollen.

MDR (jml)