Vom Borkenkäfer befallene, tote Fichten im Nationalpark Harz

Thüringen Verschnaufpause für Thüringens Wälder: Regnerischer Sommer schadet Borkenkäfer

Stand: 17.07.2024 00:40 Uhr

Widerstandsfähigere Bäume und ausgebremste Schädlinge: Der starke Niederschlag im Juni und Juli hat in Thüringens Wäldern für ein Drittel weniger Borkenkäferbefall gesorgt als im Vorjahr. Ob das Grund genug zur Entwarnung ist, zeigt sich jedoch erst nach dem Sommer.

Von Wolfgang Hentschel, MDR THÜRINGEN

Die vielen Regenfälle in diesem Frühjahr und Sommer schaden nach Angaben von Thüringen Forst dem Borkenkäfer. Sprecher Horst Sproßmann sagte MDR THÜRINGEN, die rund 270 Revierförster des Landes würden jeden Monat den Befall von Bäumen durch den Schädling erfassen. Bis Mai dieses Jahres sei dabei ein Schadensbestand festgestellt worden, der fast identisch mit dem des Vorjahres gewesen sei. "Die Zahlen im Juni zeigen dann aber tatsächlich, dass die Schadholzmenge zurückgegangen ist", so Sproßmann. "Und zwar nicht im geringen Maß, sondern um etwa ein Drittel. Das ist ein markanter Rückgang."

Laut Sproßmann hat der Regen der vergangenen Monate zweierlei bewirkt. Er hinderte die Borkenkäfer zum einen daran, zu fliegen und Nachbarbäume zu befallen. Zum anderen hat der Regen insbesondere die Vitalität und Widerstandskraft der Fichten gestärkt. Gerade sie hatten zuletzt unter dem Borkenkäferbefall gelitten. Im Herbst 2023 war nur noch jede vierte Fichte in Thüringen als gesund eingestuft worden.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes gab es in Deutschland seit Messbeginn im Jahr 1881 noch nie so viel Regen binnen eines Jahres wie zwischen Juli 2023 und Juli 2024. Demnach fielen in diesem Zeitraum rund 1.070 Liter Regen pro Quadratmeter, 300 Liter mehr als im langjährigen Mittel. In Thüringen gab es demnach vor allem im Frühjahr viel Niederschlag.

Endgültige Einschätzung erst im Herbst möglich

Thüringen Forst sieht aber bei der Borkenkäferplage noch keinen Grund zur Entwarnung. Entscheidend sind laut Sprecher Sproßmann die nächsten Monate: "Nach diesem niederschlagsreichen Frühjahr und Sommer besteht die Gefahr, dass es noch einen trockenen und heißen Spätsommer gibt. Bis weit in den September hinein, wie wir es auch im Jahr 2023 hatten. Dann haben wir eine Situation, die den Borkenkäfern in die Hände spielt."

Laut Sproßmann müssen noch die Monate Juli und August abgewartet werden, um eine solide Prognose abgeben zu können. Hinzu kommt: Der Regen macht es den Experten schwer, befallene Bäume zu identifizieren - weil das Wasser das verräterische Bohrmehl der Käfer wegschwemmt. Möglich also, dass die Zahl der befallenen Bäume höher ist als zurzeit angenommen.

Sproßmann zufolge wird nicht nur durch die Spuren überwacht, wie viel Schadholz der Borkenkäfer hinterlässt. Es gibt in Thüringen zudem etwa 100 Borkenkäferfallen. Sie werden regelmäßig überprüft. Aus der Zahl der entdeckten Käfer können Rückschlüsse darüber gezogen werden, wie hoch die Population zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten ist.

MDR (ost)