Ein Friseur schneidet die Haare einer grauhaarigen Frau.

Thüringen In 21 Berufsgruppen sind Personal-Engpässe in Thüringen besonders groß

Stand: 16.07.2024 08:54 Uhr

Laut einer neuen Erhebung der Bundesarbeitsagentur leiden 21 Berufsgruppen unter Fachkräftemangel. In Thüringen gehört jede fünfte offene Stelle zu den betroffenen Job-Gruppen. Auf der Personal-Engpass-Liste ist nun ein Beruf neu hinzugekommen.

Von MDR THÜRINGEN

Laut einer neuen Erhebung fehlen nun auch in Friseursalons immer häufiger Fachkräfte, die dort arbeiten wollen. Wie die Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur mitteilte, wurde der Friseurberuf neu in die Liste der 21 Berufsgruppen mit Personal-Engpässen aufgenommen. In Thüringen falle demnach inzwischen etwa jeder dritte Fachkräfteberuf in diese Rubrik. Von allen gemeldeten 37.000 Stellen in Thüringen stammt mit 7.800 Stellen etwa jede fünfte aus einem Engpass-Beruf.

Was die Situation verschärft: Nur sechs Prozent der Arbeitslosen suchten nach einer Stelle in einem Beruf, dem es an qualifizierten Arbeitskräften mangelt, so die Regionaldirektion, die die jährliche Analyse vorlegte. Trotz unbesetzter Stellen sorge der Bedarf an Fachkräften gleichzeitig dafür, dass sich die Arbeitslosigkeit bei unzureichend qualifizierten Menschen verfestigen würde.

Trend beim Fachkräftemangel soll sich verschärfen

Im Vergleich zur vergangenen Erhebung gibt es zwar zwei Berufsgruppen weniger, die bereits in der Personal-Engpass-Liste erfasst sind. Auch würden weniger von einem Mangel an Fachkräften bedroht. Das liegt laut dem Geschäftsführer der Regionaldirektion, Markus Behrens, aber vor allem daran, dass weniger Stellen gemeldet werden. Dadurch können auch weniger als unbesetzt deklariert werden.

"Aber immer mehr Menschen der geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente. Auch bei einer zuletzt gesunkenen Arbeitslosigkeit können Betriebe ihre freien Stellen oft nicht nachbesetzen, weil Fachkräfte fehlen. Dieser Trend wird sich fortsetzen", erklärte Behrens weiter.

Köche gesucht, Hochbau steht wieder besser da

Zu den Problemfällen mit dem größten Bedarf gehörten Pflege- und Gesundheitsberufe, Industrieberufe oder Berufe in der Unternehmensorganisation. Fachkräfte für technische Berufe zu finden, sei vor allem in den Bereichen Informatik und Energietechnik schwierig, so Behrens. Außerdem bestünden Engpässe in Gastronomieberufen, im Lebensmittelverkauf oder bei der Reinigung.

Neben Friseuren sind auch Köche, Informatiker sowie Reinigungsfachkräfte und Kosmetiker neu in die Engpass-Liste aufgenommen worden. Etwas entspannt habe sich die Situation dagegen bei Fachkräften in den Bereichen Hochbau oder in der Lagerwirtschaft. Auch im Thüringer Bestattungswesen gibt es keine Nachwuchssorgen. 19 weitere Berufsgruppen stünden unter Beobachtung, weil sie sich zu Engpass-Berufen entwickeln könnten. 

Die Erfurter Industrie- und Handelskammer spricht sich wegen des Personalmangels für gemeinsame Schritte von Wirtschaft und Politik aus. Geschäftsführerin Cornelia Haase-Lerch forderte verbesserte Standortbedingungen und eine erleichterte Zuwanderung für Arbeitskräfte. Dafür sei eine zentrale Ausländerbehörde nötig.

MDR (ost)/dpa