Thüringen Weihnachtsmarkt in Erfurt: Musikgebühren verärgern Stadt
Die Stadt Erfurt muss dieses Jahr mehr als 80.000 Euro Gema-Gebühren für ihren Weihnachtsmarkt zahlen. Der Unmut ist groß. Gleichzeitig tritt ein neuer Marktmeister sein Amt an.
Auf dem Erfurter Domplatz stehen die Weihnachtshütten. Die Händler dekorieren und räumen die ersten Waren ein. Am Dienstag wird Thüringens größter Weihnachtsmarkt eröffnet. Insgesamt werden 173 Händler ihre Waren verkaufen. Im gesamten Stadtgebiet sind 186 Hütten geplant.
Der Erfurter Weihnachtsmarkt lebt ja auch von Traditionellem, und wir sind stolz, uns mit den ganz großen Märkten in Deutschland messen zu können. Tobias Knoblich | Kulturdezernent Erfurt
Es ist der 174. Weihnachtsmarkt und für Maximilian Wolf der erste als Weihnachtsmarkt-Boss. Der 31-Jährige Erfurter ist der Leiter der neuen Abteilung "Events und Großveranstaltungen". Angst vor dem Job habe er nicht, aber Respekt: "Es ist schon beeindruckend, wie viele Leute letztlich an so einem Markt beteiligt sind, wie viele Zahnräder ineinander greifen."
Wechsel auf dem Weihnachtsmarkt-Chefposten
Wolf hat den langjährigen Marktmeister Sven Kaestner abgelöst, der in die zweite Reihe geschickt wurde. Er habe, heißt es, zu viel und zu allein gearbeitet. Die Überstunden hätten ein nicht mehr vertretbares Ausmaß angenommen. Sven Kaestner war immer da, jederzeit erreichbar, kannte jeden und jeder kannte ihn.
Nun läuft der Weihnachtsmarkt unter der Regie der Kulturabteilung und die will nach eigenen Aussagen nicht alles umkrempeln. "Der Erfurter Weihnachtsmarkt lebt ja auch von Traditionellem, und wir sind stolz, uns mit den ganz großen Märkten in Deutschland messen zu können", sagt Kulturdezernent Tobias Knoblich.
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Erfurter Weihnachtsmarkt mit Riesenrad
Das Riesenrad gehört zur Tradition wie auch die Eröffnung auf den Domstufen. Am 26. November werden ab 16:30 Uhr der Gospelpop-Chor mit Heavens Garden und die Erfurter Turmbläser die Besucher einstimmen.
Dann rollt der neue Oberbürgermeister Andreas Horn mit der Kutsche vor und wird vom Nikolaus begrüßt. Neben dem Domplatz gibt es auch Weihnachtshütten auf dem Fischmarkt vorm Rathaus, auf der Schlösserbrücke, auf dem Anger und dem Bahnhofsvorplatz. Die Glühweinpreise liegen bei 4 bis 4,50 Euro. Darauf habe die Stadt aber keinen Einfluss, das könnten die Händler selbst festlegen, sagt Wolf.
Stadt soll 80.000 Euro Gema-Gebühren zahlen
Weihnachten ist das Fest der Überraschungen. Doch schon in dieser Woche traf im Erfurter Rathaus ein Brief ein, der für böses Blut sorgt. Die Stadt muss demnach in diesem Jahr über 80.000 Euro an Gema-Gebühren zahlen. Das sind fast 50.000 Euro mehr als im Vorjahr.
Der Schock darüber sitzt tief und Kulturdezernent Tobias Knoblich spricht von "weltfremd" und wirft der Gema vor, gierig zu sein. "Eine Stadt verfolgt doch mit einem Weihnachtsmarkt keine Gewinnerzielungsabsicht. Das sind doch keine gewerblichen Konzerte, die wir da auf die Bühne bringen. Das ist einfach unangemessen. Und zu sagen, dann müsst ihr eben euer Bühnenprogramm reduzieren, ist zynisch. Das trifft doch die Künstler".
Die Verwertungsgesellschaft Gema hat in diesem Jahr den gesamten Domplatz in die Berechnung einbezogen. Als "Zuschauerraum" zählt nicht der Vorplatz der kleinen Bühne vor den Domstufen, sondern der gesamte Platz mit seinen rund 8.000 Quadratmetern. Daraus resultiere die hohe Gebühr. Die Stadt will prüfen, ob sie juristisch gegen den Gebührenbescheid vorgehen kann.
Musikprogramm mit 300 Künstlern
Rund 300 Künstler sind in das Bühnenprogramm in diesem Jahr einbezogen. Das reicht von Gerda Gabriel, die mit ihrem Weihnachtsprogramm schon Kultstatus habe, bis hin zu neuen Gästen auf dem Weihnachtsmarkt wie dem Erfurter Pianisten Vinzenz Heinze, der mit dem Opernsänger Uwe Schenker-Primus vom Deutschen Nationaltheater auftreten wird.
Für die Sicherheit auf dem Domplatz sollen Poller, Sicherheitsdienst, Polizei und ein Awareness-Team sorgen.
Diskussion um Weihnachtsbaum-Zukunft
Der Weihnachtsbaum sorgt indes bereits wie einst der berühmte Rupfi-Baum für Gesprächsstoff. Er gewinne wohl nicht unbedingt einen Schönheitspreis, heißt es. Aber, so regt die Stadt jetzt eine Diskussion an, es sei ohnehin zu hinterfragen, wie es mit den Weihnachtsbäumen vor dem Hintergrund des Waldsterbens weitergeht.
Schon in diesem Jahr sei es wahnsinnig schwierig gewesen einen Baum zu finden. "Und bedenkt man, dass in ganz Erfurt vor Geschäften, vor Weihnachtshütten und auf privaten Weihnachtsmärkten insgesamt rund 400 Weihnachtsbäume stehen, müssen wir nachdenken, ob das künftig noch unsere Art des Dekorierens sein kann", sagt Marktleiter Wolf.
Den großen Baum auf dem Domplatz werde es aber sicher immer geben. Die Stadt ruft die Erfurter nun auf, über die Zukunft der Weihnachtsbäume auf Straßen und Plätzen zu diskutieren und alternative Deko-Ideen vorzuschlagen.
MDR (kir)