Nach Freistellung "Bild"-Chefredakteur Reichelt kehrt zurück
Nach einer befristeten Freistellung wegen eines Compliance-Verfahrens darf "Bild"-Chefredakteur Reichelt seine Arbeit wieder aufnehmen. Die Führung der Redaktion muss sich Reichelt zukünftig jedoch teilen.
"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt kehrt nach einer befristeten Freistellung wegen eines Compliance-Verfahrens wieder zurück zu der Boulevardzeitung. Das teilte der Medienkonzern Axel Springer mit. Eine solche Untersuchung in einer Firma zielt darauf ab, zu prüfen, ob das Verhalten regelkonform war und die Richtlinien einer Firma eingehalten worden sind.
Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz.
"Keine Anhaltspunkte für sexuelle Belästigung"
"Entgegen der in einigen Medien kolportierten Darstellung gab es keine Vorwürfe und auch im Untersuchungsverfahren keine Anhaltspunkte für sexuelle Belästigung oder Nötigung", gab der Konzern bekannt. "Julian Reichelt hat die Vermischung von beruflichen und privaten Beziehungen eingeräumt, die oben genannten Vorwürfe jedoch bestritten und dies auch eidesstattlich versichert."
Weiter heißt es: "Der Vorstand ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht gerechtfertigt wäre, Julian Reichelt aufgrund der in der Untersuchung festgestellten Fehler in der Amts- und Personalführung - die nicht strafrechtlicher Natur sind - von seinem Posten als Chefredakteur abzuberufen. In die Gesamtbewertung sind auch die enormen strategischen und strukturellen Veränderungsprozesse und die journalistische Leistung unter der Führung von Julian Reichelt eingegangen."
Neue Doppelspitze in der Chefredaktion
Die Redaktionsleitung muss sich Reichelt zukünftig jedoch teilen. Die Chefredakteurin von "Bild am Sonntag" und Mitglied der Chefredaktion der "Bild"-Gruppe, Alexandra Würzbach, wird gleichberechtigte Vorsitzende der "Bild"-Chefredaktionen. Reichelt und Würzbach bilden somit eine neue Doppelspitze.
Der "Spiegel" hatte Anfang März berichtet, dass rund ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen dem Medienhaus Vorfälle aus den vergangenen Jahren angezeigt habe. In einem Intranet-Eintrag bestätigte Springer am Tag darauf die Compliance-Untersuchung zur Prüfung der Vorwürfe. Der Konzern beauftragte dafür eine externe Kanzlei.