ein Medizin-Bus

Thüringen Rollende Post-Covid-Ambulanz: Patientenzahl in Thüringen deutlich gestiegen

Stand: 08.11.2024 18:51 Uhr

Seit einem Jahr fährt die rollende Post-Covid-Ambulanz der Uniklinik Jena durch Thüringen. Die Anzahl der Menschen, die unter den Spätfolgen einer Corona-Infektion leiden, hat sich in einem Jahr verdoppelt.

Von MDR THÜRINGEN

In Thüringen leiden etwa 80.000 Menschen an den Spätfolgen einer Corona-Infektion. Wie eine Sprecherin des Uniklinikums Jena sagte, hat sich die Zahl der Post-Covid-Patienten noch einmal deutlich erhöht. Vor einem Jahr war noch von etwa 40.000 Betroffenen die Rede.

Grund sei zum einen die größere öffentliche Aufmerksamkeit. Dadurch meldeten sich immer mehr Menschen, die seit Monaten eingeschränkt leistungsfähig und eingeschränkt belastungsfähig sind. Zum anderen erkrankten weiterhin Menschen an Corona, einige davon mit Spätfolgen.

Bus war an 15 verschiedenen Standorten

Den Angaben nach kann das vor einem Jahr am Uniklinikum gestartete Projekt mit der rollenden Post-Covid-Ambulanz auf erste Fortschritte verweisen. Der speziell ausgestattete Medibus war inzwischen an 15 verschiedenen Standorten in Thüringen im Einsatz, unter anderem in Weimar, Gera, Saalfeld und Apolda. Sechs weitere sind geplant. Bis November kommenden Jahres soll der Bus in allen Thüringer Landkreisen - bis auf Nordhausen - Station gemacht haben.

Zum Aufklappen: Was ist Post-Covid?

Vom einem "Post-Covid-Zustand" oder dem "Post-Covid-Syndrom" spricht man, wenn die Beschwerden nach einer Corona-Infektion mindestens zwölf Wochen und länger entweder noch vorhanden sind oder nach diesem Zeitraum neu auftreten und nicht anderweitig erklärt werden können. Treten die Symptome zwischen vier und zwölf Wochen auf, bezeichnen Mediziner dies als "Long-Covid".

An Post-Covid erkrankte Personen berichten über unterschiedliche körperliche und psychische Symptome. Diese können sowohl einzeln als auch in Kombination auftreten und von sehr unterschiedlicher Dauer sein. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen sowie Muskelschwäche. Auch psychische Probleme wie depressive Symptome und Ängstlichkeit sowie Störungen von Geschmack und Geruch kommen häufig vor.

Bislang lässt sich daher kein einheitliches Krankheitsbild abgrenzen. Zudem sind zugrundeliegende Mechanismen noch nicht geklärt, was die Diagnostik und Behandlung erschwert.

Quellen: Robert-Koch-Institut und Deutsche Rentenversicherung

Laut Uniklinikum Jena sind bislang 345 Patienten eingebunden. Damit sei mehr als die Hälfte der etwa 600 verfügbaren Plätze belegt. Laut Projektleiter Andreas Stallmach ist die Behandlung langwierig und vor dem Hintergrund des komplexen Krankheitsbildes auch anstrengend. Es gebe aber positive Effekte, Betroffene nehmen Verbesserungen ihrer Situation durch die Behandlung wahr.

Studienergebnisse im Sommer 2026

Im Medibus werden Patienten vor Ort untersucht und bekommen ein Programm mit Rehasport, Yoga und Gedächtnistraining. Während der dreimonatigen Behandlung werden sie telemedizinisch betreut und überwacht. Eine über drei Jahre laufende Studie begleitet das Projekt. Ergebnisse sollen im Sommer 2026 vorliegen.

MDR (prell/jn)