Eine Abordnung der Bundeswehr-Rekruten auf dem Eisenacher Marktplatz legt das feierliche Gelöbnis mit der Hand an der Truppenfahne ab.

Thüringen Öffentliches Bundeswehr-Gelöbnis: "Unterstützung der Demokratie notfalls unter Einsatz des Lebens"

Stand: 13.09.2024 11:32 Uhr

Rund 350 Menschen haben am Donnerstagabend in Eisenach das feierliche Gelöbnis der Bundeswehr auf dem Markt verfolgt, Angehörige, aber auch Zuschauer. 82 junge Soldatinnen und Soldaten verpflichteten sich dabei, Deutschland treu zu dienen, Recht und Freiheit zu verteidigen. Dass dies in der Öffentlichkeit stattfand, war sowohl der Bundeswehr als auch der Politik wichtig. Angereist waren eigens eine Staatssekretärin und die Wehrbeauftragte des Bundestages.

Von Ruth Breer, MDR THÜRINGEN

Als erste marschieren die Hauptpersonen des Donnerstagabends auf den Eisenacher Marktplatz: 82 Rekrutinnen und Rekruten, die am Anfang ihrer Dienstzeit ihr Gelöbnis ablegen. Es folgen Abordnungen anderer Kompanien, Wimpel voran, und die Ehrenformation mit der Truppenfahne, angeführt vom Heeresmusikkorps Kassel. Der Marktplatz ist mit Gittern abgesperrt, außen herum beobachten rund 350 Zuschauerinnen und Zuschauer das Geschehen - darunter viele Angehörige, die zum Teil von weither angereist sind.

Grundausbildung findet in Bad Salzungen statt

Die jungen Leute, die zur 5. Kompanie des Aufklärungsbataillons 13 in Gotha gehören, absolvieren derzeit ihre Grundausbildung in der Werratalkaserne in Bad Salzungen beim Panzergrenadierbataillon 391. Unter ihnen sind sowohl Zeitsoldaten als auch freiwillig Wehrdienstleistende. Die Abbrecherquote liege bei etwa zwölf Prozent, schätzt ein Presseoffizier. Für sie ist das Gelöbnis ein wichtiger Tag, entsprechend feierlich das militärische Zeremoniell.

Die Bundeswehr-Ehrenformation kommt auf den Marktplatz, angeführt vom Heeresmusikkorps Kassel

Auch das Heeresmusikkorps Kassel war an der Zeremonie beteiligt.

Gelöbnis der Panzergrenadiere erstmals seit Wiedervereinigung in Eisenach

Dass es öffentlich begangen wird, ist dem Kommandeur der Salzunger Grenadiere, Oberstleutnant Jan Cihar, besonders wichtig, als Zeichen für die Integration in die Gesellschaft. Meist findet das in Patengemeinden in der Nähe des Standorts statt, nun erstmals seit der Wiedervereinigung in Eisenach. Die Bundeswehr trete ein für die demokratische Grundordnung, für Demokratie und Meinungsfreiheit, betont Cihar. Wenn es sein müsse, mit der Waffe in der Hand und unter Einsatz des Lebens. "Das macht uns besonders", sagt er. Der Einsatz schließe auch diejenigen ein, "die gegen uns sind". Dass die Rekruten dazu bereit seien, verdiene Respekt und Dank.

Relevanz der Bundeswehr seit Ukrainekrieg nochmal betont

Beides zollt ihnen an diesem Tag die Bundespolitik: Aus Berlin angereist sind die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), und die parlamentarische Staatssekretärin des Verteidigungsministeriums, Siemtje Möller (SPD). Möller hebt hervor, dass sich die jungen Soldaten in einer "schwierigen Phase" verpflichten. Frieden, Freiheit und Demokratie seien spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht mehr selbstverständlich. Der Druck auf die regelbasierte Ordnung sei so hoch wie lange nicht mehr. "Die Stärke des Rechts wird nicht dem Recht des Stärkeren weichen", bekräftigt Möller.

