Thüringen Weimarer Stiftung kauft Altes Funkhaus in der Humboldtstraße
In Weimar ist das Alte Funkhaus für mehr als eine Million Euro versteigert worden. Neuer Eigentümer ist eine Stiftung, die die Geschichte des als "Nietzsche-Gedächtnishalle" errichteten Denkmals erlebbar machen will.
Die Stiftung Sendehalle Weimar hat das leer stehende Alte Funkhaus in der Humboldstraße gekauft. Wie Stiftungs-Chef Martin Kranz MDR THÜRINGEN sagte, war er einer von mehreren Bietern. Den Zuschlag habe er am Montag für eine Million Euro bekommen. Erwerb und Sanierung des Kulturdenkmals seien gesichert. Der Haushaltsausschuss des Bundestags habe dazu im vorigen Jahr mit mehr als fünf Millionen Euro die größte Einzelsumme bereitgestellt. Außerdem gebe es private Spender und Stifter.
Kranz sagte am Montag: "Ich bin erleichtert und glücklich, dass sich der jahrelange Einsatz für diesen historisch bedeutenden Ort in Weimar gelohnt hat." Das Gebäude stehe für 90 Jahre deutsche Geschichte aus Nazideutschland, DDR und Nachwendezeiten.
Stadt begrüßt Verkauf
Die Stadt Weimar begrüßt den Verkauf der einstigen Sendehalle. Seit Jahren sei das Gebäude in der Humboldtstraße dem Verfall preisgegeben gewesen, sagte Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos). Das habe mit dem neuen Eigentümer nun ein Ende.
Das Wichtigste sei, dass das Haus als Denkmal nicht verfällt. Geplant sei ein Ort des Lebens, mit zahlreichen Veranstaltungen und Bildungsangeboten, und das werde Weimar gut zu Gesicht stehen.
Eine Konkurrenz zu bestehenden Bildungsstätten wie dem Haus der Weimarer Republik oder der Gedenkstätte Buchenwald sieht Kleine nicht. Er lobt das Konzept der Stiftung Sendehalle als Ergänzung, das neue Zielgruppen erschließen könne.
Finaler Entwurf von Albert Speer
Das Haus war von den Nationalsozialisten nach einem finalen Entwurf des Architekten Albert Speer Ende der 1930er-Jahre gebaut worden und sollte eine Art Weihestätte in ideologisch vereinnahmender Erinnerung an den Philosophen Friedrich Nietzsche werden. Eingerichtet wurde das Gebäude dafür nie.
Nach dem Krieg zog der Hörfunk-"Landessender Weimar" ein, aus dem der Sender Weimar des Rundfunks der DDR wurde. Nach der Wiedervereinigung sendete der MDR von hier aus bis ins Jahr 2000 sein Landesprogramm, das heute MDR THÜRINGEN - Das Radio heißt. Seit dem Auszug des MDR steht das Gebäude weitgehend leer.
Förderung in Millionenhöhe für Umbau von "Nietzsche-Walhalla"
Laut Kranz soll die wechselvolle Geschichte des Hauses mit einem Bildungs- und Kulturprogramm für Jugendliche aus dem In- und Ausland und andere Besucher erlebbar gemacht werden.
"Für den Erhalt von Demokratie, Menschenwürde und Gleichberechtigung soll die ehrliche und offene Begegnung von Menschen aller Generationen diesen Ort prägen." Eine öffentliche Vorschau in der ehemaligen "Nietzsche-Gedächtnishalle" ist für den 15. und 16. November 2024 geplant.
In einem Video der Stiftung Sendehalle Weimar sprechen Shoahüberlebende über das Projekt:
MDR (cfr/jn)/kna