Thüringen Welches Potenzial in Soja für Thüringen steckt
Die Bedingungen für den Sojaanbau in Thüringen werden immer besser. Auf etwa der Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen könnte inzwischen Soja wachsen. Für die menschliche Ernährung spielt es jedoch bisher nur eine geringe Rolle.
Im Kuhcafé der Agrargenossenschaft Kauern haben sich etwa 40 Bauern zum Mitteldeutschen Sojatag zusammengefunden, und es gibt: Belegte Wurstbrötchen. Um leckere Sojarezepte geht es an diesem Montagvormittag also nicht. Auch wenn die fleischlose Ernährung mit Sojamilch und Tofu im Trend liegt, wird hier nur ein Bruchteil der Ernte für die menschliche Ernährung eingesetzt. Der Großteil der Thüringer Sojabohnen wird an Tiere verfüttert.
Nur das beste für seine Kühe: Klaus-Jürgen Plötner von der Agrargenossenschaft Kauern verfüttert Soja aus eigenem Anbau.
"Bisher hat noch kein Kunde im Hofladen nach Sojaprodukten gefragt", sagt Klaus-Jürgen Plötner von der Agrargenossenschaft Kauern. Seine 280 Milchkühe haben dafür umso mehr Interesse an der exotischen Bohne, denn die bekommen seit ein paar Jahren Soja aus dem Elstertal ins Futter gemischt.
Die Bohne enthält viel Eiweiß und liefert Rindern und anderen Nutztieren wichtige Nährstoffe. Soja boomt – und eine wirkliche Alternative zu der Proteinbombe gibt es bisher nicht.
Großes Potenzial für Soja in Thüringen
In ganz Thüringen sind es momentan knapp 1.000 Hektar, auf denen Soja angebaut wird. Das ergibt laut Versuchsbericht des Landesamts für Landwirtschaft etwa 2.000 Tonnen Soja pro Jahr.
Martin Miersch vom Soja-Förderring setzt sich für die Erzeugung und Verarbeitung von Sojabohnen in Deutschland ein.
Martin Miersch vom Soja-Förderring geht von etwa 94.000 Tonnen aus, die potenziell jährlich in Thüringen angebaut werden könnten. Besonders geeignet ist die Gegend in der Saale-Ebene bei Jena bis zur Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt und im Altenburger Land.
Alle schauen auf die Tierhaltung, aber niemand interessiert sich für die Fütterung von gentechnisch veränderten Futtermitteln. Martin Miersch | Soja-Förderring
Das Potenzial für regionalen Sojaanbau ist also da. Momentan ist Brasilien der weltweit größte Produzent mit über 120 Millionen Tonnen pro Jahr.
Sojaanbau belastet Klima und Umwelt
Die Abholzung von Regenwaldflächen und der Einsatz von Gentechnik in Brasilien stehen schon länger in der Kritik. "Alle schauen auf die Tierhaltung, aber niemand interessiert sich für die Fütterung von gentechnisch veränderten Futtermitteln", sagt Martin Miersch.
Sebastian Pietschmann (re) ist Regionalmanager für Thüringen beim <br/>Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum.
Regionaler Anbau könnte die Umweltfolgen verringern. Da Deutschland aber keine Sojatradition hat, muss das Saatgut geimpft werden. Dafür wird der Samen bei der Einsaat mit Bakterien versehen, die ein gesundes Wachstum ermöglichen sollen.
Sojabohnen müssen in den "Toaster"
Der Klimawandel spielt der Sojabohne in die Karten. Gleichzeitig ist die Sommertrockenheit aber auch gefährlich. Denn gerade in den Sommermonaten reifen die Bohnen zur vollen Größe, benötigen viel Wasser.
Zumindest zum Sojatag konnten auch die Menschen mal Sojasnacks probieren.
Bei Rindern können die Bohnen unverarbeitet verfüttert werden, Schweine und Geflügel bekommen beim Rohverzehr allerdings Verdauungsprobleme. Um die zu umgehen, müssen die Bohnen kurz erhitzt werden. Dafür ist ein sogenannter Toaster notwendig, der bei vielen Landwirten noch nicht existiert.
In Kauern bei der Agrargenossenschaft gibt es dieses Gerät auch noch nicht, man denkt aber über die Anschaffung nach.
Zum Aufklappen: Stichwort Soja
Die Sojabohne gehört zu den Hülsenfrüchten und kommt ursprünglich aus Ostasien. Weltweit wird der Großteil des angebauten Sojas zu Tierfutter verarbeitet. Darüber hinaus werden aus Soja unter anderem Tofu, Sojasauce und Sojamilch hergestellt. Sojaöl findet sich zum Beispiel in Margarine, Mayonnaise und Kosmetik. Außerdem lässt sich aus Soja auch Biodiesel gewinnen.
Auch über eine Mühle zur Herstellung von Sojaöl für den Hofladen hat Klaus-Jürgen Plötner schon nachgedacht. Der bürokratische Aufwand sei ihm dafür aber bisher noch zu hoch gewesen. Selbst probiert hat Klaus-Jürgen Plötner die Sojabohnen übrigens noch nicht.
MDR (gh)