Der Eisenacher Oberbürgermeister Christoph Ihling (CDU), Kommandeur Jan Cihar und Staatssekretärin Siemtje Möller schreiten die Bundeswehr-Formation ab.

Abschreiten der Formationen (von links): Oberbürgermeister Christoph Ihling (CDU), Kommandeur Jan Cihar und Staatssekretärin Siemtje Möller

Dabei kommt der Bundeswehr eine besondere Verantwortung zu. Sie sei aber keine einseitige Verpflichtung, so die SPD-Politikerin: Die Gesellschaft sei ihrerseits verantwortlich dafür, dass die Soldatinnen und Soldaten ihren Auftrag erfüllen könnten, dass die Bundeswehr "wieder voll einsatzbereit" gemacht werde.

Während es früher eher Desinteresse war, kommt man heute deutlich einfacher ins Gespräch. Jan Cihar | Kommandeur der Bad Salzunger Grenadiere

Krieg in Europa bringt Soldatinnen und Soldaten zum Umdenken

Dass die veränderte Lage in Europa auch die Rekrutinnen und Rekruten bewegt, macht ihr Sprecher Malte Jansen in seiner Rede deutlich. Er hatte 2005/06 seinen Wehrdienst abgeleistet und ist jetzt - nach Studium und Berufstätigkeit - zur Bundeswehr zurückgekehrt. Der Entschluss sei mit dem Überfall auf die Ukraine gereift, so der Oberfähnrich. Alle seien freiwillig hier, sagte er im Namen seiner Kameraden, und "von der Notwendigkeit einer wehrhaften Demokratie überzeugt". Für diesen anspruchsvollen und mitunter gefährlichen Auftrag brauche es vor allem eine gute Ausbildung, so Jansen.

Eine Abordnung aus sechs jungen Rekrutinnen und Rekruten legt dann - stellvertretend für die anderen - das Gelöbnis an der Truppenfahne ab. Alle 82 sprechen gemeinsam laut die Formel nach, die der Kommandeur vorgibt. Mit einem kleinen Unterschied: Zeitsoldaten "schwören", freiwillig Wehrdienstleistende "geloben" - und zwar: "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Auch der Zusatz "So wahr mir Gott helfe" schallt lautstark über den Markt.

Staatsekretärin Siemtje Möller gratuliert der Abordnung der Rekruten nach dem Gelöbnis auf dem Eisenacher Marktplatz.

Staatsekretärin Siemtje Möller gratuliert der Abordnung der Rekruten nach dem Gelöbnis - auch Bundeswehrbeauftragte Eva Högl (r.) war vor Ort.

Öffentlichkeit interessiert sich mehr für Bundeswehr

Dass Gelöbnisse öffentlich stattfinden, nehme zu, sagt die Wehrbeauftragte Eva Högl. So ein festlicher Rahmen wie in Eisenach mit Gottesdienst in der Georgenkirche und der Zeremonie auf dem Markt "tut unseren Soldaten gut" und "ist genau richtig", sagt Högl. "Unsere Bundeswehr steht fest in der Mitte der Gesellschaft." Dass so viele gekommen sind, zeige, dass sich die Gesellschaft mehr für die Bundeswehr interessieren würden. "Das ist in den vergangenen Jahren etwas verloren gegangen", so die Wehrbeauftragte weiter. Jetzt wüssten viele, "wofür wir die Bundeswehr haben und wofür wir sie brauchen".

Natürlich machten sich viele auch Sorgen und stellten kritische Fragen, sagt Högl. "Das müssen auch nicht alle gut finden, aber wir müssen darüber diskutieren." Die Soldaten spürten, dass das zunehmende Interesse an ihrer Arbeit verbunden sei mit Respekt, Anerkennung und Wertschätzung. Ähnlich berichtet es der Kommandeur der Salzunger Grenadiere, Jan Cihar. Wenn er sich in Uniform bewege, werde er inzwischen anders wahrgenommen und auch mal angesprochen. "Während es früher eher Desinteresse war, kommt man heute deutlich einfacher ins Gespräch."

MDR (rub, ost)